Altdorf – wo Tell den Apfel schoss

Unweit des Südufers des Urnersees, nahe der Mündung des Flüsschens Reuss breitet sich die Gemeinde Altdorf in einem von bewaldeten Höhen und massiven Bergen umrahmten Talboden aus. Das alte, zum Kanton Uri gehörende Dorf steht für die mythischen Ursprünge der Schweizer Geschichte.

Hier soll Wilhelm Tell den berühmten Apfel vom Kopf seines Sohnes geschossen haben. Der habsburgische Landvogt Gessler hatte ihn dazu gezwungen, nachdem Tell sich geweigert hatte, Gesslers Hut auf der Stange zu grüssen. So stellt es zumindest Friedrich Schiller in seinem berühmten Drama dar, das die Tell-Sage verarbeitet hat.

Ob Legende oder reale Historie – sowohl Tell als auch Schiller hält man in Altdorf nach wie vor hoch in Ehren: den Schweizer Nationalhelden mit einem eindrucksvollen Denkmal, das das Wahrzeichen und quasi den Mittelpunkt des Ortes bildet, und Schiller mit dem Tellspielhaus, dessen einziges Stück auf dem Spielplan das bekannte Drama des deutschen Dichters der Klassik ist.


Altdorf um 1900 (Bild: © Kazuyanagae, Wikimedia, GNU)

Aber auch wer nicht so Tell- oder Schiller-begeistert ist, wird in Altdorf manches Sehenswerte finden. Denn die traditionsbewusste Gemeinde weiss nicht nur mit einigen interessanten Baudenkmälern zu überzeugen, sondern bietet Besuchern ringsum auch eine wunderschöne Landschaft.


Im Altdorf soll Wilhelm Tell den berühmten Apfel vom Kopf seines Sohnes geschossen haben. (Bild: © Eder – shutterstock.com)

Barock und Klassizismus prägen

Die Ursprünge des Ortes gehen wohl auf das 13. Jahrhundert zurück, zumindest findet sich eine erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahre 1223. Besiedelt war die Gegend aber schon lange vorher, älteste Siedlungsspuren reichen in die Bronzezeit zurück, im siebten Jahrhundert nach Christus wanderten die Alemannen ein.

Obwohl im Mittelalter bereits existent, sind in Altdorf heute kaum noch Zeugnisse aus dieser Zeit zu sehen. Der Grund dafür sind mehrfache Brände in der Vergangenheit, die die jeweils vorhandene Bausubstanz zerstörten. Das heutige „historische“ Ortsbild ist vorwiegend im Zeitraum zwischen dem 17. und dem beginnenden 19. Jahrhundert entstanden. Daher überrascht es nicht, dass sich hier manches Barocke und Klassizistische findet – die typischen Baustile dieser Epochen.


Kirchenviertel (Bild: © Andreas Faessler, Wikimedia, CC BY-SA 3.0)

Ein charakteristisches Beispiel dafür ist die Pfarrkirche Sankt Martin, ein barocker Bau aus dem 17. Jahrhundert, dessen Innenausstattung nach dem letzten grossen Dorfbrand 1799 im klassizistischen Stil erneuert wurde. Die nahe Beinhauskapelle des Kirchfriedhofes ist dagegen noch der Spätrenaissance verhaftet.


Kapuzinerkloster Allerheiligen in Altdorf (Bild: © Roland Zumbühl, Wikimedia, CC BY-SA 3.0)

Beide Bauwerke sind Kulturgüter von nationaler Bedeutung. Nicht weniger eindrucksvoll ist das ehemalige Kapuzinerkloster Allerheiligen, das sich auf einer Anhöhe etwas ausserhalb des Ortes an den Hang schmiegt – ein verwinkelter und verschachtelter Komplex, der nach Brandzerstörung Anfang des 19. Jahrhunderts neu erstanden ist. Das ursprüngliche Kloster wurde bereits 1581 erbaut und gilt als ältestes Kapuzinerkloster der Schweiz und nördlich der Alpen.


Am Urnersee (Bild: © mmuenzl – shutterstock.com)

Zu Füssen des Klosters gedeihen seit einigen Jahren wieder Weinreben, von der Anhöhe bietet sich ein wunderbarer Blick auf das Tal und den Urnersee. Mit einem früheren Kapuzinerinnenkloster verfügt Altdorf noch über einen weiteren Klosterbau in seiner Gemarkung – ein schlichter Komplex aus barocker Zeit.

Eindrucksvoll – die Altdorfer Herrenhäuser

Ausgesprochenen Wohlstand repräsentieren dagegen die zahlreichen prächtigen Herrenhäuser, die vor allem in der Herrengasse, aber auch andernorts in Altdorf zu finden sind. Fast schon mehr Palazzo als Wohnhaus stehen sie für den erworbenen Reichtum heimgekehrter Altdorfer, die sich ab dem 17. Jahrhundert als Söldnerführer in ausländischen Diensten verdingt hatten.


Ausgesprochenen Wohlstand repräsentieren die zahlreichen prächtigen Herrenhäuser (Bild: © Oscity – shutterstock.com)

Als schönstes, aber keineswegs einziges Beispiel dieser Art gilt das „Haus im Eselmätteli“, das 1684/85 entstanden ist und im Inneren noch eine wertvolle Barock- und Rokoko-Ausstattung enthält. Noch mehr historische Artefakte aus Altdorf und Umgebung bietet das „Historische Museum Uri“ – selbst ein markanter Bau. Es zeigt Besuchern u. a. das Altdorfer Alemannengrab, kirchliche Kunst, Waffen, Trachten und vieles mehr aus der regionalen Geschichte.


Ortskern vom Kapuzinerkloster, Altdorf (Bild: © Paebi, Wikimedia, CC BY-SA 3.0)

Zum Tellendorf und auf die Urner Sonnenterrasse

Aber auch die Umgebung von Altdorf lädt zu Unternehmungen ein. Zum Urnersee – dem Südzipfel des Vierwaldstättersees – ist es nur ein „Katzensprung“. Das gilt auch für das nahe Dorf Bürglen, das nur zwei Kilometer südöstlich von Altdorf am Eingang zum Schächental liegt. Hier befindet man sich im „Tellendorf“, dem legendären Geburtsort Wilhelm Tells.



Oder man unternimmt einen Ausflug auf die Eggberge – die Urner Sonnenterrasse. Von den Hängen und Matten auf 1‘500 Meter Höhe dürfe man ein phantastisches Panorama der umliegenden Bergwelt und des Urnersees geniessen.

Fazit 

In Altdorf im Kanton Uri wird die Erinnerung an Wilhelm Tell noch hochgehalten. Aber auch sonst lohnt das traditionsreiche Dorf mit wertvollen Sakralbauten und alten Herrenhäusern einen Besuch.

 

Artikelbild: © Dmitriy Dubovtsev – shutterstock.com

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem großen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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