Auf den Spuren der Inkas durch die Quebrada de Humahuaca
VON Andrea Rathjen Alle Länder Südamerika
Unweit der bolivianischen Grenze steigt die Quebrada de Humahuaca bis auf knapp 3000 m Höhe an. Auf dem Weg durch die Schlucht erwarten Reisende zerklüftete Andenberge, farbenprächtige Gesteinsformationen und atemberaubende Ausblicke ins Tal der Schlucht.
Mitten in den harschen Landschaften der Quebrada laden malerische Andendörfer zu einem Aufenthalt ein, während die Reisenden im kolonialen Humahuaca beschauliche Kopfsteinpflasterstrassen, malerische Plazas und traditionelle Lehmbauten erwarten. Die Quebrada de Humahuaca liegt auf dem südamerikanischen Inka-Pfad und ist seit 2003 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.
Traditionsreiche Andenkultur im Nordwesten Argentiniens
Vom Argentinien der Gauchos und des Tangos, wie es die meisten Reisenden kennenlernen, ist die Quebrada de Humahuaca weit entfernt. Hier, im äussersten Nordwesten des Landes, sind die indigenen Andenkulturen noch überall präsent. In kultureller Hinsicht hat die Provinz Jujuy mehr mit dem benachbarten Andenstaat Bolivien gemeinsam als mit den meisten anderen Regionen in Argentinien. Entlang der Schlucht können Reisende nicht nur die Überreste längst vergangener Kulturen entdecken, sondern auch die bis heute gepflegten Bräuche und Traditionen ihrer indigenen Bevölkerung kennenlernen.
Auch landschaftlich zählt die Quebrada de Humahuaca zu den beeindruckendsten Naturschauspielen der Region. Die zerklüfteten Felsen, die beide Seiten der Schlucht säumen, sind grösstenteils kahl und faszinieren mit einer atemberaubenden Farbenvielfalt und Intensität. Über dem Flusstal des Río Grande steigen sie steil in die Höhe und überraschen mit immer neuen Farbkombinationen, die wie aufgemalt scheinen.
Ihre farbliche Vielfalt verdankt die Quebrada de Humahuaca der speziellen Mineralzusammensetzung der Böden in dieser Region. Durch eine besonders hohe Konzentration verschiedener Mineralien in den einzelnen Gesteinen bilden sich spektakuläre Farbkombinationen und Formen an den einzelnen Bergen. Besonders beeindruckend ist diese Wirkung am Cerro de los Siete Colores, dem „Berg der sieben Farben“.
Vermächtnis indigener Kulturen in der Quebrada de Humahuaca
Die Quebrada de Humahuaca zählt zu den wenigen Regionen in Argentinien, in denen die alten indigenen Kulturen noch stark präsent sind. Bis heute leben in der Quebrada Nachkommen der Volksgruppen, die einst zu grossen Teilen von den Inkas unterworfen wurden. Die indigene Volksgruppe der Omaguaca, der die Quebrada de Humahuaca auch ihren Namen verdankt, gelten als Urbevölkerung der Region und haben in der Quebrada viele Überreste ihrer jahrtausendealten Kultur hinterlassen.
In der Kleinstadt Tilcara stand inmitten des Tals einst eine Festung, die von den Omaguaca auf einem Hügel erbaut wurde. Die Festung wurde mittlerweile rekonstruiert. Das Pucará, wie die alten indigenen Festungsanlagen genannt wurden, beherbergte einst rund 2000 Menschen und diente neben seiner militärischen Bedeutung auch als administratives Zentrum.
Bis heute in Gebrauch sind die historischen Terrassenanlagen der Quebrada de Humahuaca. Schon vor über 1500 Jahren wurden rund um den heutigen Ort Coctaca ausgeklügelte Terrassenfelder angelegt und mit Steinwällen befestigt. Die Terrassen werden den Pucarás zugeordnet, den Festungsanlagen, die einst in dieser Region bestanden. Das System aus Terrassen und befestigten Städten hat die Landschaftsformen der Quebrada de Humahuaca in einer Form beeinflusst, die in Südamerika einmalig ist.
Koloniales Flair in den Städten der Quebrada
Die Quebrada de Humahuaca war die erste Region in Argentinien, die von den spanischen Eroberern erforscht wurde. Auf der Suche nach Handelsrouten, um das Gold und Silber aus dem heutigen Bolivien abzutransportieren, gründeten sie in der Quebradas erste Siedlungen. Neben verschlafenen Dörfern wie Purmamarca, in denen bis heute die Zeit stillzustehen scheint, bezaubert vor allem der grösste Ort Humahuaca mit kolonialem Charme.
Die 8000-Einwohner-Stadt dient nicht nur als nördlicher Ausgangspunkt für Ausflüge in die Quebrada, sondern überrascht auch mit kolonialen Schmuckstücken wie seiner Kathedrale, eine der kleinsten Kirchen weltweit in dieser Funktion. Zwischen den weissgetünchten Häusern und kopfsteingepflasterten Strassen im Zentrum von Humahuaca präsentieren Souvenirstände und kunsthandwerkliche Läden traditionelle Erzeugnisse der Region.
Quebrada de Humahuaca: unterwegs auf dem Inka-Pfad
Der Inka-Pfad ist ein historisches Strassennetz, das die Inkas einst als Handelsrouten nutzten. Der berühmteste Streckenabschnitt des Inka-Pfades liegt in Peru und verbindet das Flussufer des Río Urubamba mit der sagenumwobenen Inkastadt Machu Picchu. Diese alte Handelsroute zählt zu den meistbegangenen Pfaden Südamerikas; die geführten Touren sind hier auf Monate im Voraus ausgebucht. Das Inkareich hatte sein Zentrum zwar im heutigen Peru, reichte jedoch weit Richtung Süden bis ins heutige Argentinien. Insgesamt verband der Inka-Pfad rund 40.000 Menschen miteinander und stellte aufgrund seiner Grösse und Qualität eine aussergewöhnliche bauliche Leistung dar.
Der Wegabschnitt, der durch die Quebrada de Humahuaca verläuft, zählte hoch über dem Tal des Río Grande zu den südlichsten Wegen im mächtigen Inkareich. Dabei durchquert er ebenso wie andere Teile des Inka-Pfades ganz unterschiedliche Landschaftsformen – angefangen von den Hochplateaus der südlichen Anden bis hinunter zu den weiten Ebenen Südamerikas. Der Inka-Pfad in der Quebrada de Humahuaca ist seit rund 10.000 Jahren in Gebrauch und wurde im Jahr 2003 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Oberstes Bild: Blick auf die Andengipfel der Quebrada de Humahuaca (© Luca Galuzzi / Wikimedia / CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“]
Größere Kartenansicht