Aus dem Vollen schöpfen: mein Wellnessurlaub im Salzburger Land

Blick vom Aussenpool des Vollererhofs auf den Untersberg. (© Kurhotel Vollererhof)

Er war einfach fällig, der Wellnessurlaub. Einfach mal richtig faul sein, entspannen, lesen, sich um nichts kümmern müssen – meine Frau hatte mich dazu ermutigt, mal ohne Kind und Kegel ganz alleine wegzufahren. Das Hotel sollte ruhig gelegen sein, schöne Zimmer und einen umfassenden Spa-Bereich haben, aber kein reines Kurhotel sein.

Letztlich entschied ich mich nach intensiver Recherche für den Vollererhof in Puch bei Salzburg. Dort fand ich in fast allen Punkten genau das, was ich gesucht hatte – obwohl mein Urlaub doch ganz anders wurde als zunächst geplant.

Montag: herrliche Natur und Fünf-Gänge-Menü

Am Nachmittag kurz nach drei komme ich am Bahnhof Puch Urstein an. Vom Salzburger Hauptbahnhof liegt er nur knapp 20 S-Bahn-Minuten entfernt. Der Vollererhof bietet einen kostenlosen Bahnhoftransfer an; ein junger Hausmeister holt mich mit einem Kleinbus ab.

Dann geht es enge, verwundene Strassen durch einen Bergwald steil nach oben. Ich hatte den Vollererhof am Ortsrand in leicht erhöhter Position vermutet; tatsächlich liegt er gut 400 Höhenmeter über dem Tal, umgeben von Wald, inmitten einer sehr ruhigen, kleinen Siedlung.


Der Vollererhof in der Totalansicht. (© Kurhotel Vollererhof)

Der Check-in geht wie im Handumdrehen. Die junge Empfangsdame weiss sofort, wer ich bin, händigt mir die Chipkarte (anstelle eines Schlüssels) aus und zeigt mir das Zimmer, in dem bereits mein Koffer bereitliegt. Ein perfekter Auftakt – fast schon zu perfekt für meinen Geschmack.

Nach dem langen Sitzen im Zug zieht es mich erstmal nach draussen. Ich umrunde einmal das Wildgehege nahe des Hotels. Der Vollererhof verfügt über einen recht beeindruckenden Bestand an Dam- und Rotwild, über das ich später noch sehr viele Einzelheiten erfahren würde. Der Pfad durch den Wald ist meine erste Wellness-Erfahrung: Die wunderbare Waldluft und die herrlichen Lichtspiele der Nachmittagssonne energetisieren und beruhigen gleichzeitig.

Vom Abendessen bin ich erstaunt. Ein Fünf-Gänge-Wahlmenü ist im Preis inbegriffen. Los geht es mit geschnittenem Baguette zu Kräuteraufstrich und Butter, danach Vorspeise, Suppe, Hauptgericht und Dessert. Insgesamt erinnert mich die Menügestaltung an französische Esskultur: geringe Mengen pro Gang, ausgesuchte Zutaten, exquisite Zusammenstellung. Ganz nach Wellness-Art gibt es als Vorspeisenoption stets zwei frisch gepresste Vitaldrinks zur Auswahl. Am Ende bin ich satt, aber nicht voll. Ein gutes Gefühl.


Die Speisen am Vollererhoft sehen den durchgestylten Pressebildern tatsächlich gar nicht so unähnlich. (© Kurhotel Vollererhof)
Die Speisen am Vollererhof sehen den durchgestylten Pressebildern tatsächlich gar nicht so unähnlich. (© Kurhotel Vollererhof)

Dienstag: tolle Rückengymnastik und ein Naturdenkmal

Das Frühstücksbuffet ist reichhaltig, vom Obstsalat über Bircher-Müsli bis hin zu Rührei und Speck ist alles dabei, sogar glutenfreies Brot. Von den 18 Teesorten sind allerdings ungefähr die Hälfte Schwarztees. Zugegeben: Ich bin ein Tee-Freak, trinke mit Vorliebe Matcha und Mate nebst anderen Grüntees – und alles in Bio-Qualität. Die suche ich leider vergeblich, Grünteesorten gibt es nur eine, dafür aber einige mir unbekannte Tees wie den Qi- und Shen-Tee. Diese stellen sich als echte Bereicherung heraus.

Im zu Beginn ausgehändigten Wochenprogramm nehme ich die zahlreichen Bewegungsangebote zur Kenntnis. Den Gymnastikprogrammen stehe ich zunächst skeptisch gegenüber, sehe mich in einer Art Aerobic-Balett mit lauter älteren Damen. Dennoch entscheide ich mich, mir die Rückengymnastik mal anzuschauen. Man kann ja schliesslich nicht den ganzen Tag nur herumliegen und „chillen“!

Die junge Trainerin Stephanie begrüsst alle Teilnehmer – es sind ausser mir tatsächlich nur ältere Damen – und absolviert dann mit uns ein erstaunlich herausforderndes Programm. Danach kann ich meinen Hals in beide Richtungen um gefühlte 30 ° weiter drehen, meine Wirbelsäule fühlt sich an, als hätte jemand die Bandscheiben mit Silikon aufgepumpt. Wow! Dazu muss ich sagen, dass ich als ehemaliger Kaderathlet und Vollblutsportler beileibe kein Fitnessmuffel bin.


Die beiden Fitnesstrainerinnen zünden ein wahres Feuerwerk abwechslungsreicher Übungsprogramme. (© Kurhotel Vollererhof)
Die beiden Fitnesstrainerinnen zünden ein wahres Feuerwerk abwechslungsreicher Übungsprogramme. (© Kurhotel Vollererhof)

Für den Nachmittag ist eine Mühlenwanderung in Ebenau geplant. Nachdem Stephanie den Weg als echtes Juwel anpreist, entscheide ich mich spontan für eine Teilnahme. Es soll eines der Highlights meines Urlaubs werden.

Zuvor aber wartet noch das in der sogenannten ¾-Pension enthaltene leichte Mittagessen. Wie erwartet erfüllt es perfekt die Ansprüche insbesondere an einen sommerlichen Wellnessurlaub. Ein ansprechendes Salatbuffet nebst eines leichten Hauptgerichts wie z.B. Gemüsestrudel oder mediterrane Nudeln überbrücken das aufkommende Hungergefühl nach einem aktiven Vormittag perfekt. Mehr braucht es nicht.

Mittags lerne ich auch die Inhaber und Leiter des Vollererhofs kennen, Herrn Scheck und Frau Skardarasy-Scheck. Beide begrüssen mich persönlich. Eine schöne Geste, die auch von Professionalität zeugt.

Die Wanderung führt uns entlang einiger historischer Mühlen, die z.T. aus dem 16. Jahrhundert stammen. Am faszinierendsten ist die Schroffenau-Mühle. Sie liegt direkt am oberen Ende des gut 50 Meter tiefen Plötz-Wasserfalls, der zurecht die Bezeichnung „Naturdenkmal“ trägt.



Immer wieder stossen wir im Verlauf der einstündigen Wanderung auf sogenannte „Gumpen“, kleine, mit Bergquellwasser gefüllte natürliche Becken – im Sommer erfrischender als jeder Badesee! Die grösste Gumpe befindet sich am Fusse des Wasserfalls; die Szenerie wirkt hier wie aus einem Urwaldparadies. Dort, wo das Wasser ins Becken rauscht, befindet sich eine kleine Aushöhlung. Einige Teilnehmer meinen, das gebe doch ein schönes Fotomotiv. Gesagt, getan!


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Zurück im Hotel geniesse ich erstmal die Grosszügigkeit meines Zimmers. Auch zwei Personen könnten es hier gut aushalten. Es sind darüber hinaus die kleinen Dinge, die zwischen Urlaub und Wellness entscheiden. So stellt das Hotel jedem Gast einen stilvollen Tragekorb für den Spa-Bereich sowie einen Bademantel zur Verfügung. Ausserdem: in buchstäblich jedem Raum des Wellnessbereichs Handtücher sowie Getränke zur freien Entnahme.

Im Spa-Bereich gibt es eine finnische Sauna, ein Dampfbad, ein Laconium sowie einen Solestollen. Ergänzt wird das Ganze durch einen Hallenbad sowie einen Aussenpool mit solehaltigem Wasser. Ein Panorama-Indoorbereich sowie zahlreiche Liegen im Aussenbereich – alles mit atemberaubender Bergaussicht – laden zum Entspannen ein.

Mittwoch: Aus Entspannungs- wird Aktivurlaub

Nach den positiven Erfahrungen des Vortags entschliesse ich mich, das komplette Programm mitzunehmen: Morgenspaziergang, Frühgymnastik, Kneippen, Bauch-Beine-Po-Gymnastik sowie eine Wanderung durch die Glasenbachklamm. So wird aus dem reinen Entspannungsurlaub plötzlich ein Aktivurlaub – nicht zu meinem Nachteil, wie ich feststelle. Die Gymnastikeinheiten sprechen Muskeln an, die sonst zu kurz kommen, und auf Wanderungen kommt man immer nett ins Gespräch.


Cliffhanger-Baum in der Glasenbachklamm. (© Alin Cucu)
Cliffhanger-Baum in der Glasenbachklamm. (© Alin Cucu)

Donnerstag: Yoga im Selbstversuch

Am Vormittag steht Pilates auf dem Programm. Sehr viel Wert legt Fitnesstrainerin Barbara hier auf die Atmung und darauf, entlang der Bauchmuskelachse ein „Kraftzentrum“ aufzubauen. Diese Vorstellung und die tatsächliche Anspannung der Bauchmuskeln hilft mir ungemein, den Rumpf zu stabilisieren – auch bei Geräteübungen, die ich später im sehr gut ausgestatteten Fitnessstudio absolviere.

Nach Massage durch einen professionellen Physiotherapeuten versuche ich nachmittags zum ersten Mal Yoga. Meine Skepsis ist noch grösser als vor der „normalen“ Gymnastik, weil ich als entschiedener Christ mit den spirituellen Grundlagen von Yoga nicht einverstanden bin. Dennoch, die reine Neugierde treibt mich, und allzu viel Spiritualität erwarte ich in einem 50-minütigen Programm nicht. Nach dem Kurs verstehe ich, auch durch eine Unterhaltung mit Barbara, wie Yoga der Vorstellung des Hinduismus, die materielle Welt sei eine Illusion, dient. Mir wird allerdings auch klar, dass die Übungen für sich genommen zu mehr Körperbeherrschung führen.

Was meint ihr zu Yoga? Hinterlasst eure Meinung in den Kommentaren!

Freitag: Natur- und Jagdkunde aus erster Hand

Langsam merke ich, wie die Entspannung zur Routine wird, und sich so etwas wie Heimweh andeutet. Jetzt nehme ich auch meinen Laptop mit in den Spa-Bereich, um ein paar angenehmere Arbeiten zu erledigen – doch wahrscheinlich bin ich der Einzige, der sich WLAN im Relaxbereich wünscht 😉

Nachmittags geht es nochmals hinaus rund um das Wildgehege, diesmal aber eher mit didaktischem Hintergrund. Herr Holzschneider erklärt einem Ehepaar und mir sehr facettenreich die Unterschiede zwischen Dam- und Rotwild, die Entstehung des Waidmannsheils, wie man Fichten von Silbertannen unterscheidet und welches Gewehr man für welches Wild verwendet. Obwohl ich mit Jagd so viel am Hut habe wie ein Veganer mit dem Aufbrechen eines Rothirsches, lausche ich seinen Ausführungen mit grossem Interesse.


Rehe im weitläufigen Wildgehege des Vollererhofs. (© Kurhotel Vollererhof)
Rehe im weitläufigen Wildgehege des Vollererhofs. (© Kurhotel Vollererhof)

Das Abendessen mundet immer noch hervorragend, dennoch merke ich plötzlich, was mein Wellnessglück vervollkommnen würde: wenn das ganze Essen in Bio-Qualität wäre. Ich weiss, dass dies normalerweise von Grund auf ins Hotelkonzept integriert wird, und dennoch würde es hier so gut hineinpassen.

Samstag: die Atmung zählt

Die Atemtechnik zieht sich wie ein roter Faden durch alle Kurse. Gut passt nun, dass Barbara einen reinen Atem-Kurs anbietet. Hier werde ich noch mehr sensibilisiert für die verschiedenen Arten der Ein- und Ausatmung. In diesem Punkt haben die Yogis Recht: Der Atem ist tatsächlich wie ein Energiefluss, der wesentlich über Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden mitentscheidet.

Ich geniesse noch einmal ausführlich das Spa-Angebot und reflektiere, was ich in diesen Tagen an Überraschendem und Neuem mitgenommen habe:

  • Viele neue Gymnastikübungen, die mein Repertoire für Zuhause erweitern – Barbara war so freundlich, mir eine Übersicht zur Verfügung zu stellen!
  • Öfter bewusst auf den Atem achten.
  • Das „Kraftzentrum“ im Bauchbereich ist Dreh- und Angelpunkt nicht nur körperlicher Kraft.
  • Statt in Yoga schreibe ich mich lieber in Wing-Chun ein.

Fazit

Der Vollererhof ist ein landschaftlich sehr reizvoll gelegenes Kurhotel, das auch die Ansprüche von Wellnessgästen voll erfüllt. Ein Aufenthalt mit 3/4-Pension erlaubt völliges Zurücklehnen und umfassendes leibliches Wohl, ohne die Gefahr eines „Binge-eating“ wie bei konventionellen All-inclusive-Angeboten. Das Aktivitätenangebot ist nicht ausgeflippt, sondern genau das Richtige für Ruhesuchende.


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Verbesserungspotenzial besteht aus meiner Sicht noch darin, die enge Verknüpfung von Wellness (nicht nur Kur) mit der Ernährung noch mehr herauszustellen. Die perfekten Umgangsformen insbesondere des Küchenpersonals könnten durch eine Prise Natürlichkeit noch abgerundet werden.

Ob das einem die 185 € pro Nacht, die während der Salzburger Festspielzeit fällig werden, wert ist? Wer nur ein bisschen Spa und Massage braucht, kann sicherlich günstiger Wellnessurlaub machen. Wer aus dem Vollen schöpfen will – hier passt das Logo mit dem keltischen Krug sehr gut – findet im Vollererhof ein angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis.

 

Kurhotel Vollererhof

Vollererhofstrasse 158

5412 Puch bei Salzburg

Österreich

T: +43 (0)6245 8991 (täglich von 07.30h bis 22.30h)

F: +43 (0)6245 8991 66

E: kurhotel@vollererhof.at

W: www.vollererhof.at

Titelbild: Blick vom Aussenpool des Vollererhofs auf den Untersberg. (© Kurhotel Vollererhof)

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