Bad Ragaz: „Hier sein ist herrlich“

Bis zum beginnenden 19. Jahrhundert war der Ort Ragaz im Sarganserland ein unscheinbares Bauerndorf, wie es viele gibt. Wenig deutete darauf hin, dass der Name des Dorfes im Taminatal am Alpenrhein – direkt an der Grenze der Kantone Sankt Gallen und Graubünden gelegen – mal weit über die  Region hinaus bekannt werden sollte.

Das änderte sich, als um das Jahr 1838 damit begonnen wurde, das Thermalwasser aus der nahen Taminaschlucht nach Ragaz umzuleiten, um es einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Man folgte damit dem Trend der Zeit. Denn das 19. Jahrhundert war die Epoche der Kur- und Bäderkultur schlechthin. Überall in Europa, wo sich Heil- und Thermalquellen finden, entstanden zu jener Zeit schmucke Kurorte, die zahlungskräftige, oft aristokratische Gäste anzogen.

Vom Bauerndorf zum Kurbad

Dabei war die Heilkraft des Wassers aus der Taminaschlucht lange vorher bekannt gewesen. Bereits im Mittelalter hatte man die Heilquelle entdeckt und zu nutzen gewusst. Im 14. Jahrhundert entstanden in der engen Schlucht die ersten Badehäuser unter der Ägide des nahen Benediktiner-Klosters Pfäfers. Das Badehaus „Bad Pfäfers“ aus dem 18. Jahrhundert ist noch heute ein sichtbares Zeichen dieser klösterlichen Badekultur. Nach der Aufhebung des Klosters fiel das Gelände samt Quelle an den Kanton Sankt Gallen. Der beschloss, das Heilwasser in das besser erreichbare Ragaz umzuleiten. Es sollte der Beginn der Glanzzeit von Ragaz werden, das seit 1937 den Namen „Bad Ragaz“ führt.


Bad Ragaz: „Hier sein ist herrlich“ (Bild: © Christian Kohler – shutterstock.com)

Binnen weniger Jahrzehnte entwickelte sich der Ort von einem verschlafenen Bauerndorf zu einem gepflegten Kurbad mit ausgedehnten Grünanlagen, grosszügigen Hotels, Pensionen und Kureinrichtungen. Sein Glanzpunkt ist das ehemalige Grand Hotel – heute Grand Resort Bad Ragaz –, ein Fünf Sterne-Haus mit exzellentem Komfort und umfassendem Angebot für Alles, was für Wellness und Gesundheit förderlich ist.


Grand Resort Bad Ragaz (Bild: © Peter Hansen – shutterstock.com)

Natürlich fehlt dabei das Ragazer Thermalwasser nicht, das mit 36,5 Grad Celsius nahezu Körpertemperatur besitzt. Die futuristische Tamina Therme mit ihren 7‘300 Quadratmetern bildet einen bemerkenswerten Kontrast zum historistischen Baustil des Grand Resorts. Eine Reminiszenz an den Beginn der Kurtradition stellt die historische Trinkhalle des „Dorfbades“ im Ortszentrum aus dem Jahre 1866 dar.

Taminaschlucht, Kloster Pfäfers und Ruine Freudenberg

Auf jeden Fall lohnt sich ein Ausflug in die nahe Taminaschlucht, wo gleichsam der Aufstieg von Ragaz zu einem Bad von internationalem Ruf begann. Bis zu 200 Meter tief hat sich das Gebirgsflüsschen Tamina in die Felsen gefressen und bietet dem Besucher heute ein wildromatisches Bild. Am spektakulärsten ist wohl der Abschnitt zwischen Valens und Ragol. Auf rund 750 Meter hängen die Felsen hier praktisch über der Tamina und lassen in 70 Meter Höhe nur einen schmalen Spalt zum Himmel offen.


Auf jeden Fall lohnt sich ein Ausflug in die nahe Taminaschlucht (Bild: © Tobias Arhelger – shutterstock.com)

Mindestens ebenso interessant ist ein Besuch von Kloster Pfäfers. Den Benediktiner-Mönchen des Klosters war die Entdeckung und Nutzung der Heilquelle überhaupt erst zu verdanken. Die Ursprünge der Abtei reichen bis in das Jahr 731 zurück, als Mönche vom Kloster Reichenau sich hier niederliessen. Die heute zu sehende Klosteranlage ist unverkennbar ein Werk des Barock.

Ein Brand machte den Neubau im 17. Jahrhundert notwendig. Besonders eindrucksvoll ist die reich geschmückte Klosterkirche mit ihrer reichen Innenausstattung. Benediktiner gibt es hier allerdings schon lange nicht mehr. Im Zuge der Auswirkungen der Französischen Revolution auf die Schweiz wurde das Kloster aufgehoben.

Etwa einen Kilometer nordwestlich von Bad Ragaz erstrecken sich die Ruinen von Burg Freudenberg in bester Aussichtslage auf einem felsigen Hügel. Es wohl einst der grösste Burgenbau im Sarganserland gewesen. Heute sind nur noch Grundmauern und einige Turmreste zu sehen. Schon im 15. Jahrhundert wurde die Burg bei einer Belagerung zerstört.


Ruine von Burg Freudenberg (Bild: © SchuetzeZH, Wikimedia, CC BY-SA 3.0)

Der Sage nach soll in früherer Zeit eine Jungfrau auf Burg Freudenberg verbannt worden sein, die noch immer darauf wartet, von einem jungen Mann erlöst zu werden. Wer sie findet, soll nicht nur die Jungfrau, sondern auch einen Schatz als Belohnung erhalten. Ob die Besucher des jährlich hier stattfindenden Quellrock Open Air-Festivals auch daran denken, mag dahingestellt sein.

„Hier sein ist herrlich“, diese Aussage stammt vom bekannten deutschsprachigen Lyriker Heiner Maria Rilke, der sich häufiger in Ragaz zur Kur aufhielt und damit sein Wohlbefinden an diesem Ort zum Ausdruck brachte. Auch wer heute in Bad Ragaz weilt, wird dem nur zustimmen können.



Fazit

Bad Ragaz im Sarganserland ist ein Kurort von internationalem Rang. Auch heute lohnt ein Besuch des Bades mit bäuerlichem Ursprung und mondänem Flair.

 

Artikelbild: © Peter Hansen – shutterstock.com

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem großen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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