Das "Mari Mari" auf Perhentian Kecil oder: Das Paradies gefunden

Manchmal, da hat man eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie Orte auszusehen haben. Wenn ich nach Griechenland fahre, dann sehe ich türkisblaues Wasser, weiss getünchte Häuser und ich sehe mich in kleinen Tavernen sitzen, Oliven und Feta essen. Wenn ich nach Amsterdam fahre, dann sehe ich schon die bunten Häuser in Christiania, die kleinen Brücken über den Grachten und ein schnuckeliges Hausboot vor mir.

Solche Bilder habe ich auch von Orten, die möglicherweise gar nicht existieren, weil es Wunschorte sind.

Paradies im Kopf


Mein kleines Paradies direkt am Meer: Das Mari Mari. (Bild: © Julia Schattauer / bezirzt.de)

Es gibt da zum Beispiel einen Ort in meinem Kopf, den ich schon recht lange mit mir herumtrage. Es ist ein Ort, an dem ein ganz besonderes Licht durch die Palmen scheint, wo der Sand so pulverweich ist, dass er fast schon an den Füssen kitzelt, das Meer so türkis, dass man gar keine Sonnenbrille aufsetzten will, um die Farbe nicht zu verfälschen.

Am Strand sitzen ein, zwei Menschen und lassen sich die Wellen um die Zehen tanzen, sie lachen und die Sonne taucht ihre Köpfe in einen goldenen Schimmer.

Dieser Ort ist mein kleines Paradies. Schon seit einigen Jahren wird das Bild dazu in meinem Kopf klarer, gewinnt an Details.

Es ist eine kleine Bucht, mit Palmen und den hübschen runden Steinen im Meer, die man in Südostasien so oft sieht. Im Schutz der Bäume stehen ein paar Strandhütten. Sie sind einfach aber wunderschön. Bunt und aus Recyclingmaterialien und an den Ecken des Dachs hängen Muschelmobilees.

Es gibt kleine Terrassen vor jeder Hütte mit Hängematten und innen, da sieht man in jeder Ecke die Liebe zum Details. Die Regale sind aus bunt angemaltem Treibholz, auf dem Fensterbrett liegen Korallen und über dem Bett hängt ein Netz, durch das ganz sicher keine Spinne krabbeln kann. Die Duschen krönt der Sternenhimmel und die Seife liegt in Muschelschalen.

Neben den Hütten gibt es eine Beach Bar, aus der leise Reggae herüberschwappt und die Fetzen von Gesprächen. Grosse Kissen liegen auf dem Boden und, um mein persönliches Glück perfekt zu machen, spielen auf diesen Kissen ein, zwei kleine Hundebabys.

So, genug. Ihr habt ein Bild von meinem kleinen Traumstrand, der perfekten Urlaubskulisse und ganz sicher, habt ihr selbst so einen Ort im Kopf, der diesem vielleicht ganz ähnlich ist.

Wenn Wunschorte zur Realität werden. Oder: Das Paradies gefunden


Kleine selbstgebaute Hütten mit ganz viel Charme. Hier kann man sich wohlfühlen. (Bild: © Julia Schattauer / bezirzt.de)

Ich war oft an Stränden, die der Sache schon ziemlich nahe kamen. In Thailand zum Beispiel im Treehouse auf Koh Phangan oder in Goa. Als ich aber an diesem einen Morgen, der zufälligerweise auch mein Geburtstag ist, in Malaysia aufwache, geweckt von einem Gecko, der mir aus drei Zentimeter Entfernung ins Ohr schrie, da lächele ich, denn mein Traumstrand hat einen Namen bekommen und der lautet “Mari Mari“.

Mari Mari, das ist ein kleines Resort, ihr wisst schon, in einer Bucht an einem Strand mit Pulversand und türkisfarbenem Wasser. Doch dieser Ort ist ganz real, wir befinden uns auf Perhentian Kecil am Pentani Beach, im Süden der Insel.

Meine Liebesgeschichte mit diesem Ort beginnt ganz romantisch, wie es sich gehört. Denn es war Liebe auf den ersten Blick.

Wir waren schon ein paar Tage auf Kecil und hatten unser Lager an der Coral Bay bezogen. Dort schauten wir den Besitzern der Unterkünfte beim Vorbereiten der Saison zu, denn diese sollte offiziell erst in ein paar Tagen, am ersten März, beginnen. Wir schlenderten am Strand vorbei, besuchten Katzenbabys und Warane im Resort nebenan, schlemmten uns durch Restaurants und schauten Filme im Outdoorkino.

Wir spazierten durch den Dschungel zum Long Beach, der noch ganz verschlafen dalag. Die Ruhe vor dem Sturm, denn in ein paar Tagen sollte sich dieser Strand zur Partymeile entpuppen. Wir machten Schnorchelausflüge und erkundeten die Insel durch den Dschungel nach Norden und Süden.

Bei einer dieser Touren in den Süden der Insel stiefelten wir die Strände an der Westküste entlang, einer schöner als der andere. Grosse runde Felsen, weisser Strand und seichte Wellen.

Hier und da raschelte ein Waran durch den Dschungel und so bahnen wir uns unseren Weg. Das Mari Mari begrüsste uns mit bunten Bojen, die an Fischernetzen hängen, Schiffstauen, die um Baumstämme gewickelt sind und Muschelwindspielen, die im Wind klimperten. Aus der Küche strömte der Duft von Gebratenem und vor uns stand ein junger Mann mit einem Grinsen im Gesicht, das so breit war, dass es gar nicht ganz auf sein Gesicht passen wollte.


Musikmachen, lesen, entspannen. Viel mehr braucht es nicht, um glücklich zu sein. (Bild: © Julia Schattauer / bezirzt.de)

Wir blieben auf einen Kaffee, liessen uns den Wind um die Nase wehen und genossen die Ruhe. Eine leuchtend grüne Eidechse mit zackigem Kamm leistete uns Gesellschaft und beobachtete uns neugierig mit ihren schwarzumrandeten Augen. Ich merkte schnell: „Das ist es. Genau das ist es. Hier will ich länger bleiben.“

Dieser Ort passte nicht nur erschreckend zu dem in meinem Kopf, ich merkte es auch körperlich. Dieser Ort tat mir gut. Ich war entspannt, die Luft strömte frisch und salzig durch meine Lungen, die Sonne kitzelte meine Nasenspitze, das Lächeln wollte nicht mehr aus meinem Gesicht weichen.

Wir fragten nach, ob es noch Platz für uns gibt aber leider waren zu diesem Zeitpunkt alle Hütten belegt. Es wäre auch zu schön gewesen. Doch wir gingen mit einer Telefonnummer und der Hoffnung, dass in ein, zwei Tagen etwas frei werden würde.

Und tatsächlich, zwei Tage später versuchten wir unser Glück, riefen an und bekamen die Nachricht, dass wir sofort kommen könnten. Wir brauchten keine zehn Minuten zum Packen, fünf Minuten, um ein Wassertaxi zu organisieren und weitere zehn Minuten, bis wir Pentani Beach mit dem Boot erreichten.

Und jetzt, als ich an diesem Morgen aufwache, öffne ich die Augen mit einem Lächeln im Gesicht. Es ist mein Geburtstag und ich verbringe ihn mit der Gewissheit, dass ich an keinem Ort lieber sein würde, als an diesem. Kerry, die gute Fee, Köchin und “Mama” von Mari Mari überrascht mich mit einem Geburtstagsfrüchteteller und am Ende meines schönsten Geburtstages, den ich je hatte, lädt mich Bev, ein englischer Australier, Tauchlehrer und Künstler, zum Nachtschnorcheln ein. Es ist wirklich wahr, die Orte in unseren Köpfen existieren irgendwo da draussen. Man muss sich nur auf die Suche nach ihnen machen.

 

Artikelbild: © Julia Schattauer / www.bezirzt.de

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Mehr zu Julia Schattauer

Julia Schattauer ist freie Autorin und leidenschaftliche Bloggerin. Geschichten vom Reisen sind ihr Steckenpferd. Neben nützlichen Fakten geht es ihr in erster Linie ums Storytelling. Darum, den Leser in die Welt mitzunehmen und sein Fernweh zu wecken. Als studierte Kunsthistorikerin, Tourismus-, und Literaturwissenschaftlerin schreibt sie ausserdem über Themen aus Kunst und Kultur.

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