Derby und die Horizontal Waterfalls

Derby mag ein kleines australisches Nest sein, bietet aber mit den nahe gelegenen Horizontal Waterfalls ein Naturschauspiel erster Güte. Eine Tour mit dem Schnellboot sorgt für einen Adrenalin-Ausstoss wie bei einer Achterbahnfahrt. Eindrücke eines unvergesslichen Trips.

Wer aus Broome kommt und in Derby noch ein letztes Mal das Meer sehen will, bevor er sich auf den langen Weg durchs Landesinnere Nordaustraliens nach Katherine macht, der wird eine Enttäuschung erleben, zumindest bei Ebbe. Fährt man über die Jetty Road zur Derby-Wharf, der gigantischen, noch im 19. Jahrhundert gebauten Anlegestelle, so sieht man Schlick, soweit das Auge reicht. Das liegt am Tidenhub, der in dieser verlassenen Weltgegend bei über elf Metern liegt. Man muss sich das plastisch vor Augen führen: Alle sechs Stunden fällt der Wasserspiegel um elf Meter, um dann in den nächsten sechs Stunden wieder anzusteigen!

Riesige Wattflächen sind die Folge, die nur für die kurze Zeit der hohen Flut überspült werden, nachdem sich die Wassermassen durch das Inselgewirr des Buccaneer Archipels hindurchgekämpft haben. Dieser unglaubliche Unterschied zwischen Ebbe und Flut ist auch der Grund für das Naturphänomen, zu dem wir später noch einen Ausflug unternehmen wollen, die Horizontal Waterfalls.


Wattlandschaft bei Derby (Bild: Rainer Hitzler – www.briefvogelservice.de)


Sehenswert in Derby (ca. 5´000 Einwohner) sind unter anderem das Gefängnis, das gleichzeitig das älteste Gebäude der Stadt ist, ein im 45-Grad-Winkel aus dem Boden wachsender Boab Tree, gleich am Ortseingang in einem Park, die oben schon erwähnte Derby Wharf und etwas ausserhalb des Ortes ein botanischer Lehrpfad, der auf Schautafeln eine Fülle an Informationen über die Pflanzen und deren Verwendungsweisen durch die Aborigines bereitstellt. Gegen Abend, wenn es schon etwas kühler ist, eine angenehme und lehrreiche Runde. Auch das eine oder andere Känguru huscht durchs Gebüsch und unzählige Termiten kann man bei der Arbeit beobachten.

Die beeindruckendste und etwas gruselige Sehenswürdigkeit von Derby ist der Boab Prison Tree. Ein Boab Tree, angeblich um die 1500 Jahre alt, mit einem Umfang von über 14 Metern, der innen hohl ist. Und er heisst nicht nur Prison Tree, genau das war er auch. In seinem Hohlraum wurden Aborigines eingesperrt, die von Sklavenjägern im Outback eingefangen und nach Derby als Perlentaucher verkauft wurden. Eine beängstigende Vorstellung! Auch hier gibt es ausführliche Hinweistafeln.


Boab Prison Tree – ein Baum der als Gefängnis genutzt wurde, nahe Derby (Bild: Martin Kraft, Wikimedia, CC)


Ausflug zu den Horizontal Waterfalls

Morgens werden wir von einem Kleinbus abgeholt und zu den Derby Seaplanes gefahren. Kurz nach unserer Ankunft landen die beiden Wasserflugzeuge und wir werden den beiden Piloten zugeteilt. Unserer, Richard, ist erstaunlich jung und weist uns ausführlich in die Benutzung der Schwimmwesten ein. Dann geht es ins Flugzeug.

Weil ich ein totaler Flugenthusiast bin, bin ich der erste auf der Gangway zu dem kleinen 14-Sitzer. Ich hangle mich durch die steil ansteigenden Sitzreihen nach vorne und will mich hinter den Copilotensitz setzen, damit ich gut zum Piloten rüberschauen kann. Da winkt mich Richard nach vorne. Wenn ausgebucht ist, wird der Copilotensitz auch mit verkauft! Ich darf Copilot spielen. Schon jetzt weiss ich, dass ich keinen der 685 Aussie-Dollars bereuen werde, die mich dieses Abenteuer gekostet hat.


Die Horizontal Falls Seaplane Adventures Station in Talbot Bay (Bild: Rainer Hitzler – www.briefvogelservice.de)


Nach wenigen Metern auf der Rollbahn zieht Richard unsere Maschine schon in die Höhe und wir sehen die unendlichen Wattflächen, die ganz Derby umgeben. Filigrane Muster hat die ablaufende Flut in den Schlick gezeichnet, und erst nach einigen Minuten Flugzeit erreichen wir freies Wasser über dem King Sound. Bald darauf überfliegen wir den Buccaneer Archipelago, das Freibeuter-Archipel, und erreichen nach einer knappen Stunde Talbot Bay, den Schauplatz der Horizontal Waterfalls.

Zwischen zwei langgezogenen Felsrücken sind nur zwei schmale Durchbrüche, durch die das Wasser bei Flut landeinwärts strömt und sich bei Ebbe wieder hinausquetscht. Hier draussen an der Spitze des Archipels liegt der Tidenhub sogar bei 13 Metern. Mit Urgewalt wird das Wasser zwischen den Felsen hindurchgepresst, und schon hier vom Flugzeug aus kann man das weisse Wasser der Stromschnellen sehen, die dadurch entstehen.

Richard setzt die Maschine in der karibisch grünen Talbot Bay so sanft aufs Wasser, dass wir es kaum mitbekommen. Wir legen an den schwimmenden Pontons der Seaplane Adventures Station an und werden direkt in ein Schnellboot geschickt, weil gerade noch Ebbe herrscht.


Ausflug zu den Horizontal Waterfalls (Bild: Rainer Hitzler – www.briefvogelservice.de)


Im Schnellboot durch die Stromschnellen der Horizontal Falls

Der Skipper liefert sich mit der geballten Power dreier riesiger Aussenborder zunächst ein Rennen mit Richard, der mit dem Flugzeug schon wieder startet. Als das Flugzeug abhebt, biegen wir ab Richtung Horizontal Waterfalls. Wir fahren nahe an die Engstelle heran, sehen hoch über uns schwarz die Felsen, die bei Flut unter Wasser stehen. Das Wasser donnert uns entgegen aus der Engstelle. Der Skipper dreht ab und holt in einem grossen Kreis Schwung, bevor er mit der geballten Kraft von schätzungsweise 1000 Pferdestärken durch die Schlucht donnert. Achterbahn ist nichts dagegen!

Aber es dauert zum Glück nicht so lange. Meine beiden Kinder kreischen glücklich, ich bin ein bisschen vorsichtiger und juble erst, als wir durch sind. Wir brausen auch noch durch die zweite Engstelle und durch beide wieder zurück. Jedes Mal erst Adrenalin, dann Dopamin im Überfluss. Gedopt kommen wir zurück zur Station.

Nach einem Besuch im Haikäfig mit Haifütterung gibt es eine Rundfahrt durch die Buchten von Talbot Bay mit vielen geologischen und botanischen Infos. Aufgefaltete Felsformationen, Millionen Jahre alt, ein auf den Kopf gestelltes Flussbett hoch über der Wasseroberfläche und leider heute keine Krokodile in den Mangrovenwäldern. Anschliessend lassen wir uns Barramundi Barbecue munden, bevor wie einen weiteren Ausflug zu den Stromschnellen machen.


Ein ca. zwei Meter langer Hai besucht die Station (Bild: Rainer Hitzler – www.briefvogelservice.de)


Jetzt ist das Wasser bei auflaufender Flut noch wilder und aufgewühlter. Der Skipper lässt das Boot rückwärts in die Engstelle treiben und hält es mit Motorkraft auf der Stelle, ganz nah an der ersten Stromschnelle zwischen den Felsen. Dann Vollgas, ein Kreis und mit voller Kraft voraus hinein ins Vergnügen. Wir sitzen diesmal in der ersten Reihe, werden hochgeschleudert und donnern ins Wellental, so dass wir komplett nass gespritzt sind. Noch mehr Adrenalin!

Nach dem Rückflug über Cape Leveque waren meine Kinder mit mir einer Meinung. Die 1400 Euro, die uns dieser Spass gekostet hat, haben wir gerne gezahlt. Natürlich darf man sich keinerlei Gedanken über die Ökobilanz eines solchen Ausflugs machen, aber da gelten in Australien andere Parameter. Ein Tipp noch: Die Flüge werden auch von Broome aus angeboten, sind von dort aber um die 100 Dollar pro Person teurer, weil die Flugstrecke länger ist.

Text: Rainer Hitzler

 

Oberstes Bild: Horizontal Waterfalls aus der Vogelperspektive im Anflug auf Talbot Bay (© Rainer Hitzler – www.briefvogelservice.de)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://maps.google.de/maps?q=Derby,+Westaustralien,+Australien&hl=de&sll=-17.395528,123.686829&sspn=0.263079,0.308647&oq=Derby&hnear=Derby+Westaustralien,+Australien&t=m&z=11″ size=“350″]

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