Die Beatles in Indien: Ein Ausflug zum Maharishi Mahesh Yogi Ashram

Die weissen, eiförmigen Bauten mitten im Wald sehe ich schon von der High Bank aus. Hoch oben über dem Ganges mit Blick auf Rishikesh, kann ich vom Hotel direkt auf die seltsamen Bauten auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses schauen.

Als ich bei den anderen Gästen nachfragte, was diese eigentümlichen Kuppeln seien, bekam ich als Antwort „The Eggs“. Nicht sehr aufschlussreich. Es stellte sich heraus, dass diese Eier Teil des berühmten Ashrams sind, in dem die Beatles einige Zeit verbrachten, mehr oder weniger der indischen Spiritualität frönten und neue Lieder schrieben. Klar, dass wir uns das ganze Areal aus der Nähe anschauen mussten.


Das Ashram, in dem die Beatles einige Wochen verbrachten. (Bild: © Julia Schattauer / bezirzt.de)

Rishikesh gilt als die Welthauptsadt des Yoga. Sie ist Anlaufspunkt für Alt-Hippies, Sinnsuchende und Yoginis aus aller Welt. Die Popularität hängt sicherlich zum grossen Teil mit den berühmten Ashrambewohnern zusammen. Mittlerweile ist das Ashram übrigens verlassen und der zunehmenden Verwilderung überlassen. Denn obwohl es ein Must-See für alle Backpacker ist, interessieren sich die Einheimischen und indischen Touristen nicht sonderlich für das Bauwerk und verwildert das Gelände zunehmend.

Einige Tage später, als wir selbst in einen Ashram mitten in Rishikesh mit Blick auf die beeindruckende (und ganz schön wackelige) Hängebrücke Laxman Jhula wohnten, setzten wir den Plan in die Tat um.

Wir suchten unseren Weg durch das Gestrüpp – kein Schild, kein Wegweiser und keine Werbung. Schliesslich fanden wir den kleinen Pfad, kletterten über baufällige Mauern und hatten es schliesslich geschafft. Wir waren im Beatles Ahsram.


Die alte Meditationshalle mit Graffitis. (Bild: © Julia Schattauer / bezirzt.de)

Aus dem Nichts, oder eher aus den Hecken, tauchte plötzlich ein junger Mann auf und verlangte einige Rupees Eintrittsgeld. Nach einigen Wochen in Indien hatten wir gelernt, dass ohne Feilschen gar nichts geht. Also diskutierten wir, schliesslich kann er sich ja nicht einfach aus Lust und Laune hier hinstellen und Geld einkassieren.

Und ob er das kann. Gute Geschäftsidee, denn streng genommen ist unser Eindringen Hausfriedensbruch, falls es so was in Indien gibt. Um ein paar Rupien bereichert zog er von Dannen und wir durften weiter ins verwilderte Gelände.

1968 verbrachten die Beatles einige Wochen im Maharishi Mahesh Yogi Ashram. Bei Maharishi fanden sie nicht nur Zeit zum Meditieren und für Yoga, sondern schrieben auch einige Songs für das „White Album“ wie „Mother Nature’s Son“ und „Sexy Sadie“. Lange hielten es die „Fab Four“ aber nicht bei ihrem Guru aus. Die möglichen Gründe und Äusserungen gehen auseinander: Sexuelle Absichten des Gurus, die Abneigung gegenüber dem vegetarischen Essen (Rishikesh ist übrigens bis heute eine rein vegetarische Stadt) bis hin zu den von Maharishi unerwünschten Drogeneskapaden der Band

Tatsache ist aber, dass der Aufenthalt der Musiker in Indien ein grosses Medienaufgebot mit sich zog und die Hauptstadt des Yoga weltweit bekannt machte. 1997 wurde das Ashram aufgegeben und seitdem hauptsächlich von Affen und zeitweise von einigen Sadhus bewohnt.

Die Architektur der Anlage ist beeindruckend: Kleine Kieselsteinchen bedecken die Wände, separate Wohnhöhlen säumen den Weg. Die sogenannten Eier stellten sich dabei als Meditationshöhlen heraus, in denen sich die Inspirationssuchenden zurückziehen konnten und den Blick in die weite Waldlandschaft schweifen lassen konnten.

Den Beatles wird in der ehemaligen Meditationshalle auf dem Gelände gehuldigt, in der riesige Malereien an die Band erinnern. Auch Gemälde des Gurus und anderen bekannten Persönlichkeiten wie Osho oder dem Dalai Lama sind in der Halle zu finden.


Die sogenannten „Eggs“ aus der Nähe. (Bild: © Julia Schattauer / bezirzt.de)

Das verlassene Maharishi Mahesh Yogi Ashram bildet das I-Tüpfelchen der spirituellen Hochburg Rishikesh. Die ganze Szenerie ist beeindruckend, die Grösse der Anlage überwältigend. Die Architektur, der Ausblick von den „Eiern“ über den Wald, das Zurückerobern des Gebäudes durch die Natur, wirklich einzigartig.

Rishikesh ist einfach eine Reise wert. Auch wenn diese durchaus etwas langwierig ist und der Verkehr auch hier, wie überall, eine echte Herausforderung ist. Rishikesh entschädigt für alles: Die Hängebrücke, die Scharen an Pilgern, die riesige Shivastatue im Ganges, die Hanumanstatue, die sich mit Special Effects das Herz aufreisst, die Wasserfälle, die weissesten Sandstände, die ich je an einem Fluss gesehen habe, das Pyramid Café, die Ashrams, das Yogaangebot … ich könnte ewig so weitermachen.

 

Artikelbild: © Julia Schattauer / bezirzt.de

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Mehr zu Julia Schattauer

Julia Schattauer ist freie Autorin und leidenschaftliche Bloggerin. Geschichten vom Reisen sind ihr Steckenpferd. Neben nützlichen Fakten geht es ihr in erster Linie ums Storytelling. Darum, den Leser in die Welt mitzunehmen und sein Fernweh zu wecken. Als studierte Kunsthistorikerin, Tourismus-, und Literaturwissenschaftlerin schreibt sie ausserdem über Themen aus Kunst und Kultur.

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