Die UNWTO – Weltorganisation für Tourismus

Die UNWTO ist eine der vielen Unterorganisationen der Vereinten Nationen. Seit Jahrzehnten kümmert sie sich um die Förderung des nachhaltigen Tourismus auf der Welt.

Die Organisation wird heute von 156 Mitgliedsstaaten getragen, ihr sind ausserdem mehr als 400 nationale und übernationale mit dem Tourismus verbundene Organisationen angeschlossen. Sie ist damit die weltweit am breitesten aufgestellte Plattform für Anliegen des Tourismus. Die Schweiz gehört der Organisation seit 1975 an.

Ein langer Weg bis zur UN-Organisation

Vorläufer der UNWTO gab es bereits vor dem Zweiten Weltkrieg. 1925 wurde als Initialzündung in Den Haag erstmals der „International Congress of Official Tourist Traffic Associations” (ICOTT) durchgeführt. Daraus entstand 1934 die „International Union of Official Tourist Propaganda Organizations“ ‎‎(IUOTPO). Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen machten in der Nachkriegszeit einen organisatorischen Neuantritt erforderlich.

Auf einem internationalen Treffen von Tourismus-Vertretern in London wurde 1946 die Errichtung einer neuen Vereinigung beschlossen. 1947 folgte die Gründung der „International Union of Official Travel ‎Organizations“ (IUOTO). Sie hatte ihren Sitz in Den Haag, später in Genf. Die IUOTO war eine typische Nichtregierungsorganisation, die zwar Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen hatte, aber nicht Teil der UNO selbst war.

In den 1960er-Jahren erkannte man die Notwendigkeit einer stärkeren Einbindung in die UN-Strukturen, um mehr politische Beachtung zu finden. Die IUOTO wurde in der Folge entsprechend umgestaltet. 1975 wurde der Verband in „World Tourism Organization“ (WTO) umbenannt und unter dem Dach des „United Nations Development Programme“ UNDP in die UN-Organisation integriert. Anfang 1976 erfolgte die Verlegung des Sitzes von Genf nach Madrid. Dort befindet sich noch heute der Hauptsitz.

2003 erhielt die Weltorganisation für Tourismus dann den Status einer eigenständigen UN-Sonderorganisation. Das amtliche Kürzel der Organisation ist eigentlich WTO. Um Verwechslungen mit der ebenfalls unter dieser Abkürzung auftretenden Welthandelsorganisation zu vermeiden, wird in offiziellen Publikationen aber die Kurz-Bezeichnung UNWTO verwandt.


Der Hauptsitz der Welttourismusorganisation in Madrid (Bild: Luis García, Wikimedia, CC)

Dem Millennium-Programm verpflichtet

Wie häufig bei internationalen Organisationen scheint das Wirken der UNWTO sich zunächst einmal in einem recht abgehobenen politischen Raum zu bewegen, der weit weg von den praktischen Herausforderungen und Problemen des Tourismus ist. Die Organisation sieht sich in ihrem Handeln den sogenannten Millennium-Zielen und den daraus folgenden nachhaltigen Entwicklungszielen der UN verpflichtet. Mit dem Millennium-Programm wurde im Jahr 2000 von der UN-Vollversammlung ein Katalog von Massnahmen zur weltweiten Armutsbekämpfung, Friedenssicherung und zum Umweltschutz beschlossen.

Auf der Basis dieser Zielsetzung wurde unter anderem auch ein „Globaler Kodex für Ethik im Tourismus“ entwickelt, der nicht nur als freiwillige Selbstverpflichtung für Tourismus-Verantwortliche dienen soll, sondern auch die Richtschnur des Handelns der UNWTO selbst bildet. Der Kodex soll dazu beitragen, den sozioökonomischen Beitrag des Tourismus zur Weltentwicklung zu optimieren und schädliche Nebenwirkungen zu minimieren. Diese Zielsetzung ist sicher sehr allgemein.


UNWTO-Mitgliedsstaaten (Bild: Alinor, Wikimedia, CC)

Projektarbeit: Nachhaltiger Tourismus und Armutsbekämpfung

Die Tätigkeit der UNWTO erschöpft sich allerdings nicht nur in diesen politischen Absichtserklärungen. Ein Kern der Arbeit ist zum Beispiel die sogenannte ST-EP-Initiative. ST-EP steht dabei für „Sustainable Tourism – Eliminating Poverty“. Unter diesem Namen unterstützt und fördert die UNWTO eine Vielzahl von Projekten zur Entwicklung des nachhaltigen Tourismus in der ganzen Welt – vor allem in Entwicklungsländern. Die Projekte haben oft – aber nicht nur – lokalen Charakter.

Nur drei Beispiele von vielen aus diesem Bereich seien genannt:

  • Im Süden von Laos wurden in zwei Dörfern Massnahmen zur Verbesserung der touristischen Infrastruktur unterstützt. Das betraf zum einen die Errichtung von Unterkünften und Zufahrtswegen, zum anderen die Förderung des traditionellen Töpferhandwerks der Region. Dabei ging es um Schulung, die Bereitstellung von Produktionskapazitäten und die Entwicklung eines Vermarktungskonzepts.
  • In Mozambique wurden Ausbildungen für das Personal von Lodges im Bereich des Limpopo-Nationalparks und des Maputo-Reservates gefördert. Die Ausbildung umfasste dabei sowohl Tourismusmanagement als auch Naturschutz-Erfordernisse. Handwerkliche Schulungen zur Verbesserung des Angebots lokaler Erzeugnisse wurden ebenfalls unterstützt.
  • In Peru wurde ein Projekt in der Region Cajamarca im Bereich des Inka-Trails finanziert. Gefördert wurde die touristische Erschliessung zur Beobachtung seltener Vögel im Umfeld des Ortes Luichupucro. Dabei ging es um die Bereitstellung geeigneter Unterkünfte für Besucher, die Ausbildung von Führern und Marketing-Initiativen.

Übergreifende Projekte betreffen zum Beispiel die Beratung bei der Entwicklung des Tourismus-Rechts oder bei überregionalen Konzepten zum Tourismus-Aufbau. Für die Finanzierung der Projekte können Mittel aus einer eigenen ST-EP-Stiftung genutzt werden. Oft erfolgt die Mittelbereitstellung auch zusammen mit anderen Projektträgern.



Reiseerleichterungen und Statistiken

Ein weiterer Fokus der UNWTO-Arbeit liegt auf dem Einsatz für Reiseerleichterungen. Visa-Erfordernisse und Reisebeschränkungen stellen nach wie vor ein erhebliches Entwicklungshemmnis für den internationalen Tourismus dar. Die UNWTO führt in diesem Bereich regelmässig Untersuchungen und Studien durch. Sie identifiziert dabei noch bestehende Hemmnisse und entwickelt Vorschläge zu deren Beseitigung.

Auch im Bereich der Tourismus-Statistik ist die UNWTO aktiv. Die Statistiken der Weltorganisation für Tourismus sind mit die wichtigste Datengrundlage zur Erfassung internationaler Touristenströme. Parallel dazu befasst sich die UNWTO mit der grenzüberschreitenden Harmonisierung von Tourismus-Statistiken, um die Vergleichbarkeit über Regionen und Länder hinweg zu erleichtern. Ihre Empfehlungen sind zum Beispiel eine wichtige Richtschnur für die statistischen Veröffentlichungen der OECD und der EU zu diesem Thema.



Der Welttourismustag

Darüber hinaus liegt ein Schwerpunkt der UNWTO-Tätigkeit in der Tourismus-bezogenen Information, Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit. Dazu werden eine Vielzahl an Events, Konferenzen und Kongressen veranstaltet. Ein zentrales Element der PR-Aktivitäten ist der seit 1980 begangene Welttourismustag. Er findet jedes Jahr am 27. September statt und soll auf die globale Bedeutung des Tourismus als wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Faktor aufmerksam machen. Der Fremdenverkehr steht für 9 % des weltweiten Bruttosozialprodukts und jeden elften Arbeitsplatz. Allein das macht die Dimensionen deutlich.

Im vergangenen Jahr fand die zentrale Veranstaltung des Welttourismustages in Guadalajara in Mexiko statt. Sie stand unter dem Motto „Tourismus und lokale Entwicklung“. Die diesjährige Veranstaltung hat Burkina Faso in Afrika als Gastgeber. Als Motto wurde gewählt: „Millionen Touristen, Millionen Gelegenheiten“ – ein selbsterklärender Titel.

 

Oberstes Bild: © World Tourism Organization, Wikimedia

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem großen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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