Drei Skiproduzenten mit Sinn für die Kante

Aus Reischach/Bruneck kommen sie – die drei jungen Männer mit einem ausgeprägten Sinn für die Kante, die ihre Ski nach eigenen Vorstellungen produzieren. „Unsere Freunde haben uns voll ausgelacht“, sagt Markus Irschara. Elf Jahre ist es inzwischen her, als sie zu dritt ihre Ski auseinander geschnitten und die Belagschichten abgetrennt haben. Das Ziel war dahinter zu kommen, wie ein Ski gebaut ist, um dann alles besser zu machen.

Ski gibt’s ja zu kaufen, haben die Freunde der drei Freunde immer gemeckert. „Stimmt“, sagt Markus Irschara, „aber wir haben an den gekauften Ski immer etwas auszusetzen gehabt.“

Sie waren jung, Ski fuhren sie hauptsächlich ausserhalb der Piste, im Tiefschnee. Die Ski, die sie hatten, schienen ihnen dafür zu schmal. „Halbbreit“, präzisiert Markus Irschara. Sie wollten einen breiten Ski. Heute sei der Markt überhäuft mit breiten Freeride-Ski. Der erste selbstgemachte Ski hat genau zwei Wochen gehalten. Er ging vorne an der Spitze auf, die Kanten brachen heraus. „Da waren wir enttäuscht“, erinnert sich Markus Irschara.

Im Arbeitsoverall steht er in der Werkstatt von Traam, zwei Räume an der alten Kronplatz-Seilbahnstation in Reischach, in denen früher der Ski-Verleih untergebracht war, und schiebt langsam sein Käppi aus der Stirn. Er schmunzelt, schaut zu Martin Clara, der seine Hände in den Jeans vergräbt. Beide sind um die 35. Andreas Recla, der Dritte im Bunde, ist zu Hause, er ist gerade zum zweiten Mal Vater geworden.

Traam-Ski

Balun hatten sie den Ski genannt. Auf Ladinisch bedeutet das „Rausch“. Heute hängt er nüchtern an einer Wand der Werkstatt. „Wir hatten keine Erfahrung“, erzählt Martin Clara. Sie hatten nur eine selbstgebastelte, primitive Presse und einen Traum. Traam, im Pustertaler Dialekt. Das genügte, um weiterzumachen.

Seit fünf Jahren werden Traam-Ski verkauft. Über 20 Modelle haben die Pioniere entwickelt, für Piste, Snowpark, Freeride und Touren.

Im vergangenen Jahr liessen sie den Monoski, ein Relikt aus den 1980er Jahren, wiederaufleben. Produziert wird ausschliesslich auf Bestellung. Traam-Kunden sind vor allem Südtiroler und seit kurzem auch italienische Gäste. „Eigentlich sind es nur gute Skifahrer“, sagt Markus Irschara.

Im vergangenen Winter haben sich die Skiproduzenten zum ersten Mal an Kinderski gewagt. Irscharas Neffe sollte Skifahren lernen. „Wir wollen nicht, dass die Kinder mit Ski fahren, die in China hergestellt werden“, sagt er laut lachend.

Ski aus heimischem Eschen- oder Eichenholz

Wie die meisten Ski bestehen auch die Traam-Brettln aus einem Holzkern. Mit Hilfe von Schablonen, die in der Werkstatt fein geschichtet auf Regalen lagern, werden die Ski aus heimischem Eschen- oder Eichenholz ausgeschnitten. Eine Schicht Glasfaser macht den Ski biegsam, mit Harz wird schliesslich der Belag und die bedruckte Oberfläche aufgeklebt.

So kommt der Ski samt Schablone in die Vakuumpresse, wird dort erhitzt und drei Stunden gepresst. Markus Irschara zeigt auf ein Monster, das die eine Hälfte des Raums komplett einnimmt. Es ist nicht mehr das Modell, mit dem sie angefangen haben. „Trotzdem können wir immer nur an einem Paar Ski arbeiten, da das Harz so schnell hart wird“, erklärt Martin Clara.

Gearbeitet wird, wenn eine Bestellung eingeht. Je nach Gewicht und Fahrstil wird ein Modell ausgewählt, die Biegsamkeit des Skis an die Bedürfnisse des Kunden angepasst. „Kein Ski ist bei uns gleich wie der andere“, sagt Markus Irschara. Auch die Oberfläche kann individuell gestaltet werden. Das kommt gut an. „Oft bringen die Leute eine fertige Zeichnung.“

Blumen, Tapetenmuster, Frauenköpfe, Kleckse, Drachen. Im Schauraum von Traam stehen einige Ansichtsexemplare. Der letzte Schrei sind Holzfurniere. Die neuen Ski schauen dann so aus wie die Ski aus der Pionierzeit des Wintertourismus. Echt Retro.

„Skifahren ist das Wichtigste“

Das passt zu Traam. 20 bis 30 Paar Ski verlassen die Werkstatt im Jahr. Mehr sind es nicht. „Wir machen das ja nicht, um Geld zu verdienen.“ Alle drei Traam-Partner sind Skilehrer, „vier Monate sind wir jeden Tag am Kronplatz auf der Piste“, Markus Irschara verdient sich im Sommer als Forstarbeiter sein Geld, Martin Clara ist Tischler.

Die Ski entstehen abends oder manchmal auch spät in der Nacht. Ihre besten Kunden sind sie selbst. Mehr als zehn Paar Ski hat jeder von ihnen zu Hause stehen, für jeden Schnee und am besten für jede Tageszeit. „Skifahren ist etwas vom Wichtigsten im Leben“, sagt Markus Irschara. Langsam schiebt er sein Käppi nach vorne und zurück. „Skifahren ist das Wichtigste“, sagt Martin Clara. Und lacht.




Skifahren in der Ferienregion Kronplatz


 

Artikel von: MAROundPARTNER GmbH
Artikelbilder: © Hansi Heckmair, AuerLukasPhotography

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