Ein Stück Schweizer Geschichte im Knonaueramt

Das Knonaueramt – auch bekannt als Säuliamt und Zürcher Freiamt – liegt zwischen den Kantonen Reuss und Albiskette. Offiziell heisst das Knonaueramt “Bezirk Affoltern” und umfasst 14 Gemeinden im Kanton Zürich.

Natur, prächtiges Bauernland und etliche Zeitzeugen locken die Städter in der Freizeit hierher. Heimatschutz und Denkmalpflege setzen sich für den Fortbestand der Ortsbilder ein und dafür, dass trotz Bauboom der Charakter der Region erhalten bleibt. Dieser Artikel zeigt in einem Streifzug durch die Dörfer und Städtchen des Säuliamtes Spuren der Geschichte und interessante Bauwerke aus verschiedenen Epochen. Zuerst machen wir einen Abstecher in die Jungsteinzeit, etwa zwei bis vier Jahrhunderte vor Christus:

Am Homberg befindet sich eine Megalithmauer, die als „Stonehege im Säuliamt“ bekannt ist. Mit einer Länge von etwa 50 Metern ist sie die bedeutendste und eindrücklichste Steinsetzung im Knonaueramt. Die einzelnen Steinblöcke sind bis zu 1.20 Meter hoch. Die Kantonale Denkmalpflege hat diese uralte Steinreihe ins schützenswerte Inventar aufgenommen. Schon immer rankten mystische Geschichten um derartige Steinformationen. Überlieferungen besagen aber auch, bei der Steinmauer auf dem Homberg handle es sich um eine Grenze oder Weideumzäunung. Nur, welcher Bauer zäunt sein Vieh mit Felsbrocken ein? Es ist wahrscheinlicher, dass es sich hier um einen keltischen Kultplatz handelt. Wenn Sie nach „Stonehege im Säuliamt“ googeln, werden Sie interessante Informationen zu den gut erhaltenen Menhiren bei Mettmenstetten finden.


Megalithmauer „Stonehege im Säuliamt“ (Bild: Paebi, Wikimedia, CC)


In Birmensdorf und Uitikon wurden noch ältere Zeitzeugen gefunden. Beim Bau einer neuen Zufahrtsstrasse entdeckte man mehrere Gräber, die von der Kantonalen Archäologie in die ältere Eisenzeit datiert werden. Das heisst, die hier Bestatteten waren Vorfahren der Kelten und lebten in der Zeit zwischen 800 bis 450 vor Christus. Bei Ausgrabungen kamen nicht nur gut erhaltene Grabhügel zum Vorschein, sondern auch Grabbeigaben und Überreste der Verstorbenen. Einen weiteren interessanten Fund machten Archäologen im Dorfzentrum von Uitikon: Sie entdeckten Überreste eines römischen Badehauses. Es war 7 mal 20 Meter gross und liess die einzelnen Räume noch erkennen.

Selbst der Unterbau einer Bodenheizung blieb erhalten und gehörte offensichtlich zum Caldarium, einem Warmbaderaum. Es ist anzunehmen, dass dieses für die damalige Zeit luxuriöse Bad zu einem Gutshof in der Nähe gehörte. Über das Alter liess sich nichts Genaues sagen. Ähnliche Höfe entstanden ungefähr 20 nach Christus und wurden bis ins dritte Jahrhundert betrieben. Während die Überreste des römischen Badehauses einer privaten Wohnüberbauung zum Opfer fielen, wurden die Grabhügel in die Liste der Kulturgüter in Birmensdorf aufgenommen.


Fürstengrabhügel Sonnenbühl, Uetliberg / Uitikon-Waldegg (Bild: Paebi, Wikimedia, GNU)


Nicht so alt, aber ein richtiger Blickfang ist das Türmlihaus in der Gemeinde Aesch. Bereits 1709 wurde an seinem heutigen Standort ein Schul- und Gemeindehaus erbaut, welches man aber nach 100 Jahren abbrach und das Türmlihaus, wie wir es heute kennen, errichtete. In den folgenden Jahren wurde hier wieder Schulunterricht erteilt. 1900 eröffnete ein Schuhmacher im Türmlihaus seine Werkstatt. Eine umfassende Renovation, sowohl der Innenräume wie auch der Fassade, fand 1926 statt. Gleichzeitig erfolgte ein Anbau, in dem der Leichenwagen der Gemeinde parkiert wurde. Der Turm erhielt eine neue Uhr.

Nachdem einige Jahre ein landwirtschaftliches Ladengeschäft im Türmlihaus betrieben wurde, nahm man 1966/67 Umbauten und Restaurationsarbeiten vor. Im Anschluss zog die Gemeindeverwaltung mit ihren Büros ein. Sie blieb 20 Jahre, bevor sie ins neue Gemeindehaus zügelte. Seitdem beherbergt das Türmlihaus die Gemeindebibliothek. Weitere sehenswerte Baudenkmäler finden Sie in Aesch an der Hornstrasse. Die Scheune sowie die beiden Hausteile des Hafnerhauses sind bestens erhalten gebliebene, und für die Region typische, Riegelhäuser.


Das Türmlihaus in der Gemeinde Aesch (Bild: Dietrich Michael Weidmann, Wikimedia, CC)


Zu den geschützten Kulturgütern in Ottenbach gehört die Turbinenanlage der ehemaligen Seidenstoffweberei Haas. Wer wissen möchte, wie während der Pionierzeit mittels Wasserkraft elektrische Energie erzeugt wurde, kann während einer Führung interessante Einblicke erhalten. Das Dorf Ottenbach verfügt über einige wunderschöne Objekte von regionaler Bedeutung. Auch hier finden Sie die für den ländlichen Teil des Kantons Zürich typischen Riegelhäuser. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist der Gasthof Engel. Er gehört zu den Wahrzeichen des Dorfes. Der markante Riegelbau war bereits 1422 eine Weinschenke und bekam 1626 das Tavernenrecht.

Die Turbinenanlage der ehemaligen Seidenstoffweberei Haas in Ottenbach (Bild: Paebi, Wikimedia, CC)


In der Region finden sich viele schöne Kirchen, Klöster und Kapellen. Erwähnenswert ist beispielsweise die Wallfahrtskapelle Jonental. Alte Schriften belegen, dass das Muttergottesheiligtum schon 1521 einsam im Walde lag. Noch heute kommen Pilger an die Stelle, wo ausser dem Rauschen des Baches nichts die Stille stört, Gasthäuser oder gar Souvenirläden gibt es nicht. Auf einer hellen Lichtung lädt seit 1734 eine schlichte Wallfahrtskapelle zur Andacht ein. Ebenfalls sehenswert und idyllisch gelegen ist das älteste Zisterzienserinnenkloster der Schweiz.   Es liegt, umgeben von Wäldern auf einer Insel in der Lorze.

Das Kloster Frauenthal wurde wahrscheinlich 1231 durch den Freiherren von Schnabelburg gegründet. Seit dieser Zeit orientiert sich die Klostergemeinschaft in ihrem Alltag an den Regeln des heiligen Benedikts. Noch immer ist der Tag der hier lebenden Zisterzienserinnen von Arbeit, Gebet und Lesungen geprägt. Das Kloster Frauenthal ist das einzige Zisterzienserkloster der Schweiz, welches seit seiner Gründung immer noch am gleichen Ort existiert. Es gilt als architekturhistorisch wertvoll. Besonders sehenswert ist die im 13. Jahrhundert gegründete Kirche, welche 1731 erneuert wurde und eine prächtige Rokokoausstattung erhielt.



Seit 2000 kann der Bezirk Affoltern auf dem Ämtlerweg durchwandert werden. Insgesamt 46 Kilometer führen nicht nur durch herrliche Naturschutzgebiete, sondern auch zu mehreren Orten, welche eine geschichtliche Bedeutung haben. Verschiedene interessante Kulturdenkmäler, von denen ich Ihnen einige in diesem Artikel vorstellte, können unterwegs besichtigt werden.

 

Oberstes Bild: Unter-Rifferswil – Blick vom Waldrand unter dem Homberg. (Leandros, Wikimedia)

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