Heimatschutz erleben – auf alten Säumerpfaden zum Hotel Grimsel Hospiz

Wandern und gleichzeitig Heimatgeschichte erleben: eine wunderbare Kombination. Als historische Wegmarkierungen dienen hier denkmalgeschützte Objekte. Ein Beispiel ist das Swiss Historic Hotel Grimsel Hospiz. Die dorthin führenden Pfade wurden schon im Mittelalter viel begangen und schrieben somit ebenfalls Schweizer Geschichte.

Wenn wir heutzutage zu Fuss in den Bergen unterwegs sind, dann zum Freizeitvergnügen. Wir können vorher eine ausführliche Wettervorhersage studieren und notfalls die Tour verschieben. Sowieso sind wir passend ausgerüstet, haben bequeme Rucksäcke, perfekte Wanderschuhe und tragen allgemein nicht viel mit uns herum. Wenn wir eine Übernachtung planen, wissen wir, dass am Ziel eine gemütliche Unterkunft auf uns wartet. Dort können wir duschen, bekommen etwas zu essen und können uns ausschlafen. Für unser Wohl wird gesorgt. Das war nicht immer so.

Viele erfreuen sich an den Naturschönheiten, aber realisieren gar nicht, dass die Route oft über historische und geschützte Pfade führt. Während wir unsere Bergtouren geniessen können, zog vor Hunderten von Jahren die Angst mit hinauf. Säumer schleppten mit ihren Tieren Lasten über die Pässe und waren nicht nur den Wetterkapriolen oft schutzlos ausgesetzt. Ausser ihnen nutzten neben Pilgern und Handwerkern auch Krieger, Schmuggler und Räuberbanden die Bergwege. Vor allem aber den Säumern verdanken wir bis heute so manchen Pfad, der uns immer noch als Wanderweg zur Verfügung steht.


Handeckfallbrücke (Bild: Kraftwerke Oberhasli AG, Wikimedia, CC)


Viele historische Verkehrswege wurden inzwischen unter Heimatschutz gestellt. Nachdem etliche alte Säumerwege durch Vernachlässigung oder Neubau von Strassen verschwanden, war es dringend notwendig, die noch bestehenden zu schützen. Da die alten Verkehrswege zu unserem historischen Erbe zählen und die Kulturlandschaft der Schweiz mit prägen, werden sie seit einiger Zeit im Inventar der Objekte mit nationaler Bedeutung aufgeführt. Damit wurde gesichert, dass die Wege künftig in Ordnung gehalten und bewahrt werden. Auch hier wird die Denkmalpflege mit einbezogen: In Bezug auf geschützte historische Verkehrswege gibt es gleiche Ansprüche, die auch andere Bau- oder Landschaftsdenkmäler erfüllen müssen.

Geschützt werden besonders Römerstrassen, Hohlwege, Saumpfade, aber auch Natursteinbrücken. Auf den geschützten, insgesamt rund 3700 Kilometern, ist zum grössten Teil die alte Substanz erhalten geblieben und gut sichtbar. Da zu viele alte Pfade durch die Schweiz führten, wurden nur jene ins Inventar aufgenommen, bei welchem die traditionelle Bausubstanz noch vorhanden ist, und die eine nennenswerte geschichtliche Bedeutung haben. Zu diesen zählen beispielsweise weite Teile des Weges über den Gotthard, der Felsenweg am Bürgenstock, der Stockalperweg, der von Brig nach Italien über den Simplon führt sowie die Hohle Gasse in Küssnacht im Kanton Schwyz.


Grimsel – Hospiz und Grimselsee; Aquatinta, koloriert; Datum unbekannt. (Bild: Birmann, Samuel, Wikimedia)


Der uralte historische Säumerpfad über den Grimselpass wurde teilweise im 19. Jahrhundert ausgebaut. An seiner Stelle gibt es heute eine moderne Hochalpenstrasse, über welche in der schneefreien Zeit die Motorräder dröhnen und jede Menge Oldtimer und Cabrios unterwegs sind. Ein Teil des alten Säumerpfades blieb jedoch glücklicherweise erhalten. Auch er ist heute geschützt und bildet einen Abschnitt der Via Sprinz. Wer in dieser wildromantischen Gegend wandert, ist weitestgehend allein unterwegs. Der teils steile, und besonders nach Regenfällen stellenweise etwas rutschige, Weg, der für uns abenteuerlich aber gut begehbar ist, muss im Mittelalter eine grosse Herausforderung gewesen sein.

Damals wie heute wurde, oben angelangt, erst mal gerastet und eventuell übernachtet: Hier befindet sich auf rund 2000 Metern über dem Meer das Hotel Grimsel Hospiz, in welchem Alt und Neu harmonisch aufeinandertreffen. Wie eine Urkunde bezeugt, stand in der Nähe, nämlich dort, wo inzwischen ein Stausee ist, das erste Gasthaus der Schweiz, erbaut 1142. Diese Angabe fand ich auf der Webseite grimselwelt.ch. Andere Quellen sprechen von einer ersten Erwähnung 1397. In dem Dokument von Ende des 14. Jahrhunderts ging es darum, dass, um die Handelsroute über den Grimselpass zu sichern, eine Unterkunft, welche Schutz bietet, notwendig ist. Später wurde das Hospiz mehrfach in Chroniken und Briefen erwähnt und auch Beschwerdeschreiben gab es damals schon. So soll die Beherbergung schlecht gewesen sein und jemand beklagte, dass zu viel getrunken und Karten gespielt wurde.


Hotel Grimsel Hospiz (Bild: Zairon, WIkimedia, CC)


Wer also denkt, es läge an der heutigen Zeit, dass sich Reisebüros und Hotels mit vielen Reklamationen auseinandersetzen müssen, der irrt. Das Problem gab es offensichtlich auch vor Hunderten von Jahren schon. Die Herberge war trotzdem so gut besucht, dass sie in der folgenden Zeit mehrfach umgebaut und verändert wurde. 1557 entstand das erste Steinhaus auf dem Grimsel. Anfang des 19. Jahrhunderts war das Hospiz auf 15 Schlafzimmer sowie einen grossen Speisesaal gewachsen. Zwei Katastrophen zerstörten dieses Gebäude. Während die eine auf Naturgewalten, nämlich Lawinen, zurückzuführen war, entstand die andere durch Menschenhand: Brandstiftung setzte dem Haus so zu, dass es neu errichtet werden musste.

Gleichzeitig kam es, 1902, in Privatbesitz. Der neue Eigentümer verwandelte es in einen Berggasthof. Lange konnte dieser seine Gäste nicht bewirten, denn das Vorhaben der Bernischen Kraftwerke, an diesem Standort einen Stausee zu errichten, besiegelte das Schicksal des geschichtsträchtigen Hospizes. 1928 versank es im neuen See. Im gleichen Jahr wurde bereits der Rohbau für ein neues Hotel, erstellt. Die beiden runden Erker, welche dem massiven Steingebäude ein burgenähnliches Aussehen geben, wurden teilweise kritisiert, jedoch fand der lawinensichere Standort auf dem Nollen ebenso Zustimmung, wie die dicken Granitmauern. Im Jahre 1932 erlangte das neue Hotel europaweite Aufmerksamkeit, da es das erste Haus mit elektrischer Beheizung war.



Von 2008 bis 2010 wurde das historische Haus komplett renoviert. Man investierte fast 12 Millionen Franken, um das Hotel rundherum zu erneuern. Dies geschah in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege. Alte und neue Elemente wurden gekonnt verbunden und das Hotel erstrahlt als harmonisches Gesamtkunstwerk in neuem Glanz. Der bodenständige Charme blieb erhalten, während gleichzeitig jeglicher Komfort eines gepflegten Hotels geboten wird. Arven- und Turmsaal wurden originalgetreu restauriert und im ganzen Haus Rücksicht auf den Altbau genommen. Auch hat man die Materialauswahl auf die damalige Bauweise abgestimmt, Vergangenes respektvoll restauriert und in das nun moderne Hotel perfekt integriert.

War es lange Zeit vor allem das Domizil von Bergarbeitern, präsentiert es sich heute als Hotel mit allen Annehmlichkeiten. Lediglich auf einen Wellnessbereich wurde verzichtet. Denn Wellness gibt es dank der wundervollen Berglandschaft ums Haus herum und in der weitläufigeren Umgebung mehr als genug. Im Jahre 2010 wurde das Hotel Grimsel Hospiz in die Liste der Swiss Historic Hotels aufgenommen.

 

Oberstes Bild: Historisches Alpinhotel Grimsel Hospiz (© Kraftwerke Oberhasli AG, Wikimedia, CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://maps.google.ch/maps?q=Historisches+Alpinhotel+Grimsel+Hospiz,+Guttannen&hl=de&sll=46.362093,9.036255&sspn=4.344086,10.821533&oq=hotel+Grimsel+Hospiz+&hq=Historisches+Alpinhotel&hnear=Grimsel+Hospiz+Guttannen,+Bern&t=m&z=16″ size=“350″]

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