Ouro Preto - barocker Glanz in Brasiliens alter Goldgräberstadt

Rund 400 km nördlich von Rio de Janeiro liegt Ouro Preto, eine der am besten erhaltenen Kolonialstädte Brasiliens. Die 70.000-Einwohner-Stadt im Bundesstaat Minas Gerais ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Ihre barocke Altstadt ist weltweit einzigartig und berühmt für ihre vielen kunstvoll verzierten Kirchen.

Ouro Preto wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts gegründet und entwickelte sich schnell zum Zentrum des damaligen Goldrausches. In der jungen Siedlung wurde das Gold aus dem Umland gewogen und verkauft, und die Bedeutung als Goldgräbersiedlung machte Ouro Preto innerhalb kürzester Zeit zu einer der grössten Städte des amerikanischen Kontinents.

Auf Deutsch bedeutet Ouro Preto schwarzes Gold, und diesen Namen verdankt die Stadt der charakteristischen Färbung der örtlichen Goldvorkommen. Durch Eisenoxid-Anteile hatte das Gold von Ouro Preto eine leicht schwärzliche Farbe. Im Jahr 1980 wurde Ouro Preto als erste brasilianische Stadt in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten aufgenommen.


Historische Fassaden an der Rua Conde de Bobadella (© Sergey Kirienko / Wikimedia / CC)


Ouro Preto, das brasilianische Eldorado

Die erste ergiebige Goldader wurde in Ouro Preto Ende des 17. Jahrhunderts entdeckt, worauf es ganze Scharen von Goldgräbern und Abenteurern in das neue brasilianische Eldorado zog. Die Goldvorkommen waren reichhaltig, sorgten aber auch für Konflikte unter den unterschiedlichen Gruppen von Neuankömmlingen. So bildeten sich zunächst getrennte Siedlungen einzelner Bevölkerungsgruppen, die erst im Laufe der Zeit zu einer einheitlichen Stadt zusammenwuchsen.

Mitte des 18. Jahrhunderts erreichte die Goldproduktion in Ouro Preto ihren Höhepunkt. Aus dieser Zeit stammt auch ein Grossteil der prachtvollen städtischen Bauwerke, allen voran die Barockkirchen im Stil des Barroco Mineiro. In den 1760er Jahren schwanden jedoch die Goldreserven, und immer grössere Steuerforderungen der portugiesischen Krone belasteten die Bergbauindustrie von Ouro Preto zusätzlich. In dieser Situation keimten in der Stadt erste Unabhängigkeitsbestrebungen auf.

Ende des 18. Jahrhunderts zählte Ouro Preto mit rund 100.000 Einwohnern zu den grössten Städten Amerikas. Dennoch war nur ein kleiner Teil der Goldgewinne in Brasilien verblieben; fast die gesamten Einkünfte aus dem einträglichen Geschäft waren nach Portugal geflossen. Mittlerweile sind in der Gegend um Ouro Preto noch drei Goldminen aktiv. Auch Diamanten wurden und werden in der Region nach wie vor gefunden.


Kirche und Bergbau: zwei charakteristische Elemente in Ouro Preto (© Leandro Neumann Ciuffo / Wikimedia / CC)


Erinnerungen an vergangene Glanzzeiten

Die Altstadt von Ouro Preto ist aussergewöhnlich reich an barocken Prachtbauten, die vom einstigen Reichtum des brasilianischen Eldorado zeugen. Weltbekannt sind vor allem Ouro Pretos Barockkirchen, von denen viele von Aleijadinho gestaltet wurden, dem bedeutendsten Baumeister des brasilianischen Barock. Vor allem Aleijadinhos Skulpturen zieren viele der städtischen Kirchen. Die Igreja São Francisco de Assis, deren Bau 1766 begonnen wurde, zählt zu den Meisterwerken des Künstlers. Im Jahr 2009 wurde sie in die Liste der Sieben Weltwunder portugiesischen Ursprungs aufgenommen. Die Liste wird von der staatlichen portugiesischen Denkmalschutzbehörde aufgestellt.

Zu den schönsten Beispielen des brasilianischen Barock zählt auch die Kirche Igreja Matriz Nossa Senhora do Pilar. In der Sakristei der Kirche ist ausserdem das Museum für Kirchenkunst Museo de Arte Sacro del Pilar angesiedelt. Das Museum umfasst eine Sammlung von rund 8000 Einzelstücken aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Von der Igreja Santa Efigênia wiederum können Besucher einen besonders schönen Blick über die Stadt geniessen.


Aleijadinhos Meisterwerk: die Igreja São Francisco de Assis (© Leandro Neumann Ciuffo / Wikimedia / CC)


Einen interessanten Einblick in die Geschichte des Bergbaus in Ouro Preto bieten mehrere städtische Museen, darunter das Mineralogie-Museum und das Museu da Inconfidência, das dem 1789er Aufstand gegen die portugiesische Vorherrschaft gewidmet ist. Die Casa dos Contos diente einst dem städtischen Steuereintreiber als Wohnhaus und wurde im späten 18. Jahrhundert als Gefängnis für Revolutionäre genutzt. Auch Aleijadinho, dem berühmtesten Sohn der Stadt, ist in der Kirche Matriz de Nossa Senhora da Conceiçao ein Museum gewidmet. Viele seiner bedeutendsten Werke sind zwar an anderen Orten im Stadtbereich zu sehen, aber auch das Museu do Aleijadinho umfasst einige ganz besondere Stücke.

Mit dem Dampfzug von Ouro Preto nach Mariana

Mariana, die älteste Stadt im Bundesstaat Minas Gerais, ist 12 km von Ouro Preto entfernt. Mariana zählt ebenso wie Ouro Preto zum „goldenen Kreis“ von Minas Gerais, der touristisch attraktiven Region, die die einstigen Goldgräberstädte des Bundesstaates umfasst. Ebenso wie Ouro Preto bezaubert die kleinere Nachbarstadt mit ihrem barocken Stadtbild und einer Reihe sehenswerter Museen. Dennoch ist Mariana weit weniger touristisch geprägt und versetzt seine Besucher beim Bummel durch die barocken Altstadtgassen in längst vergangene Epochen.


Historische Dampflok Maria Fumaça, die „Dampfmarie“ (© Luis Rizo / Wikimedia / public domain)


Neben den Kirchen und barocken Baudenkmälern kann in Mariana auch eine alte Goldmine besichtigt werden. Die Mina da Passagem trug im 17. und 18. Jahrhundert wesentlich zum Wohlstand der Stadt bei und umfasst ein Tunnelsystem von 30 km Länge.

Marianas grösste Attraktion ist der alte Dampfzug „Maria Fumaça“, der die Stadt einst durch das Flusstal des Rio Doce mit Ouro Preto verband. Im April 2006 nahm die historische Bahnverbindung ihren Betrieb wieder auf, und seither bringt die „Maria Fumaça“, die Dampfmarie, ihre Fahrgäste in fünf Personenwagen von Ouro Preto zum restaurierten Bahnhof von Mariana. In Multimediashows können sich Besucher nicht nur über die Geschichte der Bahnverbindung, sondern auch über die örtliche Tier- und Pflanzenwelt informieren, die sie anschliessend auf der einstündigen Fahrt selbst erleben können.

 

 

Oberstes Bild: Rua São Francisco mit der Igreja São Francisco de Assis im Hintergrund (© Leandro Neumann Ciuffo / Wikimedia / CC)

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