Passau - Dreiflüssestadt an Donau, Inn und Ilz  

In Deutschlands Süden macht sich in manchem historischen Stadtzentrum bereits italienischer Einfluss bemerkbar. Die Landesherren holten einst Baumeister von jenseits der Alpen zur Gestaltung ihrer Residenzen. Das gilt auch für Passau, die Dreiflüssestadt an Donau, Inn und Ilz. 

Unmittelbar an der Grenze zu Österreich gelegen, bildet die alte Bischofsstadt ein bemerkenswertes städtebauliches Gesamtkunstwerk im heutigen Bayern. Seine grossartige Wirkung hat es dabei nicht zuletzt der einmaligen Lage am Wasser zu verdanken.

Bischofsresidenz im italienischen Barockstil

Die Altstadt von Passau ist auf einer Halbinsel erbaut, an deren Spitze der Inn und die Ilz in die Donau münden.

Bereits die Römer erkannten die strategisch günstige Lage und errichteten hier ein Kastell, um das herum sich schnell eine Siedlung entwickelte. „Castra Batava“ wurde zur Keimzelle der heutigen Stadt und gleichzeitig namensprägend, denn „Passau“ ist nicht anderes als das durch Lautverschiebungen veränderte ursprüngliche „Batava“.

So viele Vorteile die Position auf der Halbinsel bieten mag, nicht selten wurde die Dreiflüsselage der Stadt auch zum Verhängnis. Wenn die Schneeschmelze oder heftige Regenfälle die Flüsse anschwellen lassen, ist die exponierte Lage für Überflutungen prädestiniert. Die Passauer haben im Laufe von Jahrhunderten gelernt, mit dem Hochwasser zu leben.


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Ohne die Funktion als Bischofssitz würde das Stadtbild heute wahrscheinlich anders aussehen. Passau verdankt den Bischöfen nicht nur den Dom sowie zahlreiche Kirchen und Klöster, auch mancher Repräsentativbau ist auf ihr Wirken zurückzuführen.

Bereits im 8. Jahrhundert wurde die Stadt zum Sitz eines Bischofs. 1217 wurde mit der Errichtung des Fürstbistums Passau ein geistliches Territorium geschaffen, das fortan als Puffer zwischen Bayern und Österreich eine selbständige Existenz führte. Erst im Zeitalter Napoleons endete diese Ära fürstbischöflicher Unabhängigkeit. Das Passauer Gebiet fiel 1803 an Bayern, dessen Geschicke es seither teilt.

Nicht immer war das Verhältnis zwischen Bischof und Passauer Bürgern konfliktfrei. Die mächtige Veste Oberhaus auf dem Georgsberg gegenüber der Altstadt diente dem Bischof nicht nur als Wohnsitz, sondern auch als Schutz und Drohkulisse gegen Aufsässigkeit.


Die Altstadt von Passau ist auf einer Halbinsel erbaut, an deren Spitze der Inn und die Ilz in die Donau münden. (Bild: © Boris Stroujko – shutterstock.com)

Dom Sankt Stephan – die grösste Orgel der Welt 

Dass sich die Altstadt heute in einem so geschlossenen Erscheinungsbild gleichsam wie aus einem Guss präsentiert, ist auch noch einem anderen Umstand zu verdanken.

1662 legte ein Brand die damalige Stadt vollständig in Schutt und Asche. Der Bischof holte darauf bevorzugt italienische Baumeister nach Passau, die im typischen Stil des Barock den Wiederaufbau in die Wege leiteten. Ihnen ist die südliche Atmosphäre des Stadtbildes zu verdanken.

Neben der Veste Oberhaus bildet vor allem der doppeltürmige Dom einen zentralen Blickfang. Er ragt alleine durch seine Anlage auf einer kleinen Anhöhe aus dem umliegenden Häusergewirr hervor. Der Dom Sankt Stephan ist ein Meisterwerk der Baukunst und ein herausragendes Baudenkmal. Er vereint in einmaliger Weise den Baukörper des spätgotischen Vorgängers mit der barocken Baukunst. Kuppeln und böhmische Kappen prägen sein Äusseres, im Inneren präsentiert er Besuchern eine der grossartigsten Raumschöpfungen im deutschen Sprachraum.

Reicher Stuck und Fresken schmücken den Raum. Zu den Höhepunkten zählen der Hochaltar, der die Steinigung des Heiligen Stephanus zeigt, und die gewaltige Orgel. Sie bildet mit über 230 Registern und fast 18’000 Pfeifen die grösste Domorgel der Welt. Orgelkonzerte im Dom sind ein besonderes Erlebnis und ein Kunstgenuss.


Der Dom Sankt Stephan ist ein Meisterwerk der Baukunst (Bild: © joyfull – shutterstock.com)

Typisch – Fassaden in Inn-Salzach-Bauweise

Sakrale Bauten gibt es zahlreich in Passaus Altstadt. Neben dem Dom sind die Pfarrkirche Sankt Paul, die frühere Jesuitenkirche Sankt Michael und das Jesuitenkolleg, die Votivkirche, das ehemalige Benediktinerinnenkloster Niedernburg und die Spitalkirche zu nennen.

Insbesondere Sankt Paul zeigt sich dabei ebenfalls im typisch italienischen Barockstil. Ein schöner Barockbau ausserhalb der Altstadt ist die Wallfahrtskirche Mariahilf auf einem Hügel über der sogenannten Innstadt. Kaum minder eindrucksvoll zeigen sich aber die zahlreichen Profanbauten, Adelspalais und Bürgerhäuser, die sich um die Strassen, Gassen und Plätze der Altstadt gruppieren.


Die frühere Jesuitenkirche Sankt Michael (Bild: © manfredxy – shutterstock.com)

Charakteristisch für Passau und die Region ist dabei die sogenannte Inn-Salzach-Bauweise. Sie findet sich auch im österreichischen Nachbargebiet. Gemeint ist eine häufig anzutreffende Baukonstruktion bei Bürgerhäusern, bei der die – oft reich verzierte oder bemalte – Frontfassade weit nach oben gezogen wurde, so dass die dahinter liegenden Dächer verdeckt sind. Diese Bauweise prägt viele Strassenzüge in Passau.

Zu den barocken Repräsentativbauten der Altstadt zählen unter anderem das ehemalige fürstbischöfliche Opernhaus, das Lamberg-Palais am Domplatz oder das Bürgerliche Waisenhaus. Das Alte Rathaus ist einer der wenigen markanten Bauten in der Altstadt, die aus der Vor-Barock-Zeit stammen. Seine Ursprünge gehen auf das 13. Jahrhundert zurück, der zentrale Saalbau wurde im 15. Jahrhundert errichtet, während der Turm ein Werk des 19. Jahrhunderts ist. Die gesamte Erscheinung ist unverkennbar gotisch.

Eine Zwingburg – die Veste Oberhaus

Die Veste Oberhaus bildet einen markanten Kontrast zur italienischen Leichtigkeit und Heiterkeit der Altstadt. Obwohl die Festung in späteren Jahrhunderten zu einem repräsentativen Fürstensitz aus- und umgebaut wurde, kann sie ihre ursprüngliche Anlage als Zwingburg nicht verbergen. Mächtiges Mauerwerk sollte zum Schutz vor Belagerung und Eroberung dienen. In dieser Funktion musste die Festung sich mehrfach in ihrer Geschichte bewähren.

Immer wieder mussten die Festungsanlagen dabei der Waffentechnik angepasst werden. Die Kerker der Festung sahen viele Gefangene, in der Zeit der Reformation zum Beispiel Anhänger der Täuferbewegung. Erst im Zeitalter des Barock verlor das Bauwerk seine Schrecken und diente als Residenz der Fürstbischöfe. Zu den prominenten Übernachtungsgästen zählte auch Kaiser Napoleon. Zu Füssen der Veste Oberhaus liegt die kleinere Veste Niederhaus mit der Sankt Salvator-Kirche. Auch dieser Bau diente seit jeher als Burg, Befestigungsanlage und Gefängnis.


Die Veste Oberhaus (Bild: © Wolfgang Zwanzger – shutterstock.com)

Passau und die Donau-Kreuzfahrten

Zum Bild der Dreiflüssestadt gehören heute die zahlreichen Flusskreuzschiffe auf der Donau. Über den Rhein-Main-Donau-Kanal ist die Stadt an das grosse europäische Wasserstrassennetz angeschlossen. Passau dient dabei als beliebter Startpunkt von Donaukreuzfahrten, die von hier aus verschiedenste Ziele entlang des zweitgrössten Stroms Europas ansteuern. Wien, Bratislava, Budapest, das Eiserne Tor, ja sogar das Donaudelta am Schwarzen Meer sind Ziele von Reisen auf dem Fluss, die in Passau beginnen.



Ein Besuch und eine Besichtigung der alten Bischofsstadt lassen sich daher hervorragend mit einer Flusskreuzfahrt auf der Donau kombinieren.

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Bilderlizenzen Galerie: CC BY-SA 2.0 / CC BY-SA 3.0
Oberstes Bild: © Peteri – shutterstock.com

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem grossen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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