Uganda – ein geniales Greenhorn-Radl-Abenteuer

Es ist 40 Grad heiss. 100% Luftfeuchtigkeit. Mir läuft die Brühe wie blöd. Es ist schlichtweg nicht zum Aushalten.

Ich schiebe mein Rad einen steilen, langen, sandigen Anstieg hinauf und denke: Oh Mann, das war ja wirklich eine tolle Idee! Uganda mit dem Rad. So was Beklopptes.

Die erste Radreise meines Lebens – und ich habe gerade einmal zwei Stunden hinter mir. Wie soll das die nächsten Wochen werden?

Bei Frank kann ich meinen Frust nicht abladen, denn ihn habe ich monatelang dazu überredet mitzukommen. Statt mich lauthals zu beschweren, leide ich also besser still schweigend vor mich hin und harre der Dinge, die da kommen.

Der Sand ist brutal. Immer wieder bleibe ich stecken und kämpfe mit jedem Kilo, das ich diesen Berg hinaufbringen muss. Plötzlich sehe ich in der Ferne zwei Frauen stolz und aufrecht gehen. Wunderschön bunt und attraktiv gekleidet, spazieren sie mit zwei riesigen Wasserkanistern auf dem Kopf elegant durch den Sand. Ich denke mir: Nein, das kann nicht sein. Diese Kanister können unmöglich mit Wasser voll sein, so leichtfüssig, wie die beiden mit schnellen Schritten näherkommen.


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„Mzungu, Mzungo“, kichern sie vor sich hin. „Weisser, Weisser.“ Als sie zu mir aufschliessen, frage ich sie mit Körpersprache, ob die Kanister denn voll sind. Die eine nimmt den Kanister von ihrem Kopf, als wäre es ein Luftballon, und stellt ihn neben mir ab. Er ist randvoll mit Wasser. Sicherlich 25 Liter. Ich kann es nicht fassen. Sie haben keinen einzigen Schweisstropfen auf ihren Gesichtern, während ich aussehe, als hätte ich gerade unter der Dusche gestanden, denn selbst meine Klamotten triefen.

Als die beiden dann auch noch anfangen, mir und Frank zu helfen, die Räder durch den Sand zu schieben, muss ich innerlich über uns Zivilisationsdegenerierten herzlich lachen. Und noch viel mehr, als Frank anfängt, immer schneller zu werden, weil es ihm hochpeinlich ist, dass ihm zwei Frauen beim Schieben helfen, während sie 25 Liter Wasser auf dem Kopf balancieren.

Szenenwechsel.

Einige Wochen später stehen wir am Eingang des Queen Elizabeth National Parks. Der Ranger meint: „Kein Problem, ihr könnt ruhig mit den Rädern durch den Park radeln. Die Löwen sind auf der anderen Seite des Parks, da wird euch nichts passieren.“

Nun gut, ich habe da zwar so meine Zweifel, aber Frank meint: „Ach, während der Mittagshitze haben die keinen Hunger.“ Wir sind keine halbe Stunde unterwegs, als ein Jeep an uns vorbeifährt und der Fahrer uns zuruft: „Sag mal, seid ihr wahnsinnig? Hier gibt es Löwen!“ Woraufhin wir antworten: „Der Ranger sagte uns, das sei kein Problem.“ – „Na, dann“, meint er, winkt ab und fährt seiner Wege.

„Findest Du nicht auch, dass das ein bisschen bescheuert ist, was wir hier machen? Wir haben keine Ahnung von dem Park, und ich denke mal, der Ranger weiss auch nicht viel mehr.“ Woraufhin Frank meint: „Ach, das passt schon.“

Ich schaue hinter jeden Busch, beobachte alles, was sich bewegt. Gazellen und Büffel grasen in der weiten Landschaft. Die Savanne ist wunderschön, doch irgendwo gruselt es mich schon.

Wir werden beide automatisch immer schneller, und insgeheim hoffe ich, dass wir den offiziellen Campingplatz bald erreichen werden. Keiner von uns spricht mehr ein Wort.

Kaum angekommen, werden wir freudestrahlend von anderen Touristen in Empfang genommen. „Habt Ihr die Löwen in den Bäumen liegen sehen? Wir haben uns höllisch Sorgen um euch gemacht.“ – „Ach komm, erzähl nicht“, gebe ich zur Antwort. „Doch, doch ganz ehrlich, wir haben sie kurze Zeit später gesehen, nachdem wir an Euch vorbeigefahren sind.“

Mitten in der Nacht weckt mich Frank. „Hör mal, da sind Flusspferde direkt hier bei uns am Zelt.“ –  „Ja und? Was soll ich da jetzt machen?“ – „Wenn die über die Heringe stolpern, sind wir platt wie Pfannenkuchen“. – „Ich höre nichts. Wenn man in Afrika im Zelt schläft, respektieren einen die Tiere und halten Abstand, und jetzt lass mich bitte wieder schlafen.“


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Am Morgen werde ich mit den Worten begrüsst: „Du spinnst echt, du schläfst da seelenruhig, und ich habe die ganze Nacht kein Auge zu gedrückt.“ – „So so, vor Löwen hast du keine Angst, aber wegen der Hippos machst Du rum!“

„Ich bestehe darauf, dass wir erst weiterfahren, wenn es heisser geworden ist. Vielleicht dösen die Löwen dann vor sich hin, statt nach uns Ausschau zu halten.“

Kaum sind wir unterwegs, sehe ich Elefanten-Knöddel auf der Strasse – und keine 50 Meter entfernt erblicke ich doch tatsächlich eine Elefantenherde. Mir stockt der Atem. Es ist einfach nur gigantisch, diese Tiere so nah vom Fahrradsattel aus beobachten zu können.

Kaum später sehen wir jede Menge Geier. Sicherlich 50 an der Zahl. Die Hälfte kreist über einer Stelle im hohen Gras. Die anderen sitzen auf dürren Bäumen und beobachten die Umgebung. „Da muss irgendwo Aas sein.“ – „Ich geh mal schauen“, meint Frank zu mir, während ich es nicht glauben kann, was er gerade zu mir sagte. „Du kannst doch jetzt nicht durchs hohe Gras dorthin stapfen und dich den Hyänen und Löwen zum Frass vorwerfen.“ – „Ach, wenn die Geier schon da sind, ist der Rest der Viecher schon wieder weg.“

„Also, ich pass in der Zeit hier auf die Räder auf. Viel Spass. Ich sag deiner Mutter dann Bescheid, dass es deine Idee war und nicht meine.“

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann radeln diese Greenhorns noch heute …

 

Oberstes Bild: © Heike Pirngruber

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Mehr zu Heike Pirngruber

Heike Pirngruber (43) radelt seit Mai 2013 alleine von Deutschland in Richtung Australien. 27 Länder hat sie dabei auf ihrem Weg bereits durchstreift. Sie ist gelernte Fotografin und Kamerafrau und führt über ihre Radweltreise einen faszinierenden Blog auf www.pushbikegirl.com.

www.facebook.com/pushbikegirl

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