Wandern am Ende der Welt: 9 Tage Trekking durch den Torres del Paine National Park

Im Torres del Paine National Park in Patagonien gibt es drei grosse Wanderwege: Der W-Trek geht einige der schönsten Aussichtspunkte in Form eines ‚W’s ab. Der O-Trek umrundet das Paine Massiv und kann mit dem W-Trek zu einem kompletten Kreis vollendet werden, auch Sendero Circuito Grande genannt. Entschliesst man sich, den Park über das Besucherzentrum im Süden zu verlassen (oder dort zu starten), dann geht man schliesslich auf dem Q-Trek.

Es gibt viele Empfehlungen, welches die besten Routen sind, ob von Ost nach West oder von West nach Ost, wo starten, wo aufhören. Wir haben uns für den klassischen O-Trek von Ost nach West (gegen den Uhrzeigersinn) mit anschliessendem W zurück zum Ausgangspunkt beim Hotel Torres entschieden.

Und so sah dann unsere Tour aus: Anreise zum Torres del Paine National Park von Punta Arenas

Um 10 Uhr fährt Bussur nach Puerto Natales, das wohl den meisten als Ausgangsbasis für den Park dient; hier geht es um 14.30 Uhr gleich weiter in den Park.

Tipp 1: Bussur bietet Hin- und offenes Rückfahrticket für CLP 11,000 an; billiger ist Pacheco mit CLP 9,000; allerdings fahren diese erst um 11 Uhr ab, evtl. kann es eng werden mit dem Anschluss in Puerto Natales.

Tipp 2: Wir kaufen unser Ticket für die Hin- und Rückfahrt in den Park in unserem Hostel Independencia in Punta Arenas zum ermässigten Preis von CLP 12,000 (anstatt CLP 15,000).

Um 16.30 Uhr stehen wir am Parkeingang Schlange an der Kasse am Laguna Amarga; von Puerto Natales fahren lediglich um 7.30 Uhr und um 14.30 Uhr Busse in den Park, dafür aber gleich 5 verschiedene Unternehmen und Busse, die natürlich alle gleichzeitig ankommen. Von hier geht es weiter mit dem teuren Shuttle Bus (CLP 2,800) zum Hotel las Torres, wo wir um 17.30 Uhr ankommen und endlich anfangen können zu wandern.


2MalWeg beim Start des Treks am Hotel Torres (Bild: © Constantin Schaible)

Tag 1: Ankunft und Aufstieg zum Campamento Torres | 8km | 3 Stunden | ca. 420 Höhenmeter

Eduardo vom Hostel hat uns empfohlen, angesichts des tollen Wetters (strahlend blauer Himmel und brüllend heiss) gleich zum Campamento Torres aufzusteigen, um von dort frühmorgens zum berühmten Sonnenaufgang an der Base de las Torres zu wandern. Wer weiss, wie das Wetter in 1 Woche aussieht, wenn wir den W-Trek abschliessen?

An der Kasse hängen Schilder, dass man an diesem (Gratis-) Campingplatz nur mit Reservierung übernachten kann; aber bei unserem Versuch, bei Ankunft im Park zu reservieren, heisst es lediglich: Ist schon voll. Wir wandern dennoch am (zu bezahlenden) Chileno Camping (der völlig überfüllt scheint) vorbei zum Campamento Torres und kommen um 20.30 Uhr an. Natürlich werden wir nicht wieder weggeschickt, weil wir keine Reservierung haben, und es gibt noch massig Platz. Wir haben keine Ahnung, was es mit dieser Reservierungspflicht auf sich hat, aber momentan können wir nur empfehlen, diese zu ignorieren; vor allem, wenn man spät ankommt.

Tag 2:Sonnenaufgang am Mirador Base de las Torres und lange Etappe zum Campamento Serón | 23km | 7 Stunden | ca. 220 Höhenmeter

Der Sonnenaufgang ist für 5:15 angesagt, also machen wir uns gegen 4:30 auf den Weg zum Mirador ‚Base de Las Torres‘. Habe ich nicht mal gesagt, Sonnenaufgänge sind völlig überbewertet? Ich lerne leider nicht wirklich dazu. Zum Sonnenaufgang um 5.15 Uhr stehen wir natürlich am Aussichtspunkt und warten frierend noch eine geschlagene Stunde, bis die Sonne endlich die Torres so schön beleuchtet, dass diese regelrecht glühen.


Sonnenaufgang bei Las Torres (Bild: © Constantin Schaible)

Tipp: Das Licht ist 1h nach Sonnenaufgang am schönsten, also muss man gar nicht so früh aufstehen.

Von hier geht es wieder zum Hotel Las Torres runter und dann endlich auf die offiziell 1. Etappe des O-Treks zum Campamento Seron, wobei es zunächst wieder ca. 220m in die Höhe geht. Diese Tages-Etappe von 21km (zzgl. morgendlicher Aufstieg zum Mirador) wird die längste für uns sein (und das am heissesten Tag mit den noch ganz schweren Rucksäcken!), und die letzten km schleppen wir uns wirklich nur noch so dahin.

Alternative: Wer die Las Torres auslässt oder am Schluss macht, kann sich den Shuttle Bus sparen und direkt von Eingang Richtung Serón wandern.

Tag 3: Vom Campamento Serón zum Refugio Dickson| 18km | 6 Stunden | ca. 180 Höhenmeter

Auch heute steht eine lange Etappe auf dem Programm: 19km in ca. 6h sind zu bewältigen. Das Terrain ist aber einfach und grösstenteils flach, nur am Anfang gibt es einen kurzen Aufstieg (ca. 180m), aber da ist man ja noch ausgeruht.


Durch Blumenwiesen auf dem Weg zum Campamento Dickson (Bild: © Constantin Schaible)

Tag 4: Vom Refugio Dickson zum Campamento Perros | 11km | 4.5 Stunden | ca. 400 Höhenmeter

Die erste Etappe Richtung John Gardner Pass, und das merkt man auch: Es geht kontinuierlich aufwärts und die Landschaft wird alpiner, mit Wald statt Blumenwiesen und ordentlich Wind.

Tag 5: Über den John Gardner Pass | 8km | 6 Stunden | ca. 600 Höhenmeter

Pünktlich zur Passüberquerung kommt der Wetterumschwung. Hatten wir bis jetzt besten patagonischen Sommer, zeigt uns das Ende der Welt heute mal, was alle unter dem unberechenbaren Wetter verstehen: Es regnet bzw. graupelt, ist kalt, und Wind in Orkanstärke lässt jeden Höhenmeter wie zwei erscheinen. Am Pass geniessen wir den Ausblick auf den Gletscher deshalb nicht lange, sondern steigen schnell Richtung Campamento Paso ab. Immerhin trocknen wir bis zur Ankunft im Campamento Paso, und dort scheint dann auch ganz doll die Sonne … Wir ruhen in der Sonne und gehen immer wieder vor zum Aussichtspunkt auf den Gletscher. Es ist einfach fantastisch hier! Einige Wanderer gehen gleich weiter zum Refugio Grey, aber wir wollen diesen Traum-Nachmittag wirklich nicht missen und empfehlen allen, hier zu übernachten, zumindest wenn die Sonne so schön knallt wie bei uns.


Der Grey Gletscher (Bild: © Constantin Schaible)

Tag 6: Campamento Paso zum Refugio Grey | 6km | 4 Stunden | ca. 320 Meter Abstieg

Unsere Rucksäcke werden leichter (das Essen wird ja weniger) und die Etappen kürzer. Manche Wanderer überspringen deshalb das Refugio Grey und gehen gleich weiter, um einen Tag zu sparen. Wir nicht. Wir geniessen die tollen Ausblicke auf den riesigen Grey Gletscher und die Aussichtspunkte nach dem Campamento Paso und am Refugio Grey.

Tipp: Vom Refugio Grey aus kann man zu einem wunderschönen Aussichtspunkt wandern und abends nochmal den letzten Blick auf den Gletscher geniessen.

Tag 7: Über Refugio Paine Grande zum Campamento Italiano | 17.5km | 6 Stunden | ca. 170 Höhenmeter

Diese Etappe ist der Übergang vom O- in den W-Trek. Und man merkt auch sofort, wie die Zahl der Wanderer zunimmt. Zum ersten Mal seit Las Torres begegnen uns Tagesausflügler ohne grosse Trekkingrucksäcke. Am Refugio Paine Grande machen wir Mittagspause, bevor es weiter zum Campamento Italiano geht.


Die Las Torres glühen im Sonnenaufgang (Bild: © Constantin Schaible)

Tipp: In der Camping-Küche am Refugio Paine Grande werden viele halbvolle Gaskartuschen zurückgelassen, da einige von hier aus das Boot zurück nehmen. Wer will, kann sich hier bedienen.

Tag 8: Ins Valle del Francés und weiter zum Refugio Los Cuernos | 15km | 6 Stunden | 580 Höhenmeter

Noch einen Sonnenaufgang tun wir uns nicht an. Es regnet eh, also schlafen wir aus und gehen erst gegen neun Richtung Mirador Británico im Valle del Francés. Das Wetter ist auch schon wieder besser und beschert uns tolle Ausblicke und einige spektakuläre Lawinen, wenn mit lautem Donner Teile des Gletschers am Cerro Castilo abbrechen. Zurück im Campamento Italiano bauen wirdas Zelt ab; die kurze Strecke nach Los Cuernos (1.5h) ist schon fast ein Spaziergang.

Tag 9: Los Cuernos zum Hotel Torres und zurück nach Puerto Natales | 12km | 3.5 Stunden | ca. 200 Höhenmeter

Unsere letzte Etappe zieht sich wieder etwas, aber entschädigt mit tollen Blicken auf die Paine Gipfel (Tipp: öfters mal umdrehen, der tollste Blick ist vielleicht hinter dir) und den türkisblauen Lago Pehoé. Vom Hotel Torres nehmen wir den Shuttle Bus um 13:00 Uhr (es gehen auch noch Busse um 14:00 Uhr), und mit dem 14:30 Uhr Bus geht es zurück nach Puerto Natales, wo wir die Nacht mal wieder in einem (Stock-)Bett verbringen.


Blick auf das Paine Massive auf dem Weg zum Campamento Italano (Bild: © Constantin Schaible)

Gesamtstrecke ca. 108km. Gut und einfach zu gehen für jeden mit etwas Kondition. Der schwere Trekking-Rucksack mit Zelt und Lebensmitteln macht die Tour aber anstrengender als es aussieht, besonders die Auf- und Abstiege. Die Zeitangaben in der Karte, die man am Parkeingang erhält, waren für uns grösstenteils zutreffend, allerdings inklusive unserer Pausen. Wer den Trek in weniger Tagen machen will, kann insbesondere am Anfang längere Etappen einplanen, z.B. 1 Tag vom Camp. Séron über Dickson zum Camp. Perron oder 1 Tag vom Refugio Dickson über Camp. Perron zum Camp. Paso.

Tipps zu Ausrüstung, Kosten und den einzelnen Zeltplätzen gibt es im ‚Trekking Tipps zu Torres del Paine‘ auf dem Blog der Autoren: www.2malweg.eu

 

Artikelbild: © Constantin Schaible

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Mehr zu Constantin Schaible

Kerstin Zenzinger und Constantin Schaible, das sind 2MalWeg: Im August 2013 haben die beiden Münchner beschlossen, sich eine Auszeit zu nehmen und sich für ein unbestimmte Zeit ganz dem Reisen zu widmen. Im November 2013 ging es dann los. Seither reisen die zwei um die Welt. Mal als Backpacker, mal als Wanderer, mal als Motorradfahrer. Reiseberichte, Tipps, Fotos und Geschichten gibt es fast täglich auf ihrem Blog www.2malweg.eu

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