Rosso, Klee, Sonnier & mehr – spannende Kunstausstellung in Liechtenstein

Ab dem 9. November 2018 werden im Ausstellungsgebäude der Hilti Art Foundation, das dem Kunstmuseum Liechtenstein angegliedert ist, nunmehr zum dritten Mal insgesamt 36 Werke aus der Kunstsammlung der Unternehmerfamilie Hilti präsentiert.

Bis zum 17. März 2019 können unter anderem einige bedeutende Neuerwerbungen bewundert werden. Von den insgesamt 250 Kunstwerken werden Teile in kleinen, feinen Ausstellungen der Öffentlichkeit Schritt für Schritt zugänglich gemacht.

Von Pablo Picasso sind gleich drei Frauenbildnisse zu entdecken. Allen Werken gemeinsam ist die Inspiration durch besondere Wegbegleiterinnen des Künstlers, während sich die Farbgebung dramatisch unterscheidet. In „Femme dans un fauteuil“ (1932) und „Figure, Femme de trois-quarts gauche“ (1934) ist Marie-Thérèse Walter zu erkennen. Picasso begegnet der klassischen Schönheit im Januar 1927 vor dem Kaufhaus Lafayette und er ist so fasziniert von ihr, dass er sie in leuchtend bunten Farben darstellt.

Sein Ölgemälde „Visage gris foncé au chapeau blanc“ aus dem Jahre 1947 hingegen ist ganz in Schwarz- und Grautönen gehalten – auffallend ist lediglich ein kühn geschwungener Hut in Weiss. Es ist während seiner zehnjährigen Partnerschaft mit Françoise Gilot entstanden, doch ist der Hut möglicherweise durch Dora Maar inspiriert, Gilots „Vorgängerin“ im Leben des Künstlers. Als Tochter einer Modistin hatte Maar eine Vorliebe für extravagante Hüte, und so finden sich auffallende Kopfbedeckungen in diversen Picasso-Gemälden wieder.

Von Medardo Rosso (1858-1928) ist u. a. die Bronzeplastik „Malato all’ospedale“ zu sehen, die Darstellung eines alten, kranken Mannes. Nach Überzeugung des Künstlers kommt es auf den entscheidenden allerersten Eindruck des Betrachters an, in dem die ganze Wahrheit liege. Seine Plastik hat daher auch nur eine Hauptansicht, während die Rückseite bewusst im Rohzustand belassen ist. Denn für Rosso ist das Umschreiten einer Plastik und die Begutachtung aus verschiedenen Blickwinkeln unsinnig – er vergleicht es mit dem sinnlosen Umrunden eines Gemäldes.

Um diese für Rosso charakteristische Denkweise deutlich zu machen, ist aus der vorherigen Ausstellung weiterhin Rossos „Bambino ebreo“ zu sehen, bei dem die linke wie auch die hintere Seite des Kinderköpfchens „unvollendet“ sind.

Generell ist es inzwischen ein kuratorisches Stilmittel in den Ausstellungen der Hilti Art Foundation, stets einige Exponate der vorausgegangenen Schau weiterhin zu zeigen. Wie hier bei Rosso werden dadurch Charakteristika des Künstlers dem Besucher besonders deutlich vor Augen geführt. Zudem soll die Präsentation in neuem Umfeld Kunstfreunde anregen, die Werke buchstäblich aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.

Paul Klee (1879-1940) ist in der Ausstellung u. a. mit „Zank=Duett“ aus dem Jahre 1938 vertreten, in dem der Künstler in Öl auf Jute zwei Wesen darstellt, die sich im Zustand äusserster Erregung gegenüberstehen. Typisch für die späte Schaffensperiode Klees ist die stark vereinfachte Linien- und Formensprache, die gerade dadurch der dargestellten Auseinandersetzung Wucht verleiht.

Deutlich farbenfroher sind Klees Werke aus dem Jahre 1929, das Ölgemälde „Clown“ und das Aquarell „Märchen“, inspiriert durch eine Ägyptenreise und das warme Licht, das den Künstler auf einer Nilfahrt fasziniert hat.

Reduzierte Lichtinstallationen sind das Markenzeichen des Amerikaners Keith Sonnier (Jahrgang 1941), der in New York lebt und arbeitet. Glas, Neon, Kabel und Transformatoren verarbeitet er in seinen Werken „Lit Square – right side variation“ und „Ba-O-Ba Krefeld IB“.

Rosso, Klee, Sonnier: Die Namen der Künstler dokumentieren die Bandbreite an spannender Kunst, die einen Besuch der Ausstellung der Hilti Art Foundation so reizvoll macht.

… & mehr?

Von der klassischen Moderne bis zur Gegenwartskunst reicht das Spektrum der Künstler, deren Werke für die neue Ausstellung ausgewählt wurden: Unter anderem sind auch Arbeiten von Piet Mondrian, Henri Matisse, Wilhelm Lehmbruck, Max Beckmann und Wassily Kandinsky zu sehen. Die Gegenwartskunst ist neben Sonnier mit Klaus Staudt und Imi Knoebel vertreten.

Dieser Mischung liegt auch der Wunsch von Kurator Uwe Wieczorek zu Grunde, dass jeder Besucher sein persönliches Lieblingswerk finden möge.

Hinzu kommt, dass eine Besichtigung der Ausstellung über drei Ebenen auf insgesamt 410 Quadratmetern Fläche auch unter architektonischen Gesichtspunkten das Zeug zum „Lieblingswerk“ hat. Das Treppenhaus begeistert durch eine „Himmelsleiter“, die ohne Podest ins erste Obergeschoss und von dort nach einer 180-Grad-Wende ebenso steil und faszinierend ins dritte Obergeschoss führt – ein Highlight in einem Gebäude, das sich ansonsten bewusst zurücknimmt, um allein die Kunst wirken zu lassen. Denn für Michael Hilti, Präsident der Hilti Art Foundation, steht die Benutzerfreundlichkeit über allem: „So ein Gebäude muss vor allem seinen Zweck erfüllen.“

Hilti Art Foundation im Kunstmuseum Liechtenstein

Städtle 32, 9490 Vaduz

Öffnungszeiten:

Dienstag – Sonntag 10 – 17 Uhr
Donnerstag 10 – 20 Uhr
Montag geschlossen

Eintritt:

CHF 15; ermässigt CHF 10

Publikation zur Ausstellung:

Rosso, Klee, Sonnier & mehr
36 Werke aus der Sammlung
Herausgeber: Hilti Art Foundation/Uwe Wieczorek
12 CHF/ 10 Euro (zzgl. Versandkosten)
Erhältlich im Museumsshop oder im Webshop

Titelbild: Paul Klee, Zank=Duett, 1938, Hilti Art Foundation

 

Quelle: Hilti Art Foundation
Titelbild: obs/Hilti Art Foundation

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