Graubünden – gebirgige „Schweiz im Kleinen“ mit bewegter Geschichte

Als eine „eigne Schweiz in der Schweiz“ bezeichnete der Schriftsteller und Politiker Heinrich Zschokke Mitte des 19. Jahrhunderts Graubünden. Dieser Titel ist in mehrfacher Hinsicht zutreffend.

So ist Graubünden der einzige dreisprachige Kanton der Schweiz, beherbergt die älteste Stadt der Eidgenossenschaft, ist selbst ein Zusammenschluss von Bünden und war schon immer eine Trutzburg gegen kriegerische Vorstösse aus dem Ausland.

Im Kanton Graubünden werden drei Sprachen gesprochen: Deutsch (76%), Rätoromanisch (13%) und Italienisch (11%). Als ob dies Vielfalt nicht reichen würde, ist Rätoromanisch (das nur in Graubünden vorkommt) in fünf Unterdialekte aufgeteilt, die in jeweils anderen Tälern gesprochen werden: Vallader im Unterengadin und Val Müstair, Puter im Oberengadin, Sursilvan im Bündner Oberland, Sutsilvan im Domleschg und im Schams und Surmiran im Oberhalbstein und Albulatal.


Ftan, Unterengadin (Bild: Vollverglasung – shutterstock.com)

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Flächenmässig ist Graubünden (Grischun auf Rätoromanisch, Grigioni auf Italienisch) zwar mit 7105 km2 der grösste Kanton, aber gleichzeitig der am dünnsten besiedelte. Etwa 197’000 Menschen leben hier, was einer Bevölkerungsdichte von 28 Menschen pro Quadratkilometer entspricht.


Poschiavo im südlichen Kanton Graubünden (Bild: SimonePolattini – shutterstock.com)

Natürlich hat das vor allem mit der Topografie Graubündens zu tun: 41 Prozent der Einwohner leben auf über 1000 Metern Seehöhe, und es gibt mehr als 900 Berggipfel, von denen der Piz Bernina mit 4049 m ü.M. der höchste ist.


Piz Bernina – Val Morteratsch (Bild: Zocchi Roberto – shutterstock.com)

Das schlägt sich auch in der Landwirtschaft nieder. Nur sieben Prozent der Agrarbetriebe befinden sich in der Talsohle, der Rest im Berggebiet. Das hindert die Bündner Bauern nicht daran, fortschrittlich zu sein: 50 Prozent der Betriebe sind bio-zertifiziert.

Der wichtigste Wirtschaftssektor ist und bleibt jedoch der Tourismus. Fast ein Drittel der Graubündner verdienen hier ihr Geld; herausragend und international renommiert sind vor allem Davos und St. Moritz, die man vor allem mit Wintersport in Verbindung bringt.


Davos (Bild: Boris-B – shutterstock.com)

St. Moritz (Bild: Mike Fuchslocher – shutterstock.com)

Doch auch im Sommer bietet Graubünden eine Vielzahl attraktiver Aktivitäten an, von Wandern bis Golfen. Ein besonderes Erlebnis ist der Schweizerische Nationalpark, der sich auf 170 km2 auf einer Höhe von 1400 bis 3200 Metern erstreckt und Heimat von Gämsen, des Bündner Wappentiers Steinbock und sogar von Bartgeiern ist.


Schweizerischer Nationalpark (Bild: Tupungato – shutterstock.com)

Graubünden hat eine bewegte Geschichte. Die Kantonshauptstadt Chur gilt als älteste Stadt der Schweiz. Seit der Mittelsteinzeit besiedelt, wurde das Gebiet Graubündens kurz vor Christi Geburt dem Imperium Romanum einverleibt (Provinz Raetia Prima). Ab dem Untergang des Römischen Reiches war seine Geschichte eng mit dem Christentum verwoben.


Chur (Bild: Avatar_023 – shutterstock.com)

Im Jahr 451 wurde Chur Bischofssitz, und im 6. Jahrhundert zu einem faktisch unabhängigen Kirchenstaat. 843 kam das Gebiet zu Ostfranken, dem späteren Deutschen Reich; der Kaiser schätzte jedoch die Bewachung der Bündner Alpenpässe durch den Bischof von Chur und den Abt des Klosters Disentis, sodass er beiden jeweils weitgehend selbstständige Feudalstaaten zugestand. Die Alpenpässe waren auch später, in den Napoleonischen Kriegen, Ort und Gegenstand erbitterter Auseinandersetzungen zwischen österreichischen und französischen Truppen.


Kloster Disentis – Klosterkirche (Bild: Daniel Winkler)

1803, also relativ spät, wurde Graubünden schliesslich ein Schweizer Kanton – auf Betreiben von Napoleon. Zuvor existierte der Freistaat „Gemeiner Drei Bünde“, der aus den im 14. Und 15. Jahrhundert gebildeten Bünden Gotteshausbund, Grauer/Oberer Bund und Zehngerichtebund bestand. Ein Bund im Bunde also – oder, wie es Heinrich Zschokke so treffend beschrieb, eine „eigne Schweiz in der Schweiz“.


Landwasserviadukt – ein Wahrzeichen der Rhätischen Bahn (Bild: gevision – shutterstock.com)

 

Titelbild: Chris Rinckes – shutterstock.com
Bild im blauen Kasten: © DHD-Media

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