Cádiz - Andalusiens karibische Hafenstadt
VON Andrea Rathjen Alle Länder Europa
Umgeben vom Meer, mit sturmgeprüften Brandungsmauern und engen Gassen erinnert die Hafenstadt Cádiz eher an lateinamerikanische Metropolen wie Havanna als an das moderne Europa. Die rund 3000 Jahre alte Geschichte sieht man Cádiz auf Schritt und Tritt an – von den kleinen verborgenen Plätzen der Altstadt bis hin zu den alten Hafenmauern, die die Stadt bis heute vor den Wogen des Mittelmeers schützen.
Cádiz ist mit ihren rund 123.000 Einwohnern seit Langem fester Bestandteil vieler Rundreisen und Kreuzfahrten, und die Faszination der alten Hafenstadt hat viel mit ihrer einzigartigen Lage zu tun. Auf einer Landzunge in der Bucht von Cádiz gelegen, ist die Stadt vom Meer geprägt, und die täglich einlaufenden Kreuzfahrtriesen fügen sich ebenso selbstverständlich in das Stadtbild ein wie kleine Fischerboote und Frachter aus aller Welt.
Ihrer Lage weit draussen im Meer hat Cádiz auch die häufig wechselnden Winde zu verdanken, die den Badegästen den Aufenthalt an den Stadtstränden zwar hin und wieder etwas trüben, zugleich aber ideale Bedingungen für Surfer bieten. Wer sich auf den Besuch an den vier hervorragenden Sandstränden von Cádiz gefreut hat – drei davon mit der blauen Flagge ausgezeichnet -, muss sich trotzdem keine Sorgen um seine Ferien machen. Die exponierte, inselähnliche Lage der Stadt sorgt dafür, dass sich für jeden Geschmack und jede Tätigkeit das passende Plätzchen findet, ob mit oder ohne Wind.
3000 Jahren Geschichte auf der Spur
Cádiz – das bedeutet 3000 Jahre Stadtgeschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Die andalusische Hauptstadt zählt zu den ältesten Städten in Mitteleuropa, und seit ihrer Gründung durch phönizische Kauffahrer ist die Stadt sowohl von ihrer militärischen Bedeutung als auch von ihrer Rolle als Handelsstadt geprägt. Wer heute durch die engen Gassen der Altstadt schlendert, kann archäologische Überreste wie die Ruinen des alten römischen Theaters bestaunen, aber auch die imposanten Festungsmauern, die das historische Stadtzentrum von Cádiz bis heute umschliessen.
Einen anschaulichen Überblick über die jahrtausendealte Stadtgeschichte bietet das Museo Provincial an der Plaza de Mina mit seiner archäologischen Abteilung, in der unter anderem zwei phönizische Sarkophage ausgestellt sind. An der Plaza de Mina kann ausserdem das Geburtshaus des Komponisten Manuel de Falla besichtigt werden, nach dem das Gran Teatro Falla von Cádiz benannt ist und dessen Bildnis im Jahr 1970 den spanischen 100-Peseten-Schein zierte.
Das Grab von Manuel de Falla ist heute in der Krypta der Kathedrale zu finden, einem zwischen 1722 und 1838 entstandenen Prachtbau, der zu den Wahrzeichen von Cádiz zählt. Der langen Bauzeit verdankt die Kathedrale ihre charakteristische Mischung aus barocken und neoklassischen Elementen, die dem Gebäude im Jahr 1931 einen Eintrag in die Liste der geschützten spanischen Kulturgüter beschert hat. Der Nordturm der Kathedrale ist für Besucher zugänglich und bietet einen traumhaften Blick über die Stadt.
Von Dunkelkammern und Agenten
Eines der charakteristischen Gebäude von Cádiz ist der historische Wachturm Torre Tavira, der im Herzen der Altstadt nicht nur mit seinen kunstvollen Ornamenten beeindruckt, sondern mit der Camera Obscura auch eine wirklich aussergewöhnliche Kuriosität umfasst. Die Camera Obscura, die Geschehnisse ausserhalb des Turms auf eine Leinwand im Inneren projiziert, gilt als Urform der heute bekannten fotografischen Kamera und diente den örtlichen Händlern einst dazu, vom verdunkelten Torre Tavira aus Ausschau nach ihren Amerika-Schiffen zu halten. Die Camera Obscura von Cádiz ist bis heute in Betrieb und wird Besuchern im Rahmen von Führungen erklärt.
Von den ersten bewegten Bildern in Echtzeit bis zum modernen Film muss man in Cádiz nicht weit gehen, denn nur zehn Fussminuten nördlich ist das alte Badehaus Baluarte de la Candelaria zu finden und damit der Ort, an dem Halle Berry als NSA-Agentin im James-Bond-Film „Stirb an einem anderen Tag“ an Land geht. Nicht nur die Badegäste wissen das karibische Flair der andalusischen Hauptstadt zu schätzen – auch Hollywood konnte das „europäische Havanna“ offensichtlich für seine Zwecke nutzen.
Der Karneval von Cádiz zwischen Traditionen und Jetset-Lifestyle
Er zählt zu den grössten Karnevals weltweit und zu den ältesten Veranstaltungen seiner Art in Spanien: Der Karneval von Cádiz lockt jedes Jahr im Frühjahr Scharen von Besuchern aus aller Welt in die andalusische Hauptstadt. Offiziell elf Tage dauert das wilde Spektakel, das farbenfrohe traditionelle Kostüme und alte Volkstänze, Theaterwettbewerbe und eine Fülle von kulinarischen Genüssen aus der Region umfasst. Der Karneval von Cádiz ist laut und bunt, und er findet vor allem auf der Strasse statt. Sich selbst zu verkleiden, ist dabei für die Einheimischen ebenso wie für viele von weither angereiste Besucher ein Muss.
Mittlerweile hat auch der internationale Jetset den Karneval für Cádiz entdeckt, und viele Persönlichkeiten aus der Welt der Reichen und Schönen sind mittlerweile alljährlich in Cádiz zu Gast. Glanz und Glamour ist jedoch für niemanden ein Muss – viele junge Leute begnügen sich damit, zum Karneval in Begleitung anderer Karnevalssüchtiger unter freiem Himmel am Strand zu schlafen. Besucher aus der Umgebung machen auch gern einmal die Nacht durch und verabschieden sich mit dem ersten Morgenzug wieder aus Cádiz.
Oberstes Bild: Blick auf Cádiz (Bild: Raphael Reischuk / pixelio.de)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“]