Europas schönste Wasserfälle – im Nationalpark Plitvicer Seen
VON Stephan Gerhard Alle Länder Europa
Eines der schönsten Gebiete ist sicher der Nationalpark Plitvicer Seen. Er bietet ein ganz anderes Bild des Landes, Besucher erleben hier unberührte Natur in einer einzigartigen Landschaftskomposition. Bereits seit 1979 gehört der Park als eine der ersten Regionen überhaupt zum UNESCO-Weltnaturerbe.
Abgeschieden, aber gut zu erreichen
Der Nationalpark befindet sich im mittleren Teil Kroatiens nahe der Grenze zum benachbarten Bosnien-Herzegowina. Bis zur Küste sind es rund 60 Kilometer, die kürzeste Strassenverbindung besteht zur Stadt Senj. Im Osten wird der Park von der Nationalstrasse 1 gestreift, von dort sind auch die beiden Parkeingänge im Norden und Süden zu erreichen. Westlich verläuft in einem weiten Bogen die Autobahn A1. Beide Routen verbinden Zagreb und Split. Die Plitvicer Seen sind daher trotz ihrer abgeschiedenen Lage verkehrstechnisch gut angebunden.
Eine typische Karstregion
Das Gebiet des Nationalparks umfasst rund 300 Quadratkilometer. Er ist damit der grösste seiner Art in Kroatien. Die Plitvicer Seen liegen in einer Gebirgsregion. Im Westen erstreckt sich der Gebirgszug Mala Kapela, im Osten das Pljesevica-Gebirge. Beide gehören zum südosteuropäischen Karstgebiet.
Karstgestein ist löchrig und spröde, es besteht meist aus Kalkstein oder Dolomit. An der Oberfläche wirkt es oft wasserarm, dieser Eindruck täuscht aber, da sich das Wasser vielfach unterirdisch sammelt. Das ist auch für den Bereich der Plitvicer Seen typisch. Zu einem weiteren Charakteristikum des Gebiets gehört der grosse Höhenunterschied. Gut 900 Meter liegen der höchste und tiefste Punkt auseinander.
Seenkaskade und Wasserfälle
Die Hauptattraktion des Nationalparks sind die zahlreichen Seen und Wasserfälle. Insgesamt 16 Seen bilden von Süd nach Nord eine abfallende Kaskade, die durch Wasserfälle miteinander verbunden sind. Die Wasserzuführung erfolgt vor allem durch die beiden Flüsse Bijela Rijeka (Weisser Fluss) und Crna Rijeka (Schwarzer Fluss). Auch unterirdische Zuflüsse spielen eine bedeutende Rolle.
Natürliche Stauseen
Die Seen und Wasserfälle sind durch besondere geologische Prozesse entstanden. Im Zeitablauf haben im Bereich der Wasserläufe an bestimmten Stellen Kalkablagerungen stattgefunden, die auch als Travertin bezeichnet werden. Für die Travertinbildungen sind neben dem Kalkgehalt des Wassers die Fliessgeschwindigkeit, klimatische Verhältnisse und Pflanzenbewuchs wichtige Einflussfaktoren. Irgendwann erreichten sie eine solche Höhe, dass das dahinter fliessende Wasser aufgestaut wurde und sich nur über Wasserfälle den Weg in niedrigeres Gelände bahnen konnte.
De facto bilden die Plitvicer Seen also natürliche Stauseen mit entsprechenden Überläufen. Die Travertinbarrieren unterliegen im Zeitablauf Veränderungen. Es handelt sich um eine Landschaft im Wandel.
Einmalige Natureindrücke
Die oberen Seen im südlichen Teil weisen dabei durchaus einen anderen Charakter auf als die unteren Seen weiter nördlich. Erstere sind zahlreicher und haben einen flacheren Verlauf, während die wenigen unteren Seen praktisch einen Canyon bilden, der sich im Fluss Korana fortsetzt. Für Besucher bietet das Zusammenspiel der blau-grünen Wasserflächen, der umgebenden Wälder, grauweissen Felsen und rauschenden Wassermassen ein einzigartiges Naturschauspiel. Die höchsten Wasserfälle sind der Galovac-Wasserfall (25 Meter) im oberen Bereich und der Grosse Wasserfall (78 Meter) ganz unten. Für den wunderschönen Gesamteindruck ist die Höhe allerdings nicht entscheidend. Das haben auch andere erkannt. In den 1960ern dienten die Plitvicer Seen als Filmkulisse für bekannte Karl-May-Verfilmungen.
Gebirgsklima bestimmt Temperaturen
Das Klima der Plitvicer Seen weicht deutlich von der mediterranen Atmosphäre der nicht weit entfernten Küste ab. Hier herrscht gemässigtes Gebirgsklima vor. Im Winter sind Schnee und Eisschichten nicht selten. Das Gebiet ist regenreich – insbesondere im Frühjahr und Herbst. Im Sommer liegt die Durchschnittstemperatur wenig über 17 Grad.
Im Land des Braunbären
Flora und Fauna des Nationalparks zeigen daher Unterschiede im Vergleich zur Küstenregion. Der grösste Teil der Nationalparkfläche besteht aus Wäldern. Darüber hinaus findet sich eine grosse Pflanzenvielfalt, alleine 55 verschiedene Orchideen gedeihen hier. Rund 75 Pflanzenarten sind endemisch, kommen also nur hier vor. Auch die Tierwelt der Plitvicer Seen ist etwas Besonderes. Braunbären, Wölfe und Luchse gehören zu den spektakulärsten Tieren, die man fast nur noch an diesem Ort findet. Der Park bietet aber auch vielen anderen seltenen Arten eine Heimat.
Zu jeder Jahreszeit offen
Naturschutz wird in den Plitvicer Seen trotz des Besucherinteresses grossgeschrieben. Der Zugang ist beschränkt und eintrittspflichtig. Zwischen 8 und 20 Uhr ist der Park geöffnet. Dann stehen die ausgeschilderten Wanderrouten den Naturliebhabern offen, Wanderungen abseits der offiziellen Wege sind dagegen strikt verboten. Das gilt auch für Baden, Bootfahren oder Wassersport.
Autofahrer müssen ihr Fahrzeug an den beiden offiziellen Eingängen abstellen. Im Park verkehren nur Shuttle-Busse. Besuchern, die länger bleiben wollen, steht eine kleine Auswahl an Hotels für Übernachtungen zur Verfügung. Auch eine Camping-Möglichkeit ist in Parknähe vorhanden. Der Nationalpark ist ganzjährig geöffnet. Es besteht also Gelegenheit, diese grossartige Landschaft zu jeder Jahreszeit zu erleben.
Obersteds Bild: Zwei Seen des Nationalpark Plitvicer Seen mit dazwischenliegenden Wasserfällen (© Faradyn, Wikimedia, CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://maps.google.de/maps?q=Nationalpark+Plitvicer+Seen,+Plitvi%C4%8Dka+Jezera,+Kroatien&hl=de&ie=UTF8&sll=51.151786,10.415039&sspn=11.074904,19.753418&oq=Nationalpark+Plitvicer+&t=m&z=16&iwloc=A“ size=“350″]