Irland: Gastfreundschaft, Geschichte und grossartige Natur

„Forty Shades Of Green“ heisst ein Song von Johnny Cash über Irland. Absolut wahr – doch auf der Insel westlich von England findet man weitaus mehr Schattierungen des Lebens. Eine kleine Rundtour durch das Land der Pubs und Castles, dessen Geschichte mehr Dunkelheit aufweist als seine Gegenwart.

Iren sind leidenschaftliche Erzähler. Das merkt man sofort, wenn man mit Einheimischen in Kontakt kommt. Hier wird der Taxifahrer zum Talkshow-Moderator, der nicht nur seine eigene Lebensgeschichte in der Fahrt zum Hotel unterkriegt, sondern auch noch die Ihre aus Ihnen herauskitzelt. Man kann einfach kaum anders, bei so viel gefühlter Ehrlichkeit und Offenheit!

Irland, das ist eine Insel und zwei Staaten: Nordirland gehört zum Vereinigten Königreich, während die Republik Irland ein eigenständiges Land innerhalb der EU ist. Die blutigen interkonfessionellen Konflikte zwischen Protestanten und Katholiken spielten sich hauptsächlich in Nordirlands Hauptstadt Belfast ab und gehören der Vergangenheit an.

Heute findet man in beiden Teilen der Insel vor allem eines: Lebenslust und eine geradezu umarmende Offenheit Fremden gegenüber. Nicht umsonst sind die weltberühmten irischen Pubs so beliebte Treffpunkte. In solchen Lokalen wie der Temple Bar in Dublins gleichnamigem Stadtteil lernt man die Iren kennen, wie sie wirklich sind.

„Ein Fremder ist ein Freund, dem man noch nicht begegnet ist“ sagt ein irisches Sprichwort dazu. Die so entwaffnende Offenheit versteht man durch einen Blick auf Irlands Demografie: 6 Millionen Iren leben auf der Insel, 70 Millionen im Ausland. Kommen und Gehen, Trennung und Wiedersehen sind in der irischen Seele tief verankert.



Dublin ist inzwischen eine moderne Metropole geworden, ohne aber ihren rustikalen Charme zu verlieren. Moderne Architektur steht hier neben strengen georgianischen Fassaden, die schicken Boutiquen an der Grafton Street sind mit Strassenmusikanten gesäumt. Und als Ausländer fühlt man sich hier alles andere als fremd, so viele eindeutig nicht-irische Gesichter sieht man hier.

Ein ähnliches Bild bietet Belfast, das dazu noch mit einem ganz besonderen Highlight lockt. Das „Titanic Quarter“ hat seinen Namen vom berühmtesten Passagierschiff aller Zeiten, weil der tragische Meeresgigant hier zusammengebaut wurde. Ein Besucherzentrum füllt heute genau die  2 x 290 Meter, auf denen die Montierkräne für die „Titanic“ und ihr Schwesterschiff „Olympic“ standen.


Titanic Quarter, Belfast (Bild: Anton_Ivanov – shutterstock.com)

Ausserhalb der grossen Städte schwelgt Irland tatsächlich in dem satten Grün, das der Insel immer nachgesagt wird. Die Natur hat dabei ihren ganz eigenen Reiz. Wer beispielsweise auf der Beara-Halbinsel abseits der geteerten Strassen wandert, geniesst eine bergige, immer wieder von Felsen zerklüftete Heidelandschaft. Berühmt sind die Steilklippen von Moher, die sogar Eingang in einen Song von Benny The Busker gefunden haben.

Bis zu 214 Meter ragen sie aus dem Atlantik heraus und stellen damit die rauhere Seite Irlands dar. Geradezu atemberaubende Strände finden Sie in Nordirland an der Antrim-Küste. So majestätisch türmt sich  das Hochufer auf, so niedrig scheinen die Wolken und so weit das Meer, dass man hier eher staunen als baden will.

Wenn Sie Natur lieber mit Kultur verbinden wollen, sind Sie in Clonmacnoise genau richtig. Die ehemalige Mönchssiedlung in einer Biegung des Shannon-Flusses ist landschaftlich reizvoll gelegen und bietet einen tiefen Einblick in Irlands bewegte Geschichte: im 6. Jahrhundert von christlichen Missionaren gegründet, stieg es zum intellektuellen Zentrum der Gegend auf, bevor das Kloster von Normannen eingenommen und später von Engländern zerstört wurde.


Clonmacnoise (Bild: Attila JANDI – shutterstock.com)

Keine Menschen, sondern der Legende nach der Riese Finn war in „Giant’s Causeway“ in Nordirland am Werk. Diese natürlichen Basaltfelsen wirken so, als hätte ein Pflasterer sie verlegt. In Wirklichkeit war es die langsame Abkühlung der hier vor langer Zeit geflossenen Lava.

Wenn Sie sich entschliessen, nach Irland zu fliegen, wird die Entscheidung für eine exklusive Bleibe Ihren Urlaub noch einmal deutlich aufwerten. So gibt es im ganzen Land alte Herrenhäuser, die inzwischen als Hotels fungieren. Sogar ein Jagdschlösschen findet sich darunter, wo die Gäste abends alle an einer Bankett-Tafel zusammensitzen.

Ans Kopfende kommt derjenige, der am Tag den grössten Fisch gefangen hat. Oder buchen Sie Bed & Breakfast in einer der vielen schnuckeligen Privatunterkünften (zumeist Villen). Die Gemütlichkeit entspricht der eines Privathaushalts, der Service aber oft schon dem eines Hotels.


Whiskybrennerei in Irland (Bild: Arvydas Kniuksta – shutterstock.com)

Kulinarisch gesehen ist Irland weniger für seine Speisen als für seinen Whiskey bekannt. „Whiskey ist flüssiges Sonnenlicht“ hat George Bernard Shaw gesagt. Jedenfalls können Gourmets in Kilbeggan die wohl älteste Whiskeydestillerie der Welt besichtigen, deren Kulisse auch für einen Gruselfilm taugen würde.

Wo wir schon beim Thema Licht sind: In Newgrange gibt es ein 5000 Jahre altes Ganggrab unter einem Grashügel, das aus behauenen Monolithen besteht. Spektakulär genug – doch das Highlight erleben die Besucher um die Wintersonnenwende, wenn durch einen schmalen Spalt die Sonnenstrahlen hineinfallen und die megalithische Gruft in warmes Licht tauchen.

Immer für eine Überraschung gut: Irland, das Land der freundlichen Menschen.

 

Artikelbild: © Voyagerix – shutterstock.com

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