Salzburg ist weit mehr als die Stadt Mozarts

Die Stadt an der Salzach lag eigentlich mein ganzes Leben lang in meinem Blickwinkel. Kein Wunder, liegt München, wo ich wohne, doch nur etwa eineinhalb Stunden mit dem Auto entfernt. Aber bis vor wenigen Jahren gehörte Salzburg nicht zu meinen Reisezielen. Das erste Mal war ich als Kind in Salzburg. Danach lockten mich andere Destinationen.

Die Mozartstadt war nicht weit genug weg. Sie hatte in meinen Augen so etwas Älplerisches an sich, das mich nicht sehr interessierte. Und ich hatte immer die Vorstellung, mehr als Mozart gibt es dort nicht. Wie sehr ich mich darin täuschen sollte, zeigten mir die letzten beiden Jahre.

Seit ich über das Reisen in meinem Genuss Reiseblog travelworldonline.de/traveller schreibe, rücken immer stärker nahe gelegene Reiseziele in den Fokus meiner Reisen. Salzburg gehört dazu. Vor zwei Jahren war ich zum ersten Mal seit meiner Kindheit wieder dort und seitdem immer wieder. Und bei jedem Besuch eröffnen sich neue Perspektiven auf die Stadt, deren schöne Altstadt sich zwischen dem Mönchsberg, dem Kapuzinerberg und der Festung Hohensalzburg am Ufer der Salzach erstreckt.

Mozart spielt natürlich eine Rolle. Aber hat man das Mozarthaus, das Festspielhaus und den Mozartplatz, von dem die Statue des Komponisten noch heute in Richtung Dom blickt, einmal gesehen, ist das Pflichtprogramm absolviert. Ein Besuch im Café Mozart in der Getreidegasse ist dann nur noch das i-Tüpfelchen obendrauf, das nicht fehlen darf.


Mozart spielt natürlich eine Rolle. (Bild: © Anibal Trejo – shutterstock.com)

Überhaupt die Gastronomie von Salzburg: allein die ist eine Reise wert. Wir haben bei unseren Besuchen so viele gute, ungewöhnliche und ideenreiche Restaurants entdeckt, dass sich mein Bild vom traditionsbewussten und älplerischen Salzburg völlig geändert hat. Sicher findet man auch heute noch Gasthöfe, in denen Schweinebraten mit Knödel und Salzburger Nockerl die Hauptrolle spielen. Es gibt aber auch die andere, die innovative, interaktive und fantasievolle Seite der Salzburger Restaurantszene. Sei es das Gasthof Weiserhof unweit des Bahnhofs, in dem der Wirt Speisen aus über 200 Jahre alten Rezeptbüchern kocht. Sei es das cook & wine, in dem ein Haubenkoch seinen Gästen das Kochen beibringt, und dessen Schwester ihnen die dazu passenden Weine serviert. Sei es das Restaurant Brunnauer’s im Magazin, in dem preisgekrönte Küche in einem alten Stollen im Mönchsberg aufgetischt wird oder das Afro Cafe, in dem man sich in eine südafrikanische Shebeen versetzt fühlt.


Salzburg bei Nacht (Bild: © DeepGreen – shutterstock.com)

Interessant sind die eher unbekannten Seiten von Salzburg: So haben wir auf einer Nachtwächter-Führung die Linzer Gasse, die Steingasse und sogar die Getreidegasse aus der Sicht der weniger angesehenen Bürger der Stadt kennen gelernt. Spannend ist ein Besuch im Sebastian Friedhof mit seinen Jahrhunderte alten Gräbern, von denen jedes einzelne seine ganz besondere Geschichte erzählt. Und das ist nicht nur die von so illustren Persönlichkeiten aus der Salzburger Vergangenheit wie etwa dem Gelehrten Paracelsus, der dort begraben liegt. Wir erfahren etwas über das Leben der Müllmänner in der Stadt der Fürstbischöfe und davon, wie man Frauen mit unehelichen Kindern hier einst behandelt hat.


Am Ufer der Salzach (Bild: © Lukiyanova Natalia frenta – shutterstock.com)

Ein anderer Friedhof, der voller wunderbarer Geschichten steckt, ist der Friedhof von St. Peter unterhalb der Festung Hohensalzburg. In den Gruften, die sich in den Friedhofsmauern befinden, liegen die Menschen, die die Stadt zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Wir erfahren von der Familie Fürst, die die Mozartkugeln erfunden hat. Wir hören von der Familie Hagenauer, die lange Jahre den Mozarts eine Wohnung vermieteten. Wir entdecken Spuren irischer Missionare in den Katakomben, die sich im Berghang über dem Stiftsfriedhof befinden und die an die frühe Christianisierung der Region erinnern.


Festung Hohensalzburg (Bild: © canadastock – shutterstock.com)

Zur Weihnachtszeit ist Salzburg besonders attraktiv. In der Stadt gibt es grosse und kleine Weihnachtsmärkte, von denen jeder seine ganz eigene Stimmung verbreitet: Der bekannteste ist der Christkindlmarkt auf dem Residenzplatz und dem Domplatz, zu dem die meisten Besucher pilgern. Aus den Holzhütten duftet es nach frisch gebackenen Lebkuchen, gewürztem Glühwein oder heisser Schokolade mit viel Schlagobers. Ein Bummel über den Weihnachtsmarkt wird zu einem lukullischen Erlebnis, gibt man – wie ich – gern den Verlockungen nach. Ruhiger und abseits des Weihnachtstrubels ist der überschaubare Weihnachtsmarkt auf der Festung Hohensalzburg, der im Innenhof der Burganlage an den Wochenenden geöffnet hat. Nicht besonders gross, aber mit hübschen Kunsthandwerksständen wartet der Weihnachtsmarkt am Mirabellplatz auf. Am romantischsten aber ist meiner Ansicht nach der Adventszauber im Schloss Hellbrunn etwas ausserhalb der Stadt. Mit seinem Märchenwald, dessen vierhundert Christbäume alljährlich mit dicken roten Christbaumkugeln geschmückt werden, die vor der Kulisse des Schlosses die Glühweinbuden umgeben, bezaubert dieser Adventsmarkt seine Besucher. Dazu kommen die vielen geschmackvollen Produkte aus der Region, die in den Ständen angeboten werden: Kunsthandwerk, Adventskränze, Christbaumschmuck, Lebkuchen, Wild-Spezialitäten und vieles mehr verlockt jeden dazu, seinen Geldbeutel zu zücken und sich einen kleinen vorweihnachtlichen Genuss zu gönnen oder vielleicht das eine oder andere Weihnachtsgeschenk auf dem Markt zu erstehen.

Um ein attraktives Marktgeschehen zu erleben, muss man nicht unbedingt in der Weihnachtszeit nach Salzburg reisen. Wochenmärkte wie der Grünmarkt am Universitätsplatz, der Schrannenmarkt am Mirabellplatz, der dort jeden Donnerstag stattfindet, oder der Bio-Bauernmarkt am Kajetanerplatz jeden Freitag bieten auch während des Jahres zahlreiche Gelegenheiten, in den kulinarischen Erzeugnissen der Region zu schwelgen: Da gibt’s hausgebackenes Brot mit Wildblüten von den umliegenden Almwiesen, Gamsschinken, und andere Köstlichkeiten, die es zu entdecken lohnt.



Eines ist sicher: Salzburg wird auch in Zukunft immer wieder auf meinem Reiseplan stehen. Es gibt noch viel zu entdecken und ich bin neugierig auf das, was die Stadt an der Salzach mir sonst noch zu bieten hat.

 

Oberstes Bild: © zakaz86 – shutterstock.com

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Mehr zu Monika Fuchs

Monika Fuchs (56) machte das Reisen zu ihrem Beruf – zunächst als Reiseleiterin in den USA und Kanada, in Australien, im südlichen Afrika und dem einen oder anderen europäischen Land. Seit 2001 arbeitet sie als freie Reisejournalistin für verschiedene Print- und Online-Magazine und veröffentlicht ihr Genuss Reiseblog gemeinsam mit ihrem Mann Petar.

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