Weihnachtswelt: „Buon Natale“ oder Weihnachten auf Italienisch

Bald ist Weihnachten, und die ganze Welt scheint anders zu funktionieren. Egal ob das Land christlich ist oder nicht, ändern die bevorstehenden Feierlichkeiten den Schwerpunkt des alltäglichen Lebens. Vieles kommt aus der christlichen Tradition und Vieles als Folge der Globalisierung und dem Wunsch aus allem Geld zu machen. Das Tempo und der Rhythmus dieser Zeit sind plötzlich ganz anders: Für manche sind das weihnachtlich-romantische Popsongs, für manche kirchliche Hymnen und für manche helle und warme Töne einer tiefbedeutenden Feier der Ankunft des Heilands, der in Menschengestalt auf die Welt kam, um den verlorenen Seelen die Frohe Botschaft der Versöhnung mit Gott zu überbringen.  

In Italien ist der Monat Dezember eindeutig sehr stark von der christlich-katholischen Tradition geprägt. Die Feierlichkeiten fangen offiziell am 8. Dezember an, wenn das katholische Fest der Unbefleckten Empfängnis gefeiert wird. Das Haupt der katholischen Kirche erscheint an diesem Tag auf der Piazza di Spagna, wo der Papst Pius IX. am 8. Dezember 1854 das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis verkündet hat. Auf einer fast 12 Meter hohen Säule steht die bronzene Statue der Jungfrau Maria. Im Laufe der Feierlichkeiten wird in Anwesenheit des Papstes von der Feuerwehr ein Kranz aus weissen Blumen auf einem Arm der Statue aufgehängt, als Symbol, dass die Mutter Gottes „…von jedem Fehl der Erbsünde rein bewahrt blieb; <das> ist von Gott geoffenbart und deshalb von allen Gläubigen fest und standhaft zu glauben“, so die päpstliche Bulle von 1854.  An diesem Tag wird traditionell der Weihnachtsbaum geschmückt.


Statue der Jungfrau Maria in Rom, Italien (Bild: Georges Jansoone, Wikimedia, CC)


Am 13. Dezember wird in nordischen Ländern, aber besonders in Schweden, das Fest der Santa Lucia gefeiert. Trotz der grossen Entfernung macht die Heilige einen langen Weg und bringt auch im Norden Italiens den Kindern Geschenke. Deswegen nennt man sie oft Cousine von Babbo Natale – dem italienischen Weihnachtsmann.

Neapolitanische Weihnachtskrippe (Bild: square87, Wikimedia, CC)


Früher war ein Weihnachtsbaum in Italien eher eine Seltenheit. Traditionell stellte man in Häusern eine selbst gebastelte Weihnachtskrippe, il presepe, auf. Schon im September oder Oktober fing man an, an den kalten Winterabenden daran zu basteln: Nicht nur die üblichen Figuren gehörten her, sondern auch versuchten die Laienkünstler einfache Mechanismen wie einen fliessenden Brunnen oder ein schnurrendes Spinnrad herzustellen. Ihren Höhepunkt erreichte diese vorweihnachtliche Beschäftigung am 24. Dezember, als die Figur des Christkindes feierlich in die Wiege gelegt wurde.

Auf dem Weihnachtsmarkt (Bild: square87, Wikimedia, CC)


Heutzutage werden die Krippenfiguren auf traditionellen Weihnachtsmärkten gekauft. Besonders beliebt ist zum Beispiel der Weihnachtsmarkt in der Strasse San Gregorio Armeno in Neapel,  allgemein bekannt als Spaccanapoli. Zu anderen Jahreszeiten werden hier alle möglichen Kunstgegenstände verkauft. Besonders populär sind vor allem kleine Statuetten, die als Widerhall des Tagesgeschehens angefertigt werden und oft satirischen Charakters sind: Wenn ein Politiker wieder mal ins Fettnäpfchen getreten ist oder ein Promi sich besonders geschickt blamiert hat – all das findet auf Spaccanapoli einen künstlerischen Ausdruck. Aber vor Weihnachten rücken alle noch so witzigen Blamagen zur Seite und Krippenfiguren aller möglichen Ausführungen werden zu eindeutigen Protagonisten.

Am 24. Dezember kommt die ganze Familie zum Abendessen zusammen. Traditionell wird ein Gericht aus Fisch und Meeresfrüchten aufgetischt, dazu natürlich ein guter Tropfen Weisswein. In manchen Familien findet die Weihnachtsbescherung am Heiligabend und in manchen am Morgen des Weihnachtstages statt und wieder andere müssen sich bis zum 6. Januar gedulden. Auf jeden Fall sieht man sich wieder zu Mittag, wenn gebräuchlich frisch gekochte Hühnerbrühe mit Tortellini gegessen wird.

Viel lauter wird natürlich Silvester gefeiert. Noch bis in die 90er Jahre gab es in Italien die Tradition, in der Silvesternacht die alten Sachen aus dem Fenster hinauszuwerfen. Und dabei ging es wohlgemerkt nicht um den Kleinkram: Also flogen unter anderem Badewannen und Fernseher auf die Strasse. Heute macht man ungefähr den gleichen Lärm, aber mithilfe von Petarden. Bei der Ankunft des neuen Jahres muss es ja richtig krachen.


Richtig weihnachtlich – Panettone! (Bild: Ben Hanburz, Wikimedia, CC)


Ziemlich magenunfreundlich wird genau vor 12 Uhr in der Silvesternacht ein Stück Panettone oder Pandoro mit einem Glas Sekt serviert. Und gleich nach Mitternacht isst man als erstes Gericht im neuen Jahr eine gefüllte Schweinshaxe und Linsen – sie sollen Geld und Erfolg in der bevorstehenden Lebensetappe bringen.

Weit verbreitet ist auch die pikante italienische Sitte, in der Silvesternacht rote Unterwäsche zu tragen, die man oft als Weihnachtsgeschenk eine Woche davor bekommen hat. Rote Farbe soll Glück – „Buon Augurio“ –  bringen, deswegen ist es ganz üblich, dass die hochbetagte italienische „Nonna“, die Grossmutter, ganz selbstverständlich ihre Enkelkinder mit feuerroten Dessous beschenkt. Bis zum Neujahrsmorgen müssen aber die flammenden Fummel weggeworfen werden, sonst wird es nix mit dem Glück.


Inszenierung der Ankunft von Befana (Bild: Beatrice, Wikimedia, CC)


Am 6. Januar kommt Befana. Einige glauben, es sei eine Hexe und die anderen behaupten, es war einfach eine alte Oma, die auch unterwegs war, um das Christkind zu sehen. Doch, da sie zu alt war, verpasste sie den Weihnachtsstern und schaffte es einfach nicht, gleichzeitig mit den drei Königen in Betlehem anzukommen. Deswegen war sie erst am 6. Januar da. Befana bringt guten Kindern Geschenke und bösen – die Kohle.

Zu Ende sind die Feierlichkeiten am 13. Januar: Früher wurden an diesem Tag die Weihnachtsbäume abgeschmückt, weggeworfen und anschliessend verbrannt.

 

Oberstes Bild: Italienische Weihnachtstorte (Bild: Alessio Sbarbaro, Wikimedia, CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“][vc_gmaps type=“m“ zoom=“14″ link=“https://maps.google.com/maps?q=Neapel,+N%C3%A1poles,+Italia&hl=es&ie=UTF8&sll=37.0625,-95.677068&sspn=54.533615,79.013672&oq=neapel&hnear=N%C3%A1poles,+Campania,+Italia&t=m&z=12″ size=“350″]

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Ich schreibe, seit ich schreiben kann, und reise, seit ich den Reisepass besitze. Momentan lebe ich im sonnigen Spanien und arbeite in der Modebranche, was auch oft mit Reisen verbunden ist, worüber ich dann gerne auf den Portalen von belmedia.ch berichte. Der christliche Glaube ist das Fundament meines Lebens; harmonisches Familienleben, Kindererziehung, gute Freundschaften und Naturverbundenheit sind meine grössten Prioritäten; Reisen und fremde Kulturen erleben meine Leidenschaft; Backen und Naturkosmetik meine Hobbys und immer 5 Minuten zu spät kommen meine Schwäche.

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