Auch Kletter-Anfänger finden in der Schweiz viele Möglichkeiten zum Bergsteigen
VON Agentur belmedia Alle Länder Allgemein
Die Fremdenverkehrsbranche in der Schweiz hat den touristischen Wert ihrer Berge natürlich schon lange entdeckt. Und in den letzten Jahren ist so einiges in die Wege geleitet worden, um das Bergsteigen, das immer noch zu den risikoreichsten Sportarten der Welt zählt, für alle sicherer zu machen. Deshalb können auch schon Anfänger mehrere gut ausgebaute Berge besteigen, die mit in den Stein gehauenen Treppen, Geländern, Seilbrücken und fest angebrachten Haltekabeln die nötige Sicherheit bei Auf- und Abstieg bieten.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen – „Anfänger“ beim Bergsteigen heisst nicht, dass auch Untrainierte die als leicht eingestuften Touren bewältigen können. Wer sich sonst wenig bewegt oder übergewichtig ist, sollte sich erst die körperliche Fitness antrainieren, bevor er in die Berge steigt. Denn gut bei Kondition zu sein, ist grundlegende Voraussetzung beim Klettern. Wer nicht fit genug ist, bringt nur sich selbst und andere in Gefahr!
Eine Möglichkeit, um sich die erforderliche Kondition anzutrainieren, ist das Wandern. Je nachdem, welche Wegstrecke man wählt, sind schon kürzere Etappen zu meistern, bei denen man sich an Seilen und Kabeln auf eine höhere Ebene ziehen muss. Als Grundsatz gilt Folgendes: Ist man in der Lage, eine anspruchsvolle, sechs Stunden dauernde Wanderung sicher zu bewältigen, dann kann man sich ohne Bedenken auch eine leichtere Gipfelbesteigung zutrauen.
Beim Klettern darf natürlich die richtige Ausrüstung nicht fehlen. Spezielle Bergsteigerschuhe, Handschuhe, Helm und Karabinergurte gehören zur Grundausstattung. Und ehe man sich auf den Weg zum ersten Berggipfel macht, sollte man sich Kenntnisse zum richtigen Verhalten am Seil und auf dem Berg aneignen. In den vielen Trainingszentren, die sich rund um die touristisch erschlossenen Gipfel befinden, kann man lernen, wie man sich korrekt sichert und abseilt. Ideal dafür sind auch die über 30 Kletterhallen in der Schweiz. Sehr gut ausgebildetes Fachpersonal weist Anfänger in speziellen Kursen darin ein, wie man sich richtig an der Wand verhält. Die Fachkräfte können auch beurteilen, ob man schon so weit ist, eine Bergtour unter realen Bedingungen zu unternehmen, oder ob man noch etwas trainieren muss.
Eine weitere Vorbedingung für eine Klettertour ist, dass man schwindelfrei ist. Denn was nützt die beste Kondition, wenn man, am Seil hängend, von einer Panikattacke erfasst wird und weder vor noch zurück kann. Wer erfahren möchte, was es tatsächlich bedeutet, sich in den Schweizer Alpen zu befinden, der sollte mit einem frei schwingenden Sessellift oder einer Gondelbahn fahren. Wer so eine Fahrt gut über die Runden bringt, ohne dass ihm flau in der Magengegend wird, der kann die nächsten Schritte angehen. Auch wenn man einen Abhang in ein Tal hinabblickt, bekommt man eine gute Vorstellung davon, mit welchen Dimensionen es ein Bergsteiger in den Schweizer Alpen zu tun hat. Da ist es angebracht und vernünftig, einen gesunden Respekt vor der Höhe zu bewahren. Packt einen die Höhenangst, dann sollte man tunlichst davon absehen, Gipfel bezwingen zu wollen.
Konnte man sich in der Kletterhalle bewähren, gilt es noch, sich die Klettertechniken an der Wand anzueignen. Auch hier leistet ein entsprechender Kurs gute Dienste. So findet man etwa im Greyerzerland Angebote für Tageskletterkurse, in denen der Bergsteigerneuling die geeigneten Verhaltensweisen und Techniken gleich vor Ort lernen kann. Und das Gelernte lässt sich in der näheren Umgebung auch gleich anwenden. Ausbilder und Trainer stehen dem Anfänger auch hier gerne hilfreich zur Seite. Geübt wird der Aufstieg in der Wand so lange, bis man ein kompetentes Verhalten und sicheres Gefühl am Seil zeigt. Vergleichbare Kurse werden ebenfalls angeboten im Bieler Jura, in der Sustenregion und bei den bizarren Felsspitzen der Gastlosen im Jurakalk. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich schrittweise steigern. Wer zum Beispiel das Einseilklettern sicher beherrscht, kann anschliessend das Mehrseilklettern erlernen.
Hilfreich für die Einschätzung der Schwierigkeit eines Berges ist die Skala, die der Schweizer Alpen-Club entwickelt hat. Für Neulinge empfehlenswert sind die Schwierigkeitsstufen L wie „leicht“ und WS wie „wenig schwierig“. Die entsprechenden französischen Bezeichnungen heissen F („facile“) und PD („peu difficile“). Als „leicht“ eingestuft sind zum Beispiel die folgenden Berge: Ostgrat Wildhorn, Piz Tschierva und Teile des Bishorns. „Wenig schwierig“ sind der Weissmies, das Balmhorn und der Piz Palü, jeweils über die normale Strecke.
Um das, was man am Seil gelernt hat, wirklich anzuwenden, wählt man beispielsweise einen Berg der Kategorie „ZS“. Das heisst „ziemlich schwierig“ und entspricht dem französischen „AD“ („assez difficile“). Berge dieser Stufe sind der Westgrat des Mönchs, der Biancograt des Piz Bernina und sogar schon das Matterhorn über den Hörnligrat. Solche Touren sind aber schon Beispiele für eine solide alpine Aufgabenstellung.
Oberstes Bild: Auch Kletter-Anfänger finden in der Schweiz viele Möglichkeiten zum Bergsteigen. (© wavebreakmedia / Shutterstock.com)