Bei einer Höhlenwanderung unterirdische Welten entdecken

Schon immer haben Menschen ein besonderes Verhältnis zu Höhlen. Unsere Ahnen nutzten sie, um sich vor den Unbilden der Umwelt zu schützen. In der Folgezeit bildeten sich um sie herum zahlreiche Märchen und Legenden.

Rätselhaftes, ja Tiefsinniges verbinden wir mit Höhlen. Und wer diese unterirdische Welt entdecken möchte, sollte an einer Höhlenwanderung teilnehmen.

Bedeutsame Orte

Wie gross die Bedeutung von Höhlen ist, lässt sich schon daran ablesen, dass hier die ersten Anzeichen der menschlichen Zivilisation zu finden sind. Höhlen dienten in der Frühzeit der Menschheit nicht nur als Wohn- und letzte Ruhestätte, sondern auch als kultischer Ort. Und hier sind die ältesten Kunstwerke der Menschheit zu sehen. Vor allem in Südfrankreich finden sich dafür zahlreiche Zeugnisse. Besonders beeindruckend – jedoch nur eines unter vielen Beispielen – ist die erst 1994 entdeckte Chauvet-Höhle in der Nähe des Ardèchetals. Hier kann man die ältesten Wandmalereien bewundern.

Dadurch, dass von Höhlen eine solche Faszination ausgeht, wurde sie oft sinnbildlich gedeutet, sogar die Psychoanalyse hat sich mit dieser Erscheinung beschäftigt. Tauchen Höhlen in Träumen und Märchen auf, deutet man diese als eine Ausformung des Archetypus der Mutter, des Inbegriffs der Gebärenden.


Die Wandmalerei in der Chauvet-Höhle in der Nähe des Ardèchetals (Bild: Inocybe, Wikimedia)

Ein Erlebnis, das unter die Haut geht

Nur wenige Besucher einer Höhle werden diese Symbolik mit diesem Phänomen in Verbindung bringen. Zahlreiche Höhlen stehen dem Besucher offen und können ohne besondere Schwierigkeiten und Sicherheitsmassnahmen begangen werden. Ein solcher Besuch ist sicherlich faszinierend, wahre Entdeckerfreude vermögen solche touristischen Ausflugsziele jedoch nicht zu wecken. Auf einem anderen Erlebnisniveau findet eine geführte Höhlenwanderung statt, denn bei dem Gang ins Innere muss man auf angenehme Wege und künstliche Beleuchtung verzichten und wird körperlich gefordert, was den Nervenkitzel intensiviert.


Melidoni-Höhle auf Kreta (Bild: Steffen 962, Wikimedia)

Einmalige Sinneserfahrungen

Eine Höhlenwanderung konfrontiert uns mit neuen, andersartigen Sinneswahrnehmungen, denn die äusseren Reize, mit denen wir heutzutage überhäuft werden, sind an diesem Ort auf ein Minimum beschränkt. Die Helmlampen der Höhlenbesucher leuchten nur einen kleinen Ausschnitt der tiefen Dunkelheit aus, jegliche Geräusche aus der Aussenwelt fehlen oder werden stark abgeschwächt. Eine Höhlentour dauert – wenn sie kurz ist – zwei bis drei Stunden, für Fortgeschrittene mit Ausdauer und Durchhaltevermögen darf sie auch durchaus einen ganzen Tag füllen.

Immer wieder erzählen Höhlenwanderer von der eindrücklichen Ruhe, Beständigkeit und Kraft, die von der den Jahrtausenden trotzenden Höhlenwelt ausgeht. Hier kann man so etwas wie die absolute Stille wahrnehmen, die höchstens durch die Geräusche, die die Wanderer verursachen, oder herabtropfendes Wasser unterbrochen wird. Im Vordergrund stehen elementare Erlebnisse wie Auf- und Abstieg, Kriechen, Klettern oder Durch-Wasser-Waten. Auch eine eigentümliche Fauna und Flora lässt sich bestaunen. Grottenolmen, Salamandern und Fledermäusen bietet die Höhle einen Lebensraum.


Eingang zur Wimsener Höhle (Bild: Enzyklofant, Wikimedia, CC)

Eine Höhlenwanderung als Gruppenerlebnis

Höhepunkte beim Erkunden einer Höhle sind Stalagmiten (in die Höhe wachsende Tropfsteine) und Stalagtiten (herabhängende Tropfsteine), tiefe Schächte und grosse Säle, unterirdische Seen und Bäche, doch nur selten hat ein Höhlensystem alles aufzuweisen. Das braucht es aber auch nicht unbedingt, um die imposante, andere Welt im Inneren der Erde kennenzulernen. Inzwischen bieten zahlreiche Eventveranstalter Höhlenwanderungen, -trekking und -touren an.

Idealerweise findet eine solche Tour in der Gruppe statt, denn bei einer Alleinbegehung setzt man sich hohen Risiken aus. Normalerweise wird eine Grösse von zwölf Teilnehmern nicht überschritten, die erfahren aber, was ein echtes Gruppenerlebnis ist. Denn bei jeder Höhlenwanderung ist man vor Aufgaben gestellt, die ein Team leichter bewältigen kann als eine Einzelperson. Es stärkt die Verbundenheit innerhalb der Gruppe ungemein, wenn diese in gemeinsamer Anstrengung Schwierigkeiten gemeistert hat, darüber hinaus stützen solche Erfolgserlebnisse das Selbstvertrauen.


Eisriesenwelt in Autriche (Bild: Normand Roy, Wikimedia, CC)

Teamgeist und Teamarbeit sind auch angesagt, denn es gilt, zu planen, zu kommunizieren und Rücksicht zu nehmen. Und bei einer Höhlentour ist eine Sache einleuchtend: Einmal auf dem Weg, lässt sich eine solche Wanderung nicht einfach abbrechen. Man muss zumindest den Weg zum Ausgang der Höhle schaffen. Daher sollte sorgfältig geplant werden, wie weit die Begehung ins Höhleninnere führen soll. Da ein solches Ereignis besonderen Erlebnischarakter hat, lässt es sich gut als Teambuilding-Massnahme heranziehen. Oder man betrachtet eine Höhlentour einfach als ausserordentliche Erfahrung.



Keine Angst vor Enge und Dunkelheit

Sind besondere Voraussetzungen zu erfüllen, um bei einer Höhlenwanderung mitzumachen? Nein, die Teilnehmer sollten aber schwindelfrei sein und keine Angst vor der Dunkelheit sowie dem Aufenthalt in geschlossenen Räumen haben. Die körperliche Fitness sollte durchschnittlich sein. Mitzubringen sind robuste Kleidung, dicke Strümpfe und trittsichere Schuhe (am besten Berg- bzw. Trekkingschuhe oder Gummistiefel). Der Veranstalter hält in der Regel Helmlampen, Schutzkleidung sowie Neoprenanzüge (für Strecken durch Wasser) bereit.

Zahlreiche Höhlen sind geeignet für solche Touren – in der Schweiz, in Österreich und in Süddeutschland. Gerade in diesen Gebieten sind durch die Einwirkung des Wassers vor langer Zeit Höhlen und ganze Höhlensysteme entstanden. In der Schweiz ist das Hölloch in dem Kanton Schwyz das grösste Höhlensystem, dessen bisher bekannte Teile etwa 200 Kilometer umfassen. In dieser typischen Karsthöhle ist sogar die Veranstaltung von geführten Zwei- oder Dreitageswanderungen möglich, wobei in Höhlenbiwaks übernachtet wird. Die Rückkehr in die Aussenwelt und an das Tageslicht wird dann umso intensiver wahrgenommen.

 

Artikelbild: Cango Höhlen bei Oudtshoorn, Südafrika (© Anagoria, Wikimedia, GNU)

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