Brasilien-Reisen: Dos and Don'ts

Auch wenn Brasilien von Europäern beeinflusst wurde, unterscheidet sich die brasilianische Kultur in wesentlichen Punkten von der europäischen.

Damit Sie bei Ihrem nächsten Aufenthalt in Südamerika keinen Kulturschock erleiden, haben wir eine Liste mit Dos und Don‘ts zusammengestellt. Wir beginnen mit einigen Verhaltensweisen, die Sie vermeiden sollten.



Schütteln Sie nicht die Hand Ihres Gegenübers

Ein kräftiger Händedruck ist im westlichen Europa ein Ausdruck von guten Manieren. In Brasilien ist das Händeschütteln zwar nicht verboten, aber eher unüblich. Wenn Hände geschüttelt werden, geschieht dies meist auf eine sehr sanfte Weise. Genau hier lauert die Falle. Die meisten Europäer denken nicht nach, bevor Sie die Hand des Gegenübers ergreifen, und drücken fest zu. Dies kann eine überraschte Reaktion hervorrufen.

Brasilianer sind von ihrer Art her sehr offen und lieben es, sich zu umarmen. Dies gilt keineswegs nur für enge Freunde. Schon in losen Bekanntschaften ist es üblich, den Anderen zu umarmen und auf die Wange zu küssen. Dies wirkt auf Europäer etwas befremdlich, doch Sie werden sich während Ihres Aufenthalts in Brasilien mit Sicherheit daran gewöhnen.

Seien Sie nicht überheblich

Brasilien ist ein Schwellenland. Was das bedeutet, werden Sie während Ihres Aufenthalts an der einen oder anderen Stelle erleben. In manchen Gegenden herrschen europäische Standards, was die Technisierung und die Infrastruktur betrifft. Andernorts sind die Lebensumstände hart und die Zustände noch nicht modernisiert. Diese Gegensätze sind für unsere Augen ungewohnt und rufen immer wieder Erstaunen hervor.

Sie sollten keineswegs überheblich auftreten, wenn Sie sich in Brasilien aufhalten. Die Bewohner des Landes sind sehr technikaffin und holen in Sachen IT und Internet langsam auf. Freilich ist es in armen Regionen unwahrscheinlich, dass Sie sich mit Ihrem Gesprächspartner über die neuesten Online-Trends unterhalten können – viele der Bewohner haben noch nie ein Smartphone in der Hand gehabt. Es kann aber auch sein, dass Ihr Gegenüber die angesagtesten Kleidungsstücke oder die besten Astrofotografie-Tipps aus dem Internet kennt.

Sprechen Sie kein Englisch

Schon bei Ihrer Ankunft in Brasilien werden Sie feststellen, dass nur ein Bruchteil der Bewohner der englischen Sprache mächtig ist. In offiziellen Ranglisten liegt Brasilien weit abgeschlagen auf den hinteren Plätzen. Nur schätzungsweise 5 Prozent der Bevölkerung sind in der Lage, sich auf Englisch zu unterhalten. Dies ist für Europäer ungewohnt und kann für Verwirrung sorgen – schliesslich sind wir es gewohnt, jederzeit in die „Lingua Franca“ wechseln zu können.

Die beste Chance, verstanden zu werden, haben Sie bei jüngeren Leuten, die Privatschulen besuchen. Das öffentliche Schulsystem ist reformbedürftig und vermittelt allenfalls Grundkenntnisse. In den Medien spielt die englische Sprache keine nennenswerte Rolle, was auch daran liegt, dass die Nachrichten von Meldungen aus Brasilien dominiert werden.

Davon abgesehen mögen es Brasilianer, wenn Ausländer sich ihrer Sprache bedienen. Sie dürfen beim Portugiesisch sprechen ruhig Fehler machen – dies wird Ihnen fast immer verziehen. In Supermärkten, Flughäfen oder Kiosken wird man Ihnen gerne weiterhelfen, wenn Sie zumindest einige grundlegende Kenntnisse der Sprache mitbringen.


Historisches Zentrum von Salvador, Bahia (Bild: ESB Professional – shutterstock.com)

Verwenden Sie keine grossen Banknoten

Grosse Banknoten sind in Brasilien verpönt. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen nutzt inzwischen ein guter Teil der Bevölkerung Kreditkarten verschiedenster Art. Zum anderen lebt ein grosser Teil der Brasilianer noch immer in Armut, was einer der Hauptgründe für die hohe Kriminalitätsrate ist. Sie sollten daher davon absehen, ein Sandwich für 7 R$ mit einer 100 R$-Banknote zu bezahlen.

Der Kassierer wird Sie mit grosser Wahrscheinlichkeit fragen, ob Sie Kleingeld haben. Gerade in kleineren Geschäften befinden sich oftmals wenige Banknoten in der Kasse. Um Ihnen das Wechselgeld auszahlen zu können, muss der Angestellte aufstehen und das Geld irgendwo besorgen. Ein unfreundlicher Blick ist Ihnen in dieser Situation gewiss. Wir empfehlen Ihnen, kleinere Banknoten (2 bis 10 Reais) zu verwenden. 1 R$-Noten werden seit 2006 nicht mehr gedruckt – sie gelten aber weiterhin.

Geben Sie im Restaurant Trinkgeld

Wenn Sie auswärts essen, sollten Sie dem Kellner stets ein Trinkgeld geben. Die Löhne für solche Berufe liegen in Brasilien auf einem sehr niedrigen Niveau. Das Trinkgeld ist faktisch ein Bestandteil des Lohns, den die Angestellten einkalkulieren. Sie sollten daher nicht geizig sein und 10 bis 15 Prozent auf die Summe aufschlagen.

Noch ein weiterer Tipp: Wenn Sie die Vermutung haben, dass das Restaurant den Kellnern die Trinkgelder nicht auszahlen, geben Sie der Bedienung das Geld direkt am Tisch. Wenn Sie die Rechnung am Tresen bezahlen, besteht die Gefahr, dass der Inhaber das Geld für sich behält und die Angestellten leer ausgehen.

Seien Sie geduldig

Geduld ist eine Tugend, die Sie in Brasilien dringend benötigen. Pünktlichkeit hat hier, im Unterschied zur europäischen Kultur, einen sehr geringen Wert. Viel wichtiger ist die Kleidung, die Sie bei Ihrer Ankunft tragen (mehr dazu unten). Wenn ein Brasilianer sagt: „Chego já!“ (Ich komme gleich), hat dies absolut nichts zu bedeuten. Es ist gut möglich, dass die betreffende Person noch nicht einmal losgefahren ist.

In Brasilien gibt es stets einen Grund, zu spät zu kommen. Manchmal ist es der Verkehr, manchmal ein Telefongespräch. Niemand wird es Ihnen verübeln, wenn Sie 20 bis 30 Minuten zu spät bei einem Termin erscheinen. Uhrzeiten haben in Brasilien nicht die Verbindlichkeit wie hierzulande. Wenn Sie sich mit einem Freund zum Essen treffen, ist es beinahe sicher, dass dieser mindestens eine halbe Stunde zu spät aufkreuzt.

Seien Sie beharrlich und konsequent

Nein heisst nein – diese Verbindlichkeit ist Teil unserer europäischen Kultur. Ganz anders in Brasilien: Hier bedeutet ein „Nein“ noch lange nicht das Ende der Debatte. Wenn Ihnen ein Stück Kuchen angeboten wird und Sie ablehnen, wird man mindestens noch einen Versuch unternehmen, Sie von den Vorzügen des Kuchens zu überzeugen.

Seien Sie nicht zu direkt, wenn Sie ein solches Angebot erhalten. Ein abruptes „Nein“ kann als Kränkung aufgefasst werden. Gehen Sie auf Ihr Gegenüber ein und lassen Sie zu, dass man Sie überzeugen will. Dies ist Teil der brasilianischen Kultur und sollte keinesfalls als nervtötend empfunden werden.

Beobachten Sie Ihre Umgebung

In Brasilien ist es unerlässlich, die unmittelbare Umgebung stets im Auge zu behalten. Dies gilt insbesondere für ärmere Regionen wie den Nordosten. Im südlichen Teil Brasiliens gehen die Uhren im wahrsten Sinne des Wortes anders – hier dominiert die europäische Kultur.

Direkter Blickkontakt ist in Brasilien keineswegs unhöflich. Scheuen Sie sich nicht, Ihrem Gegenüber in die Augen zu sehen – so können Sie leichter herausfinden, ob jemand böse Absichten hegt. Zudem können Sie verhindern, Opfer von Taschendiebstählen zu werden. Taschendiebe mögen es nicht, wenn sie von dem potenziellen Opfer vorher wahrgenommen werden.

 

Titelbild: Catarina Belova – shutterstock.com

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