Chilenisches Patagonien, Teil 1: Auf der Suche nach Abenteuern

An seiner südlichen Spitze nennt Chile ein echtes Kleinod sein Eigen – Patagonien, ein Territorium, in dem alles gigantische Ausmasse zu haben scheint. Berge erheben sich zwischen den Seen und Gletschern, die manchmal bis zum Ozean reichen. Punta Arenas ist das Eingangstor zu diesem Wunder und der Nationalpark Torres del Paine sein Wahrzeichen.

Patagonien ist ein Sinnbild von Unendlichkeit, alles hier ist Weite. Dank dieser Eigenschaft besitzt diese Region an der südlichen Spitze Amerikas so manche Vorteile: keine grossen Hindernisse tauchen hier auf, die den Blick versperren, man sieht immer den Horizont, und Seen, Flüsse und Gletscher zeigen sich wie von selbst, ohne dass man sie mit den Augen suchen müsste.

Dies ist ein Reisebericht über Patagonien in drei Teilen:

Teil 1: Chilenisches Patagonien: Auf der Suche nach Abenteuern

Teil 2: Chilenisches Patagonien: Puerto Natales – die Schwelle zu den Anden

Teil 3: Chilenisches Patagonien: Unterwegs im Nationalpark Torres del Paine


Landschaft von Patagonien (Bild: Silke Bachmann / pixelio.de)


Der beeindruckendste Ankunftsort und Startpunkt für eine Reise durch Patagonien ist zweifelsohne die Magellanstrasse – diese lange Meeresenge mit ihren zerstückelten Ufern, zahlreichen Inseln und Seitenkanälen, die den Atlantischen mit dem Pazifischen Ozean verbindet, seit sie von Ferdinand Magellan im Jahre 1520 entdeckt wurde. Diese Meeresstrasse mag einem unerfahrenen Blick als ein Ödland aus Stein und Wasser erscheinen. Doch der erste Eindruck täuscht: Die Landschaft, in der sich Berge, Pampas, Inseln, Gletscher, Flüsse und Seen aneinander reihen, macht immer noch den gleichen wilden und unberührten Eindruck, von dem die Spanier bei ihrer Entdeckungsreise so fasziniert waren.

Die Hauptstadt von Patagonien

Patagonien ist sehr menschenarm: Im Durchschnitt leben hier zwei Menschen pro Quadratkilometer.  Einer der  wenigen dicht besiedelten Orte in der Gegend ist Punta Arenas, errichtet am nördlichen Ufer der Magellanstrasse und ohne Zweifel die bedeutendste Stadt im chilenischen Patagonien.


Punta Arenas – die Hauptstadt von Patagonien (Bild: Andreas Faessler, Wikimedia, CC)


Der Stadt ist es gelungen, bis heute den alten Glanz aus den Zeiten zu bewahren, als Gold, der Handel mit Wolle und seine Alleinstellung als Verbindungsstrasse zwischen zwei Ozeanen – bis der Panama-Kanal 1914 eingeweiht wurde – Punta Arenas in eine wohlhabende Stadt verwandelten und zahlreiche europäische Immigranten lockten. Heutzutage erinnern viele Gebäude, die nach französischem oder spanischem Vorbild gebaut wurden, an diese längst vergangene Blütezeit.

Dank dem Handel mit fossilen Brennstoffen ist das Lebensniveau in Punta Arenas ziemlich hoch. Dem war aber nicht immer so, wovon die Reste von Puerto del Hambre  60 Kilometer südlich von Puerta Arenas zeugen. Hier wurde 1584 vom Spanier Pedro Sarmiento de Gamboa mit 300 weiteren Pionieren die Siedlung Rey Don Felipe gegründet, als erster Versuch diese Gegend zu besiedeln. Karge Vegetation und harte klimatische Bedingungen zwangen    Sarmiento de Gamboa auf der Suche nach Hilfe loszuziehen. Doch ist er nicht mehr zurückgekommen und alle Aussiedler starben vor Hunger und Kälte.


Puerto del Hambre, Patagonien (Bild: Pablomontt, Wikimedia, CC)


Zwischen den Walen schwimmen   

Wenn man dem Verlauf der Magellanstrasse  Richtung Süden weiterfolgt, kommt man zum Parque Marino Francisco Coloane, einem Meeresschutzgebiet, das sich zwischen Dezember und April in einen einmaligen Schauplatz der Biodiversität verwandelt. Die Buckelwale betrachten diesen Teil der Meeresenge als ihr Speisezimmer, da sie hier ihre Lieblingsspeisen – Sardinen und Plankton, das hauptsächlich aus kleinen Garnelen Krill besteht, in Fülle finden. Auch kann man hier Seelöwen und Seehunde zu Gesicht bekommen, sowie Raubwale und natürlich ihr Leibgericht, die Magellan-Pinguine. Es besteht immer die Möglichkeit, von Punta Arenas aus eine mehrtägige Bootsfahrt durch dieses Tierweltparadies zu organisieren.


Nahaufnahme des Mauls eines jungen Buckelwals (Bild: Rainer J. Wagner, Wikimedia, CC)


Nach einer Reise von dreieinhalb Stunden durch eine grenzenlose Ebene erreicht man eine andere kontrastreiche und von patagonischen Winden durchwehte Stadt – Puerto Natales. Die Strasse dorthin ist gerade wie ein Lineal und trennt den Horizont geometrisch sauber in zwei Teile. Bei der Landschaft handelt es sich um eine endlose steppenartige Weite, bedeckt von braunem, grünem und grauem Gras, das ständig vom starken Wind gekräuselt wird. Die Ebene ist durch die akkuraten kilometerlangen Zäune der Viehzuchtfarmen eingerahmt. Der Bus, der nach Puerto Natales fährt, bleibt manchmal inmitten der Unendlichkeit stehen, um einen der Fahrgäste aussteigen zu lassen. Dieser springt raus, wendet sich einem nur ihm bekannten Ziel zu und verschwindet im patagonischen Nichts.

Unterwegs in Patagonien (Bild: Vincent van Zeijst, Wikimedia, CC)


Die Stadt Puerto Natales ist ein guter Ausgangspunkt für alle Exkursionen in den Nationalpark Torres del Paine, den Nationalpark Bernardo O´Higgins, sowie für die Touren durch Patagonien und Feuerland. Auf einer Fähre kann man ausserdem die Inseln und Fjorde bereisen.

Das Klima hier ist sehr rau und es ist ständig windig. Schafzucht ist die Haupteinkommensquelle der hiesigen Bevölkerung  – hauptsächlich Nachkommen englischer und deutscher Einwanderer aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Über die Geschichte der Stadt erzählt das Stadtmuseum, ein schönes im viktorianischen Stil erbautes Gebäude, das aber im Volksmund allgemein als „Kühlschrank“ genannt wird, weil sich darin früher ein Kühlhaus befand.

 

Oberstes Bild: Torres del Paine vom Lake Pehoé aus gesehen (Bild: Miguel Vieira, Wikimedia)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“][vc_gmaps type=“m“ zoom=“14″ link=“https://maps.google.ch/maps?q=Chile&hl=de&sll=-51.658927,-70.52124&sspn=5.406113,9.876709&oq=Chile&hnear=Chile&t=m&z=4″ size=“350″]

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