Colonia del Sacramento - Besuch in Uruguays ältester Stadt

Colonia del Sacramento ist nicht nur Uruguays älteste Stadt, sondern auch einer der malerischsten Orte, die das südamerikanische Land zu bieten hat. Verwinkelte Kopfsteinpflastergassen und koloniale Wohnhäuser bestimmen die historische Altstadt von Colonia, die seit 1995 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Naturbelassene Stadtstrände und palmengesäumte Promenaden laden zum Entspannen ein, und liebevoll gepflegte Oldtimer in den Gassen versprühen ein nostalgisches Flair wie im kubanischen Havanna.

Colonia wurde 1680 als portugiesisches Gegenstück zum spanischen Buenos Aires gegründet. Obwohl der Ort nie die gleiche Bedeutung erlangte wie die argentinische Hauptstadt, zählt Colonia heute zu den schönsten und anschaulichsten Beispielen des kolonialen Städtebaus in Uruguay.

Ein lohnenswertes Reiseziel ist Colonia del Sacramento nicht zuletzt auch wegen seiner vorteilhaften Lage. Die Stadt am Río de la Plata ist vom gegenüber gelegenen Buenos Aires in einer guten Stunde mit der Fähre zu erreichen; die uruguayische Hauptstadt Montevideo ist lediglich zwei Fahrtstunden in südwestlicher Richtung entfernt. Damit eignet sich Colonia del Sacramento für Tagesausflüge von beiden Städten aus ebenso wie als idyllischer Ausgangspunkt, um Uruguay und den Nordosten Argentiniens kennenzulernen.


Erinnerungen an längst vergangene Zeiten (© Ezarate / Wikimedia / CC)


Viel umkämpfte Hafenstadt am Río de la Plata

Schon seit Beginn der Kolonialisierung war die Zugehörigkeit des heutigen Uruguay zwischen Spanien und Portugal umstritten. 1680 gründete der portugiesische Gouverneur von Rio de Janeiro die Stadt Colonia del Sacramento. Die Siedlung sollte am Río de la Plata einen südlichen, strategischen Aussenposten des portugiesischen Einflussgebietes bilden. Nach einer Eroberung durch die Spanier wechselten die Herrschaftsverhältnisse im Laufe der Jahrhunderte mehrfach – mal durch Friedensverträge, mal durch militärische Auseinandersetzungen.

Die Unabhängigkeit Uruguays im Jahr 1828 wurde schliesslich aus unerwarteter Richtung unterstützt: Nachdem Brasilien durch eine Seeblockade der La-Plata-Häfen britische Wirtschaftsinteressen beeinträchtigt hatte, nutzte Grossbritannien seine Grossmachtstellung, um zwischen Argentinien und Brasilien eine Interessensregelung herbeizuführen. In deren Rahmen entstand Uruguay als neugeschaffener „Pufferstaat“ zwischen Argentinien und Brasilien. Colonia del Sacramento entwickelte sich nach der Unabhängigkeit zu einer Kleinstadt mit mittlerweile knapp 30.000 Einwohnern.


Alter Festungswall über dem Río de la Plata (© Liam Quinn / Wikimedia / CC)


Alte Festungen und koloniales Flair

Noch heute bildet die verwinkelte portugiesische Altstadt von Colonia einen auffallenden Kontrast zu der umgebenden spanischen Planstadt im Schachbrettmuster. Die Erhaltung und Restaurierung der historischen Altstadt wird seit Ende der 1960er Jahre von staatlicher Seite gefördert, und so ist heute neben vielen historischen Bauwerken auch das Gesamtbild des kolonialen Zentrums hervorragend erhalten. Dass Colonia lange Zeit umkämpft war, beweisen die Überreste der alten Verteidigungsanlagen, darunter mehrere Festungen und die alte Stadtmauer mit Stadttor. In Colonia kann das Haus des Revolutionsführers Juan Antonio Lavalleja besichtigt werden, der bereits 1825 die Unabhängigkeit Uruguays ausrief, bevor diese 1828 international anerkannt wurde.

Auch aus der Zeit der portugiesischen Herrschaft ist in Colonia ein Wohnhaus im Originalzustand erhalten. Die Casa de Nacarello – auch Casa Rosada genannt – wurde Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet und beherbergt heute ein Museum zum Alltagsleben während der Kolonialzeit. Viele restaurierte Kolonialhäuser sind auch in der Calle de los Suspiros erhalten. Die Kopfsteinpflastergasse zählt mit ihren niedrigen Ziegelhäusern, den farbenfrohen Fassaden und dem Blick auf den Río de la Plata zu den malerischsten Orten der Stadt.


Leuchtturm von Colonia über den Ruinen des alten Klosters (© Fulviusbsas / Wikimedia / CC)


Das Kloster San Francisco Javier, erbaut zu Beginn des 17. Jahrhunderts, war das älteste Kloster in Uruguay. Es wurde einst von Jesuiten und Franziskanern zur Missionierung der indigenen Bevölkerung genutzt. Vom Kloster selbst sind heute nur noch die Ruinen erhalten, auf denen später der Leuchtturm von Colonia erichtet wurde. Auch die älteste Kirche Uruguays steht in Colonia del Sacramento. Die Basílica del Santísimo Sacramento wurde 1680 im Rahmen der Stadtgründung zunächst als einfacher Lehm- und Strohbau errichtet, bis im Jahr 1699 die erste richtige Steinkirche gebaut wurde. Durch Angriffe und Brände wurde die Kirche wiederholt stark beschädigt und um 1840 zu grossen Teilen neu gebaut.

Strandfeeling am Río de la Plata

Colonia del Sacramento ist ein beliebtes Ausflugsziel für Argentinier, die dem Stadtlärm von Buenos Aires am Wochenende in die nördlich gelegene Nachbarstadt entfliehen. Dementsprechend gut ist Colonia auf Besucher vorbereitet. Neben Terrassencafés, Souvenirläden und den typisch uruguayischen Steakrestaurants laden gleich acht Stadtstrände zu einem Bad im Río de la Plata ein. An der Küstenpromenade können traumhafte Sonnenuntergänge beobachtet werden, während der Leuchtturm hoch über den Ruinen des alten Klosters einen schönen Ausblick über die Stadt und den Fluss bietet.


Altstadt von Colonia del Sacramento (© Liam Quinn / Wikimedia / CC)


Wer viel Zeit mitbringt und sich für historische Gebäude interessiert, kann ausserhalb des Stadtzentrums von Colonia noch ein Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten entdecken. Die Plaza de Toros, die Stierkampfarena der Stadt, wurde bereits im Jahr 1908 gebaut. Dem ersten Stierkampf im Jahr 1910 folgten jedoch nicht viele weitere, denn schon wenige Monate später wurde das blutrünstige Spektakel von der Regierung verboten.

Hundert Jahre später steht die alte Arena im maurischen Stil noch immer in Colonia und ist damit die einzige noch erhaltene Stierkampfarena in Uruguay. Das alte Bauwerk, heute im Besitz der Gemeinde, wurde schon vor Jahren dem Verfall anheimgegeben. Wenngleich die Plaza de Toros heute einer Ruine gleicht, lässt sie noch immer viel von ihrem alten Glanz erkennen.

 

 

Oberstes Bild: Calle de los Suspiros (© Rod Waddington / Wikimedia / CC)

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