Das historische Hotel Maderanertal blickt zurück auf eine bewegte Geschichte

Alpinisten zog es schon in die Berge, als es dort noch keine Berghütten und Gasthäuser gab. Viele schwärmten schon damals vom malerischen Maderanertal am nördlichen Fuss des Gotthardmassivs, von seiner romantischen Bergkulisse, seinen Wasserfällen und seiner reichen Pflanzenwelt. Doch mit der wachsenden Begeisterung für die unberührte Bergwelt wuchs der Wunsch nach Unterkünften, die es erlaubten, Bergtouren auch ohne schweres Wandergepäck unternehmen zu können.

Bis ins 18. Jahrhundert hiess das Maderanertal, das bereits Ende des 13. Jahrhunderts in einer Schenkungsurkunde erwähnt wurde, Kärstelental. Der heutige Name geht auf Hans Jakob Madran zurück, der hier ein Bergbauunternehmen betrieb. Die Bewohner dieses abgelegenen Tals lebten im Mittelalter von der Holz- und Alpwirtschaft, später von Landwirtschaft, Jagd und Fischerei. Im 14. Jahrhundert wurde in der Region zudem Eisenerz abgebaut. Auch das Strahlnen, das Suchen von Mineralien und Bergkristallen, brachte in der Region Bristen über Jahrhunderte beachtenswerte Funde. Bei aller Abgeschiedenheit wurden hier auch einige sehenswerte Kapellen und Kirchen gebaut – so im Jahr 1668 oberhalb von Bristen in Frentschenberg die Kapelle St.-Josef und im Jahr 1782 in Bristen die Kapelle Maria vom Guten Rat.

Um das Jahr 1850 wurde das Maderanertal mehr und mehr Anziehungspunkt für Bergtouristen. Schriften über diese Bergregion, eine Panoramazeichnung aus dem Jahr 1852 und ein besonders gastfreundlicher und naturkundiger Gastwirt lockten Besucher an. Auch bekannte Bergführer wie der Alpinist Georg Hoffmann trugen dazu bei, dass immer mehr Bergsteiger das Tal entdeckten – zuerst Wanderer aus Zürich und Basel, später auch aus Deutschland und England. Da aber Unterkünfte fehlten und die gesamte Verpflegung mitgeführt werden musste, war der Aufstieg ab Amsteg lang und mühsam.


Hotel Maderanertal zwischen 1890 und 1900 (Bild: Photochrom Print Collection, Wikimedia)


Vor allem Basler Alpinsten waren es dann, die den Wirt Albin Intergand aus Amsteg drängten, auf dem Felsplateau Balmenegg ein Gasthaus zu bauen, sodass dieser schliesslich einwilligte. Im Jahr 1865 eröffnete er das Hotel – zunächst mit 19 schlichten Zimmern für 32 Gäste. Das neue Hotel im Maderanertal erhielt den Namen „Zum Schweizerischen Alpenclub“, weil Alpinisten des neu gegründeten Schweizer Alpenclubs (SAC) die Finanzierung unterstützt hatten, es war aber von Beginn an unabhängig vom SAC.

Als die Zahl der Gäste beständig stieg und diese – insbesondere die Gäste aus England – mehr Komfort wünschten, erweiterte man das Haus im Jahr 1869 um einen Neubau. Aus nicht geklärter Ursache brannte das Hotel im Jahr 1880 ab, war aber innerhalb eines Jahres wieder errichtet. In den folgenden Jahren wurde die Hotelanlage auf dem Hochplateau Balmenegg nach und nach erweitert – es kamen eine Wäscherei, eine Bäckerei, eine Kegelbahn dazu. Bald folgten weitere Gebäude und sogar ein Postbüro, das von 1870 bis 1887 eigene Briefmarken herausgab. Mit ihnen wurde die Beförderung der Post von dem abgelegenen Berghotel zur nächsten Poststelle finanziert. 1888 wurde eine Kapelle auf einem Hügel oberhalb der Gebäude eingeweiht.


Kapelle, Hotel Maderanertal (Bild: Peter Tresch, Bristen)


Inzwischen war das Gasthaus im Maderanertal nicht mehr nur Unterkunft für Bergwanderer. Wohlhabende Gäste aus aller Welt suchten Erholung in der Stille dieses romantischen Seitentals der Schweizer Alpen. Das noble Hotel bot ihnen prachtvoll ausgestatte Zimmer und auch einen Speise- und Tanzsaal. Die Gäste konnten in der gepflegten Parkanlage flanieren und mit dem Ruderboot auf einem kleinen See hinausfahren. Die Alp Gnof versorgte das Hotel mit frischen Milchprodukten und im Hotelkeller lagerten erlesene Weine.

Trotz der Abgeschiedenheit bot man den Urlaubern hier allen Luxus und zahlreiche Angestellte und Bergführer kümmerten sich um das Wohl der Gäste. Entsprechend kostspielig war der Aufenthalt. Die Liste der Urlauber verzeichnete nun nicht mehr Bergsteiger, sondern Staatsmänner, Musiker und Wissenschaftler. Der wohl prominenteste Gast des Hotels war Friedrich Nietzsche, der hier im Sommer 1870 zusammen mit seiner Schwester Urlaub machte, um die Ruhe des Maderanertals zu geniessen.



Später wurde es stiller um das Hotel, die Bausubstanz kam in die Jahre, doch man spürte noch immer den Glanz der früheren Jahre. Inzwischen steht die ansehnliche Hotelanlage mit seinen historischen Zimmern unter Heimatschutz. Der Verein „Pro Hotel Maderanertal“ setzte sich für eine behutsame Sanierung dieses Kulturdenkmals ein. Im Jahr 1992 wurde das Hotel unter dem Namen „Hotel Maderanertal“ wiedereröffnet. Das neue Nutzungskonzept, das unter anderem regelmässige Seminarangebote vorsah, bewährte sich jedoch nicht. Daher übernahm die Bristener Familie Fedier-Tresch das Traditionshotel im Jahr 1996 und führt es seither erfolgreich weiter. Heute sind es wieder vor allem Wanderer, die hier die Stille und die wunderbare Natur des Maderanertals geniessen.

 

Oberstes Bild: Seit 1992 ist das Hotel Maderanertal wieder im Betrieb. (© Peter Tresch, Bristen)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://maps.google.de/maps?q=Hotel+Maderanertal,+Bristen,+Schweiz&hl=de&sll=51.358062,10.415039&sspn=10.613057,19.753418&oq=Hotel+Maderanertal+&t=m&z=16&iwloc=A“ size=“350″]

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