Denim entdecken: Auf den Spuren der japanischen Jeanskultur in Kojima

Denim kennt jeder. Was wenige wissen: das unverkennbar blau gefärbte Kleidungsstück stammt nicht zuletzt aus Japan – und zwar bereits seit dem 17. Jahrhundert. Damals etablierte sich in Kojima in der Präfektur Okayama die Marke „Made in Kojima“ und gilt heute noch als erstklassiger Qualitätsstandard.

Bis dato hat Japan in Sachen Denim-Jeans die Nase vorn. Eine Reise zu den Ursprüngen der Jeans begeistert Shoppingfans, die das Original am Originalort suchen, genauso wie Gestaltungsfreudige, die ihre eigene Jeans-Hose oder -Tasche fertigen wollen.


Voll und ganz dem Thema Jeans gewidmet: die Jeans Street in Kojima © Okayama Prefectural Tourism Federation

Er ist ein Markenzeichen: der Denim-Stoff im bewusst verblassten Indigoblau. Er hat der Jeans mitunter jene Bekanntheit verschafft, die sie zum wohl beliebtesten Kleidungsstück weltweit macht.

Der Indigofarbstoff, der für seine tiefe, gesättigte Farbe sowie sein charakteristisches Verblassen bekannt ist, hat einen natürlichen Ursprung und stammt von der gleichnamigen Pflanze „Indigofera“. Seit Jahrtausenden ist Indigo in verschiedensten Kulturen in Gebrauch, darunter auch im alten Ägypten, wo es besonders begehrt war.

Der Begriff „Indigo“ stammt übrigens aus Indien. Seiner Seltenheit wegen wurde der Indigo-Farbstoff zu einer äusserst begehrten Ware, die mit hohen Zollgebühren belegt bis nach Europa exportiert und dort zu einem seltenen Luxus wurde. Genauso wie die Denim-Jeans, die unter anderem in Japan laufen lernte.

„Japanese Denim“: Trendsetter im 17. Jahrhundert

Wir begeben uns nach Kojima, einen Bezirk im südlichen Kurashiki in der Präfektur Okayama. Die Region zählt bis heute zu den führenden Denim-Produktionsstätten in Japan. Schon unter den Edo-Kaisern (1603–1867) wurden hier Jeans angefertigt.

Die pfiffigen Designer von damals entwickelten jene einzigartigen Verarbeitungstechniken, welche zum globalen Trend wurden: das Vorwaschen des Denim, um verschiedene Texturen zu erzeugen, und das Rasieren des Stoffes, um den Denim-Flecken, welche durch den Verschleiss verblasst waren, neues Leben einzuhauchen.

So gelang es den japanischen Tüftlern, nur die Oberfläche des Garns zu färben und so den typischen verblassten Denim herzustellen. Wegen ihrer speziellen Anmutung, ihrer Qualität sowie der hochpräzisen Verarbeitung der Nähte wurden Denim-Jeans „Made in Kojima“ zum Weltklassestandard.


Im Kojima-Jeans-Museum erlebt man die Geschichte der Jeans sowie deren Herstellungsprozess. © Okayama Prefectural Tourism Federation

Nächster Halt: Jeans-Station

Auch heute zieht Kojima Jeans-Enthusiasten und Insider in der globalen Modebranche an. Die erste Begegnung mit dem Denim-Thema erfolgt bereits am lokalen Bahnhof, er wird auch „Jeans Station Kojima“ genannt.

Dessen Treppe ist mit einer riesigen Jeans bemalt, auch die Münzschliessfächer sowie Bahnhofsfenster sind mit Jeans-Motiven geschmückt. Auf den Strassen hängen Jeans – fast wie Fahnen – hoch im Himmel.

Sogar die in Japan hochverbreiteten Verkaufsautomaten sind mit Jeansstoff überzogen. Auch eine Jeans-Strasse existiert, dort sind unter anderem ein Jeans-Museum sowie der Jeans-Hersteller Momotaro zu finden, welcher seine Jeans ausschliesslich von Hand herstellt.

Insgesamt gibt es in Kojima rund 40 klassische und neue Denim-Labels. Shopping-Fans auf der Suche nach dem Original sind hier auf jeden Fall an der richtigen Adresse.
Hand anlegen – und eigene Jeans schneidern

Einige dieser Unternehmen ermöglichen Besuchenden, selbst Hand anzulegen. „Betty Smith“ zum Beispiel – dieses Kultlabel geht auf jene Jahre zurück, als die japanische Denim-Produktion laufen lernte.

Betty Smith war auch jener Brand, der erstmals Jeans für Frauen herstellte. Heute kreieren Denim-Fans in rund einer Stunde ihre eigene Jeans. Alternativ sind auch Röcke oder Truckerjacken im Workshop-Angebot. Zu jeder typischen Denim-Jeans gehören Nieten, Taschenverstärkungen und der obere Hosenknopf. Diese werden mittels einer pedalgetriebenen Maschine aus den 1970er-Jahren auf dem Stoff angebracht.

Zum Schluss gilt es einen von 20 Lederpatches auszusuchen, welcher dann von Mitarbeitenden auf die Jeans gesäumt wird. Wer lieber schaut als macht, der besucht die angrenzende Werkstatt, wo Näherinnen und Näher ihr Können demonstrieren.


Jeans selber herstellen: Workshops für Selfmade-Designer bei Kultlabel «Betty Smith». © Okayama Prefectural Tourism Federation

Der nächste Schritt: biologisch abbaubare Jeans

Traditionelle Färbemethoden in der Denim-Produktion gingen mit einer erheblichen Umweltbelastung einher. Synthetische Farbstoffe und Chemikalien führten nicht selten zu Wasserverschmutzung und Sondermüll.

Heute ist die Denim-Industrie einen grossen Schritt weiter und setzt verstärkt auf nachhaltige Färbetechniken. Dazu zählt unter anderem der Einsatz von natürlichen Farbstoffen, umweltfreundlicher Verfahren und wassersparender Technologien.
Aktuell konzentrieren sich die Jeans-Forscherinnen und Forscher auf die Herstellung biologisch abbaubarer Farbstoffe, auf ökologisch zertifizierte Denim-Stoffe und neue Färbekreisläufe nach dem „Cradle-to-Cradle“-Prinzip. Recycling und Ressourceneffizienz stehen zuoberst auf der Agenda.

Denn die Erfolgsgeschichte der Denim-Jeans aus Kojima soll auf den internationalen Laufstegen weitergehen. Bekannte Designer wie der Schweizer Shootingstar Julian Zigerli, der auch längere Zeit in Japan seine Lehr- und Wanderjahre absolvierte, belegen dies eindrücklich.

Von der Jeanshauptstadt über die grosse Seto-Brücke

Sie ist ein wahres architektonisches und technisches Meisterwerk und das längste doppelstöckige Brückensystem der Welt. Die grosse Seto-Brücke verbindet die Städte Kojima und Sakaide und dies sowohl für den privaten Individualverkehr als auch für den öffentlichen Schienenverkehr.


Ein architektonisches Meisterwerk: Die Grosse Seto-Brücke verkörpert drei Formen der Bautechnik: Schrägseil-, Hänge- und Fachwerkbrücke. © JOMC

Auf der Okayama-Seite der Brücke befindet sich im Bezirk Washuzan, nahe des Brückensockels, eine kostenlos zugängliche Aussichtsplattform, die den Besucherinnen und Besuchern einen eindrücklichen Blick auf die imposante Brücke über das Seto-Binnenmeer mit seinen zahlreichen kleinen Inseln eröffnet.

Einmal über die Brücke gefahren landet man direkt in der Stadt Sakaide. Hier lassen sich die unverwechselbaren Tempel Shiromine und Tenno erkunden. Kunstliebhaberinnen und Kunstliebhaber geniessen die Ausstellungen des Künstlers Kaii im Higashiyama Kaii Setouchi-Kunstmuseum. Der Künstler erhielt für seine Werke öffentliche und landesweite Anerkennung und ist daher ein wichtiger Vertreter der japanischen Kunst des 20. Jahrhunderts.

 

Quelle: Panta Rhei PR
Bildquelle: Bild 1: => Okayama Prefectural Tourism Federation; sonstige Bilder: => siehe Bildlegenden

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