Der Harz – von Hexen, Teufeln und anderen Mythen
VON Andrea Hauser Alle Länder Europa
Vor allem geheimnisvolle Sagengestalten, die in den unzähligen Erzählungen auftauchen, machen einen Ausflug zum Erlebnis. Goethe hat die Walpurgisnacht auf dem Brocken sogar im „Faust“ verewigt, die „Harzreise“ von Heinrich Heine beschreibt die Reise des Dichters von Ilsenburg bis zum höchsten Berg des Mittelgebirges.
Zu Ehren Heinrich Heines wurde der etwa 10,5 Kilometer lange Wanderweg zwischen Ilsenburg und dem Brockengipfel Heinrich-Heine-Wanderweg genannt. Die Strecke zwischen Torfhaus und dem Brockengipfel hingegen heisst in Gedenken an den Weg, den Goethe einst einschlug, Goetheweg. Ein Besuch auf dem mit knapp 1242 Metern höchsten Berg Norddeutschlands zählt zum Pflichtprogramm. Bereits im Jahr 1800 erbaute man ein Gasthaus auf dem Gipfel des Berges, fast 100 Jahre später, im Jahr 1899, nahm die Brockenbahn ihren Betrieb auf.
Da der Brocken im Grenzgebiet zwischen der ehemaligen DDR und der Bundesrepublik lag, wurde er im Jahr 1961 zum militärischen Sperrgebiet, die Anlagen auf dem Berg wurden lediglich zu Überwachungszwecken genutzt. Nach dem Mauerfall wurde der Brocken wieder für die Allgemeinheit geöffnet und auch die bekannte Harzer Schmalspurbahn nahm ihren Betrieb wieder auf.
Wer sich auf dem Gipfel des Brockens, der früher häufig auch als Blocksberg bezeichnet wurde, umschaut, kann sich gut vorstellen, dass sich hier zur Walpurgisnacht Hexen und Teufel zwischen den kargen Felsbrocken und Gesteinen getroffen haben sollen. Bei einem Rundgang entdecken Sie mit der Teufelskanzel und dem Hexenaltar zwei bekannte Gesteinsformationen des Gipfels.
Mit dem Hexentanzplatz über dem Bodetal und der Rosstrappe bietet der Harz zwei weitere sagenhafte Orte. Eine Wanderung durch das Bodetal, das häufig als Grand Canyon des Harzes bezeichnet wird, hinauf zum Hexentanzplatz zählt zu den Highlights eines Harzbesuchs. Wer es etwas weniger anstrengend mag, fährt von Thale aus mit der Bodetal-Seilbahn hinauf auf den Hexentanzplatz. Einst diente der Ort während der Walpurgisnacht als germanische Kultstätte, an der heidnische Bräuche gepflegt wurden. Heute ist das 454 Meter hohe Plateau ein beliebter Ausflugsort und Besucher müssen mit einigem Andrang rechnen.
Vom Hexentanzplatz aus bietet sich ein wunderbarer Blick zur gegenüberliegenden Rosstrappe. Hier soll der Sage nach der Riese Bodo die schöne Königstochter Brunhilde verfolgt haben. Als diese auf einem weissen Ross floh, soll sich vor ihr plötzlich ein riesiger Abgrund aufgetan haben, den das Tier mit einem wagemutigen Sprung überwand. Bodo stürzte in die Tiefe gestürzt und muss seitdem in einen Hund verwandelt die hinabgestürzte Krone der Prinzessin bewachen. Oben auf dem Berg befindet sich ein Felsabdruck, der einem Hufabdruck ähnelt, von hier aus soll das mutige Ross abgesprungen sein.
Im Rahmen einer Mehrtageswanderung gehen Sie den geheimnisvollen Harzsagen auf den Grund: Zwischen Osterode und Thale verläuft der Harzer-Hexen-Stieg, der auf 97 Kilometern an zahlreichen Höhepunkten des Mittelgebirges vorbeiführt. Zwischendurch passieren Sie zahlreiche sympathische Örtchen, in denen Sie Station machen können.
Besonders sehenswert ist Wernigerode; von hier aus startet nicht nur die Schmalspurbahn in Richtung Brocken, das Örtchen hat mit einer liebenswerten Altstadt und einem Schloss, das sich majestätisch über der Stadt erhebt, einiges zu bieten. Natürlich rankt sich rund um die Entstehungsgeschichte des Schlosses eine Sage. Früher soll es an einer anderen Stelle gestanden haben. Der damalige Graf plante einen Anbau, für den es jedoch nicht ausreichend Platz gab. In der Nacht soll er den Hausgeist um Hilfe gebeten haben, der das Schloss über Nacht kurzerhand an seinen heutigen Standort verschoben haben soll, um Raum für die Erweiterung zu schaffen.
Schierke am Fusse des Brockens ist ein Ortsteil von Wernigerode. Nicht zuletzt ist das Örtchen wegen des hier hergestellten Kräuterlikörs „Schierker Feuerstein“ ein Begriff. In der Nähe von Schierke befinden sich die Schnarcherklippen, eine besondere Felsformation, die Goethe auf seiner Harzreise zu einem Gedicht inspiriert hat. Zwei Felstürme aus Granit stehen etwa 20 Meter nebeneinander. Weht der Wind aus einer bestimmten Richtung, erzeugt er zwischen den Gesteinen eigentümliche Geräusche, die an Schnarchen erinnern. Die Region ist bei Geocachern beliebt, hier müssen sie aber aufpassen, denn das magnetische Gestein der Klippen kann die Kompassnadel ablenken!
Keine Sehenswürdigkeit ohne Sage: Einst soll Donnergott Thor sich in ein Köhlermädchen verliebt und sich mit ihr in Gestalt eines Köhlerjungen an den Klippen getroffen haben. Ihr Vater verstiess das Mädchen, sie suchte Zuflucht an den Steinen und gebar Zwillinge, die sich stets um die Felsen stritten, die damals noch nebeneinanderstanden. Als Thor sie besuchte, wurde er so wütend, dass er die Felsen mit seinem Hammer trennte.
Wunderbar geheimnisvoll geht es in den Rübeländer Tropfsteinhöhlen zu. Im Örtchen Rübeland befinden sich mit der Baumanns- und der Hermannshöhle gleich zwei Schauhöhlen, die Besucher im Rahmen einer Führung besichtigen können. Die geformten Tropfsteine lassen der Fantasie freien Lauf, und so werden Sie hier sicher auf die eine oder andere Sagengestalt treffen. In der Baumannshöhle finden im Goethesaal regelmässig Theater- und Konzertveranstaltungen vor einer einmaligen Kulisse statt. Wer mag, kann die Location sogar für eine Hochzeit anmieten.
Oberstes Bild: Der Harz – Blick vom Hexentanzplatz ins Bodetal (Bild: ArtMechanic, Wikimedia, CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://maps.google.de/maps?q=Wernigerode&hl=de&sll=51.799712,10.615572&sspn=0.010257,0.01929&oq=Wernigerode&hnear=Wernigerode,+Sachsen-Anhalt&t=m&z=11″ size=“350″]