Der Priestergarten in Elche: ein kleines Paradies
VON Natalia Muler Alle Länder Europa
Die mittelgrosse Stadt Elche befindet sich 20 km südwestlich von Alicante an der Costa Blanca. Touristisch gesehen ist die Stadt eindeutig eines Besuches wert. Aber unter vielen Sehenswürdigkeiten glänzt wie ein kleines, aber kostbares Juwel „Huerto del Cura“ – der paradiesische Priestergarten.
Die Geschichte des Gartens in seiner heutigen Form fängt im Jahre 1846 an, als sein Besitzer Fenol de Bonnet das Grundstück an Juan Espuche verkaufte. Nach seinem Tod vererbte sein Sohn Juan Castaño Sánches den Garten. Dieser wählte eine geistliche Laufbahn und wurde Vikar. Ausserdem arbeitete er in zwei in gewissem Sinne ähnlichen Anstalten – im Gefängnis und im Frauenkloster – als Kaplan. Aus diesem Grund wurde der Garten am Anfang „der Garten des Kaplans Castaño“ genannt.
Später wurde daraus einfach „Huerto del Cura“ – der Priestergarten. Juan Castaño, der einen sehr bescheidenen Lebensstil pflegte, kannte kein Mass in seiner Liebe und Hingabe an den Garten. Nach seinem Tod kaufte den Garten sein Freund, der sehr erfolgreiche Leinenschuhfabrikant Juan Orts Miralles. Er verwandelte den Garten in seine Sommerresidenz und pflegte ihn auch weiter mit der gleichen Liebe. Sein Hauptverdienst bestand darin, dass er sich erfolgreich gegen alle Versuche wehrte, den Garten in Besitz der Stadt zu übergeben.
Und schliesslich ist es seinem Sohn – dem renommierten Wissenschaftler Juan Orts Román, einer bekannten Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, gelungen, aus dem Garten eine richtige touristische Sehenswürdigkeit zu machen. Heutzutage ist „Huerto del Cura“ nicht nur ein absolutes Muss für alle Besucher von Elche, sondern auch eine grüne Insel der Ruhe und Harmonie für die Ortseinwohner.
Der Garten ist gar nicht so gross – etwa 13.000 m² – aber sehr dicht bepflanzt, vor allem mit Dattelpalmen. Zwischen dieser Palmenpracht finden doch zahlreiche Granat-, Orangen-, Zitronen- und Feigenbäume Platz, und sogar die chinesische Jujube ist hier zu Hause. Diese Pflanzenvielfalt wird liebevoll gepflegt und ständig erweitert: Viele subtropische Pflanzen und auch eine beeindruckende Kakteenkollektion konnten hier ihre Wurzel schlagen.
An vielen Palmen sind kleine Gedenkplatten angebracht: Als Ehrenzeichen widmete man den prominenten Besuchern eine Palme mit einer Erinnerungstafel darauf. Diese Tradition führt auf ein sehr interessantes geschichtliches Ereignis zurück: Nämlich als die Königin die Königin besuchte.
Es geschah, dass die Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn, besser bekannt als Sissi, im Jahre 1894 Elche besuchte. Während ihres Besuchs war sie auch im Priestergarten zu Gast, hauptsächlich um ein botanisches Wunder– eine aussergewöhnliche Palme – zu betrachten. In der Regel bekommen Palmenbäume Schösslinge ganz unten auf der Bodenebene, wenn sie etwa 10-15 Jahre alt sind. Doch diese Palme war schon 60 Jahre alt, als auf einer ungewöhnlichen Höhe von ungefähr zwei Metern plötzlich Schösslinge erschienen waren, und nicht nur einer, sondern ganz viele. Sieben davon hatte man an der Mutterpalme gelassen, die in perfekter Symmetrie weiter wuchsen und die Grösse und die Höhe ihrer Mutter bald erreichten. Dieses Ensemble beeindruckte die Kaiserin Sissi so tief, dass sie zu dem ersten Gartenbesitzer Kaplan Castaño sagte, die Palme besässe Kraft und Majestät, die eines Imperiums würdig wären. Zu Ehren der Kaiserin Sissi nannte man das phänomenale Gewächs seit diesem Ereignis die kaiserliche Palme – „La Palmera Imperial“ – und stellte davor eine schöne Büste der Kaiserin. Mehrere Reiche sind seit diesem Besuch entstanden und wieder verschwunden, die kaiserliche Palme wird dagegen jedes Jahr nur majestätischer. Heutzutage wiegt der grandiose Kandelaber etwa zehn Tonnen und ist mehr als 17 Meter hoch. Um die Mutterpalme vor Abrissgefahr durch das Gewicht der Kinderarme zu schützen, hat man unter diesem Naturwunder ein eisernes Gestell montiert. Mit ihren mehr als 165 Jahren ist die Palmenkönigin nicht mehr so symmetrisch wie in ihrer Jugend. Diese Asymmetrie ist aber genau so schön wie Lachfalten auf dem Gesicht einer schönen alten Frau – sie machen sie noch schöner.
Sogar am heissesten Sommertag heisst der Priestergarten seine Besucher mit all seiner natürlichen Schönheit willkommen. Bäume und Palmen spenden Schatten und Kühle; Brunnen und Teiche sorgen für entspannende Wassergeräusche; viele idyllische Winkelchen laden zum Verweilen ein; an den Steinen sonnen sich kleine süsse Schildkröten; zwischen den Bäumen und Statuen stolzieren Pfauen. Wenigstens durch seinen paradiesischen Garten hatte es der Priester Castaño geschafft, die Erde dem Himmel ein bisschen näher zu bringen.
Im Jahre 2000 wurde der Palmengarten zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Oberstes Bild: Die Kakteensamlung im Priestergarten (Bild: Natalia Muler)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“][vc_gmaps type=“m“ zoom=“14″ link=“https://maps.google.com/maps?q=Hotel+Huerto+del+Cura,+Elche,+Espa%C3%B1a&hl=es&ie=UTF8&ll=38.263996,-0.691624&spn=0.017488,0.042272&sll=37.0625,-95.677068&sspn=36.094886,86.572266&oq=huerto+del+cura&hq=Hotel+Huerto+del+Cura,&hnear=Elche,+Alicante,+Comunidad+Valenciana,+Espa%C3%B1a&t=m&z=15″ size=“350″]