Die Landwirtschaftsmesse in Elche: An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen

Als mein Mann sagt: „Lass uns zur Landwirtschaftsmesse gehen”, schaue ich ihn verwundert an, denn mir fallen gleich Traktoren und Grasmähmaschinen ein. Ich kann ruhig schlafen, auch ohne sie gesehen zu haben. „Es gibt Tiere“, antwortet er lakonisch auf die stumme Frage in meinen Augen. „Tiere“ klingt gut. Unsere Kinder wachsen unglücklicherweise in der Stadt auf und ausser Hunde sehen sie nur dann und wann eine scheue Katze und ein paar Kanarienvögel im Schaufenster des Zoogeschäfts. Erbärmlich. Deswegen marschieren wir alle brav auf die Landwirtschaftsaustellung.

Doch das Lokalereignis erweist sich als eine schöne Erfahrung nicht nur für kleine, sondern auch für grosse Besucher. Es ist schon eine lange Tradition, dass im Oktober in ganz Spanien die landwirtschaftlichen Fachmessen unterschiedlichster Kaliber stattfinden. Jedoch ist das Ziel solcher Veranstaltungen, nicht nur Fachbesucher anzulocken, sondern vielmehr zu einem lokalen Ereignis zu werden. Und solche Veranstaltungen sind immer ein goldwerter Geheimtipp für Touristen: Sie stehen nämlich überhaupt nicht im Blickfeld der Organisatoren, deswegen erlebt man Spanien während solcher Events absolut authentisch ohne diese so-wollen-wir-uns-nach-aussen-verkaufen-Maske.


Die Spezialität von Elche – die Datteln (Bild: Natalia Muler)


Der Hauptgrund, warum man in Elche schon zum dritten Mal die Landwirtschaftsmesse organisiert, liegt auf der Hand: Man will der lokalen Landwirtschaft ein Gesicht geben. Da stellen die Landwirte ihr Obst und Gemüse aus, das sie mit ihren eigenen Händen gepflanzt und gepflückt haben. Hier sehen wir keine symmetrischen 6-Äpfel-Supermarktverpackungen, perfekt kalibrierte Ein-Kilo-Melonen und all das Grünzeug, das eher aus einer Fabrik als vom Baum oder Gemüsebeet stammt. In den zur Mode gewordenen Grossflächen-Supermärkten kriegt man heute zu jeder Jahreszeit Erdbeeren und Wassermelonen, die oft zwar lecker aussehen, aber nach nichts schmecken. Man bekommt den Eindruck, dass die buntesten Farben in der Obst-und Gemüseabteilung keine Auskunft über die Sorte oder Beschaffenheit des Produkts geben sollen, sondern einfach solche verkaufsstrategische bunte Farbpunkte im Arrangement des Ladens sind. Ganz anders geht es auf der Messe zu: Die Früchte sehen nicht steril und perfekt aus, dafür haben sie aber Geruch und Geschmack. Allen Supermarkttrends zuwider werden hier nur die für die Jahreszeit typischen Produkte ausgestellt, um die ökologische und gesundheitsbewusste Landwirtschaft zu unterstützen und für saisongerechte Ernährung und Einkaufsgewohnheiten bei den Konsumenten zu werben.

Spanische Oliven – die Qual der Wahl (Bild: Natalia Muler)


Bevor man entscheidet, was man kaufen will, darf man alles probieren. Da steht ein Bauer und schneidet stolz seine selbst gezüchteten aromatischen Tomaten. Die Besucher nehmen mit aller Selbstverständlichkeit ein Stück und bestreuen es mit dem Salz aus dem daneben stehenden Teller. Dann kommen die Achs und Ochs, die den mit Stolz erfüllten Bauer ganz euphorisch machen. Um den fast 80-Kilo-schweren Kürbis-Champion herrscht helle Begeisterung. Die friedlichen Kühe kauen an ihrem Heu herum, lassen sich aber von Kindern gern streicheln und schauen ab und zu den Menschen so traurig in die Augen, dass jeder, der schon mal das billige Supermarktfleisch probierte, plötzlich einen unangenehmen Geschmack im Mund spürt. Die Hühner legen gerade ihre Öko-Eier. Die Mama-Ziege präsentiert ihr neugeborenes Zicklein, das auf seinen wackeligen Beinchen den Weg in die grosse Welt finden will, aber so dass Mamas warme Seite doch ganz nahe bleibt.

Der kleine Streichelzoo (Bild: Natalia Muler)


Wer Lust auf einen kleinen Aperitif hat, kann von den besten Weinen aus der Region probieren. Und daneben stehen schon die leckersten Appetithäppchen bereit: Kleine Stücke frisch gebackenes Brot beträufelt mit aromatischem Olivenöl. Für einen Euro kriegt man ein Glas frischgepressten Granatensaft. Die Metzger geben den Besuchern die nach Originalrezepten zubereiteten Würste  zu kosten. Und die gestapelten Käselaibe glänzen so appetitlich, dass einem das Wasser im Munde zusammenläuft. Alle, die es vor Hunger nicht mehr nach Hause schaffen, können gleich hier ein gastronomisches Bauchfest feiern, denn es gibt spanische Küche par excellence zu probieren.

Die Messe will nicht nur für Fachleute, sondern für alle Besucher interessant sein. Die Kleinen sind hin und weg vom Streichelzoo. Wer Mut fasst, kann sogar wie ein kleiner Ritter auf einem Pony reiten. Auf der Bühne werden Tanzstunden für Bachata, Merengue oder Salsa angeboten: Fortgeschrittene und Anfänger können zu der hinreissenden latinoamerikanischen Musik das Tanzbein schwingen. Um 12 Uhr ist ein Wettbewerb angesagt: Es werden die Granatäpfel um die Wette geschält.

Spanischer Käse (Bild: Natalia Muler)


Egal, wofür man sich entschiedet – für eine Kutschenfahrt oder ein Theaterstück, für eine Weindegustation oder eine Fahrt mit dem mechanischen handbetriebenen Karussell, fürs Mitmachen an dem Basteltisch oder fürs Zuschauen beim Kühemelken: Man läuft zwar nach so viel Tiere Streicheln etwas streng riechend, aber ganz entspannt und mit dem geschärften Öko-Bewusstsein nach Hause.

 

Oberstes Bild: Der Kürbis-Champion wiegt 78 Kilo (Bild: Natalia Muler)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“][vc_gmaps type=“m“ zoom=“14″ link=“https://maps.google.com/maps?q=elche,+spanien&hl=es&ie=UTF8&sll=37.0625,-95.677068&sspn=52.77044,79.013672&hnear=Elche,+Alicante,+Comunidad+Valenciana,+Espa%C3%B1a&t=m&z=13″ size=“350″]

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