Geschichte des Simplon – von Stockalper und Napoleon geprägt

Während wir den Simplonpass bequem mit Pkw oder Postauto überqueren können, war diese Reise für frühere Generationen sehr beschwerlich und gefährlich.

Die Postautolinie verbindet heute das italienische Domodossola und Brig im Wallis. Dabei überwindet sie die Gondoschlucht im Süden und die Saltinaschlucht im Norden.

Die Geschichte der Region Simplon

Sprechen wir vom Simplon, dann ist damit sowohl die Gemeinde gemeint, deren Hauptsiedlung Simplon Dorf ist, als auch der Pass und die gesamte Talschaft.

Für die Archäologie ist der Simplon ein interessantes Gebiet. Die ältesten Funde können der Jungsteinzeit und der Mittelsteinzeit zugeordnet werden. Ein Teil eines gefundenen Armreifs wird auf die Zeit um 700 v. Chr. datiert. Weitere Funde sowie Spuren von Siedlungen reichen bis in die Bronzezeit zurück und bezeugen die damaligen Handelsverbindungen vom Oberwallis ins Val d’Ossola und ins Tessin. Dass auch die Römer den Simplonpass nutzten, zeigen entsprechende Münzfunde.

Bis ins späte Hochmittelalter spielte der Simplon eine wichtige Rolle für den Handel zwischen Nord und Süd. Dies geht aus entsprechenden Aufzeichnungen hervor. Durch den zunehmenden Wohlstand norditalienischer Städte gewann der Simplon immer mehr an Bedeutung. Er wurde zu einer der wichtigsten Transitachsen. Handelsverträge regelten den Warentransport. Das sollte bis zum Jahre 1320 so bleiben. Von da an nahmen Gotthard und die Pässe im Bündnerland eine immer wichtigere Rolle ein.

Erst während des Dreissigjährigen Krieges, der von 1618 bis 1648 dauerte, wurde die Simplon-Route wieder als relativ sicherer Handelsweg entdeckt. Kaspar Stockalper vom Thurm lies die Strasse ausbauen und nutzte sie künftig für sein Handelsunternehmen. Zu diesem gehörte ein Kurierdienst, der wöchentlich Mailand und Genf miteinander verband. Für die Region Simplon war dies ein Segen, bedeutete der Ausbau doch einen wirtschaftlichen Aufschwung und neue Arbeitsplätze. Nach Stockalpers Sturz im Jahre 1678 änderte sich dies jedoch unerwartet. Rund 200 Säumer verloren ihr Einkommen. Die Berglandwirtschaft war nun wieder die Haupteinnahmequelle der Bewohner des Simplons.

Das Alte Hospiz auf dem Simplon


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Das Alte Hospiz auf dem Simplon, auch Altes Spittel genannt(Bild: qoala – shutterstock.com)


Bis heute erinnert das Alte Hospiz, auch Altes Spittel genannt, an die Zeit von Kaspar Stockalper. Das aus Granit erbaute massive Gebäude ist fünfstöckig und bot Händlern und Reisenden Schutz. Es steht in der Nähe der Simplon-Passhöhe auf einem Felsvorsprung, in einer Höhe von 1870 m ü. M. Seit 1980 ist das Alte Hospiz im Besitz des Eidgenössischen Militärdepartements. Es wurde renoviert und bekam unter anderem eine Sicherheitstreppe und eine Mannschaftsküche. In erster Linie dient das Alte Spittel als Truppenunterkunft. Es kann aber auch für Anlässe, wie beispielsweise Schulreisen, gemietet werden. Das Alte Hospiz auf dem Simplon wurde in die Liste der Kulturgüter von nationaler Bedeutung aufgenommen.

Napoleon auf dem Simplon

Napoleon erkannte die strategisch günstige Lage und befahl 1800, dass die Strasse ausgebaut und befestigt wird. Sein Plan war, auf diese Weise eine direkte Verbindung zwischen Italien und Frankreich zu schaffen. Selbst schaffte er es allerdings nie, den Simplon zu überqueren. Sein Plan, auf diesem Weg nach seiner Krönung zum italienischen König nach Paris zurückzureisen, scheiterte. Der Grund: Die Strasse wurde nicht rechtzeitig fertiggestellt.

Mit der Eröffnung im Herbst 1805 erhielt die Alpenregion ihre erste künstlich angelegte Strasse. Diese brachte der Simplon-Region einen erneuten Aufschwung. Eine Kutschenpost befuhr den Simplonpass regelmässig bis 1953/54. Im Winter wurden Pferdeschlitten verwendet.

Im Zusammenhang mit dem Strassenbau entstanden mehrere Galerien und Schutzhäuser sowie acht Brücken. General Ferdinand überquerte mit 80’000 russischen und österreichischen Soldaten als letzte Truppe im Sommer 1815 den Simplon. Neben der Napoleonskaserne in der Gondoschlucht gehört aus jener Zeit das Hospiz auf dem Simplonpass zu den Kulturgütern von regionaler/ kantonaler Bedeutung.

Simplon Hospiz – von Napoleon erbaut?


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Das Simplon Hospiz: Hier wird Christus angebetet und ihm gedient. (Bild: Ipsimus – shutterstock.com)


Napoleon beabsichtigte mit dem Bau des stattlichen Hospizes in erster Linie, dieses als Kaserne für seine Truppen zu nutzen. Allerdings kam es dazu nicht: Nach seinem Sturz im Jahre 1814 war der grosszügig geplante Bau nicht mal zur Hälfte fertig. Lediglich bis zum ersten Stock waren die Mauern hochgezogen.

Seit 1802 lebten in Stockalpers Alten Spittel die Chorherren des Grossen St. Bernhards. Diese entschieden sich, den unfertigen Bau zu vollenden. Im Jahre 1831 konnten sie das Simplon Hospiz einweihen und betreiben es als ein Haus der Begegnungen bis heute. Die Devise ist jene ihres Mutterhauses: „Hier wird Christus angebetet und ihm gedient“. Neben Vereinen, Schulklassen und Firmgruppen finden auch Wanderer und Familien Unterkunft und Betreuung.

Auffallend ist das Mobiliar der Kirche, die den Mittelpunkt des Hospizes bildet. Es ist im Empire-Stil gefertigt, wie man es ansonsten lediglich aus zwei Pariser Kirchen kennt.

Der Simplon Tunnel

Zwischen 1898 und 1905 sowie 1912 und 1921 wurde der damals weltweit längste Gebirgstunnel gebaut. Dieser führte durch den Simplon. Die Eisenbahnstrecke reichte von Brig bis Domodossola. Die erste Röhre konnte am 19. Mai 1906 eingeweiht werden. Insgesamt waren rund 1400 Arbeiter am Bau beteiligt. Der Erste Weltkrieg bremste den Bau der zweiten Röhre aus. So konnte diese erst im Jahre 1922 eröffnet werden.

Nicht nur die Kosten für dieses umfangreiche Projekt waren hoch, kostete die erste Bauphase doch rund 76‘600 Mio. Franken und die zweite 33 Mio. Franken. Auch die Anzahl der Unfalltoten stieg in traurige Höhe. So liessen 67 Arbeiter durch Unfälle ihr Leben. Dazu mussten 200 weitere Todesopfer beklagt werden, die an durch schlechte Hygiene ausgelöste Krankheiten verstarben.

Simplon Dorf


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Simplon Dorf konnte sich sein ursprüngliches Dorfbild bewahren (Bild: Christian Guerra – shutterstock.com)


Wer in die Simplon-Region kommt, sollte sich Zeit für einen Bummel durch Simplon Dorf nehmen.

Rund 300 Einwohner zählt das einzigartige Dorf. Es befindet sich neun Kilometer von der Passhöhe des Simplonpasses in südlicher Richtung. Seine rund 700-jährige Geschichte hängt eng mit der Passstrasse zusammen.

Der kleine Ort auf 1’776 m ü. M. gehört zu den schönsten Dörfern der Schweiz. Es konnte sich sein ursprüngliches Dorfbild bewahren und verfügt über mehrere denkmalgeschützte Gebäude. Das Dorfbild wird von den robusten Steinhäusern geprägt, die aus dem 17. Jahrhundert stammen. Es sind Überreste des Feudalturms zu sehen, die ins 13. und 14. Jahrhundert datiert werden. Hierbei handelt es sich um den ältesten profanen Blockbau in der Schweiz.

Die Stiftung Ecomuseum Simplon renovierte gegen Ende des letzten Jahrhunderts den „Alten Gasthof“ in Simplon Dorf, der zwischen dem 14. Und 18. Jahrhundert errichtet wurde. In der ehemaligen Sust befindet sich heute ein spannendes Museum. Es erzählt mit interessanten Exponaten über die Geschichte des Simplons, besonders über den Transitverkehr und welche Auswirkungen dieser auf die gesamte Region hatte.

Nicht nur Stockalper und Napoleon werden thematisiert. Auch an die Minenarbeiter des Simplontunnels wird hier erinnert. Neben dem Verkehr über den Pass und dem Alltag der Bauern, widmet sich das Museum der Stadt Brig. Es wird interessant dargestellt, wie das kleinstädtische Leben vor rund 100 Jahren ausgesehen hat.

Ecomuseum Simplon
Dorfplatz 27
3907 Simplon-Dorf
ecomuseum@simplon.ch

Weitere Infos Tourismusbüro Simplon:
Tel. 027 979 10 10

Kontakt Simplon Hospiz
Telefon: 027 979 13 22
Mail: simplon@gsbernhard.ch

 

Titelbild: Christian Guerra @ shutterstock.com

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