Japanische Handwerkskunst: Eine Reise zu den Ursprüngen von Keramik & Holzschnitt
VON belmedia Redaktion Allgemein Asien Flug News Trips
Japan steht seit Jahrhunderten für raffiniertes Design und hochstehendes Kunsthandwerk. Eine Reise zu den Ursprüngen dieser Traditionen lässt Besucher in ein komplett anderes Land eintauchen. Hier findet sich jene Welt, wo einst in Europa begehrte Trouvaillen wie das Arita-Porzellan, die Ukiyo-e-Holzschnitte oder die Lackwaren von Aizu entstanden sind. Handverlesene Tipps für Entdeckungen aus der Vergangenheit, wo man da und dort sogar selbst Hand anlegen kann.
Es muss nicht immer Hightech sein… Japan gilt als äusserst erfinderisch – und dies seit eh und je. Besucher können im Land der aufgehende Sonne eine Welt entdecken, in der ursprünglichstes Brauchtum sowie Handwerk und ultramoderne Lebensweisen harmonisch koexistieren. Wem der Sinn nach Beschaulichkeit steht, liegt auf dieser Reise zu den schönen Dingen des Lebens goldrichtig. Die Spuren führen zur Herstellung der mitunter weltberühmtesten Keramik, zu den Farbholzschnitten auf handgeschöpftem Papier oder zu begehrten Lackwaren, die in Europa Kultstatus geniessen. Sammler und Jäger kommen auf dieser Entdeckungstour der Kunsthandwerke doppelt auf ihre Rechnung – nebst Staunen und Shopping ist auch die eigene Fingerfertigkeit gefragt.
Wiederentdecken: Keramik für die Eliten dieser Welt
Zum Bespiel in Arita, ein malerisches Provinzstädtchen, auf der südlichen Halbinsel Kyushu – und dies ist ganz wörtlich gemeint. Denn Arita ist die Geburtsstätte der modernen japanischen Keramiktradition. Es bezaubert durch seine engen Gässchen, alten Gebäude und charakteristischen Schornsteine. Diese signalisieren, wo sich die Töpferöfen befanden. Das berühmte Arita-Porzellan, einst exklusiv für die japanische Elite gefertigt, fand durch Exporte seinen Weg nach Europa und beeinflusste dort massgeblich die Keramikmanufakturen.
Heute beherbergt Arita einen exquisiten Porzellanpark mit weitläufigem Garten und einem Schloss im deutschen Barockstil, das eine umfangreiche Sammlung von Arita-Keramik präsentiert. Jährlich findet hier während der Goldenen Woche vom 29. April bis 5. Mai eine der grössten Keramikmessen Japans statt – 500 Anbieter halten ihre Ware auf über drei Kilometern feil. Eine besondere Augenweide ist auch der Tozan-jinja-Schrein, der offiziell als Sueyama-jinja bekannt ist. Dessen Bauweise ist deshalb einzigartig, weil die meisten seiner Bestandteile, die sonst üblicherweise aus Stein hergestellt wurden, stattdessen aus Porzellan gefertigt sind.
Heisser Tipp: die geheimen Brennöfen von Okawachiyama
In der Nähe von Arita – im verwunschenen Imari – liegt Okawachiyama, auch bekannt als „Dorf der geheimen Brennöfen“. Vom 17. bis 19. Jahrhundert war es das Zentrum für die Herstellung hochwertiger Keramik für den kaiserlichen Hof und hochrangige Fürsten. Der dafür zuständige Nabeshima-Clan liess sich etwas einfallen, verlegte er doch die Produktion von Arita in dieses abgelegene Nest, um die wertvollen Techniken geheim zu halten. Streng bewachte Brennöfen sicherten die Exklusivität der Produktion. Heute verbinden die Brennöfen in Okawachiyama moderne Techniken mit traditionellen Praktiken und bewahren so das über 350 Jahre alte Erbe. Und wer ein gutes Auge, Geduld oder einen gewieften Guide zur Seite hat, entdeckt auf manch einem lokalen Markt erschwingliche Kunstwerke – nebst exklusiven Stücken, die als Souvenir im Gepäck nach Hause mitreisen.
Do-it-yourself: magische Holzschnitte, die die Welt eroberten
Wer kennt sie nicht: „Die grosse Welle vor Kanagawa“? Es fasziniert bis heute: das magische Kunstwerk mit den drei dramatischen Booten, die in einer gewaltigen Wasserwalze vor der Küste Kanagawas schaukeln, während der majestätisch-magische Mount Fuji im Hintergrund thront. Das ikonische Sujet prangt heute als Magnet an manchem Kühlschrank oder ist als T-Shirt in den Strassen Zürichs unterwegs. Der Farbholzschnitt gehört zur Serie „36 Ansichten des Berges Fuji“ und wurde 1760 vom Künstler Katsushika Hokusa angefertigt. Von diesem Kunstwerk soll es laut Experten einige hundert Originale geben. Diese weisen in ihrer Farbigkeit und Abnutzung allesamt kleine Unterschiede auf. Der Farbholzschnitt zählt zu den „Ukiyo-e“, einem Genre in der Malerei und im Holzschnitt, das die Kultur der Edo-Kaiserzeit zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert repräsentiert.
„Ukiyo-e“ bedeutet so viel wie „Bilder aus der schwebenden Welt“ und orientiert sich dabei an den Namen der Vergnügungsviertel Tokios. Die favorisierten Motive der Künstler:innen waren neben Szenen des städtischen Lebens auch Reiselandschaften und Frauen. 100’000 Exponate, die eine lokale Kaufmannsfamilie im Laufe der Jahrhunderte gesammelt hat, sind heute im Japan Ukiyo-e Museum in Matsumoto (Präfektur Nagano) auf der Nordinsel zu bestaunen. Dies ist die weltweit grösste private Sammlung mit einer Vielzahl von Genres, Künstlerinnen und Künstlern sowie Medien, zu welcher neben Holzschnitten auch bemalte Leinwände, Hängerollen und vieles mehr gehören. Pittoresk ist auch die Umgebung – und imposant ist der Besuch auf der Burg des Ortes, die als Nationalschatz gilt.
Wer buchstäblich selbst Hand anlegen will, der legt auf seinem Weg auf der historischen Tokaido-Route von Kyoto nach Tokio in Shizuoka einen Halt ein. Und lernt dort im Shizuoka City Museum of Art, wie man einen Holzdruck heute im Stile von Utawaga Hiroshige (1797-1858) herstellt – jenem grossartigen Künstler der Van Gogh als Vorbild diente und heute in Matsumoto ausgestellt ist.
Goldrichtig: die Lackarbeiten von Aizu
Goldrichtig unterwegs ist, wer nach Aizu (Präfektur Fukushima) pilgert, diesem kleinen Örtchen in einem wildromantischen Tal in der Tohoku-Region. Denn dort werden wie einst im 16. Jahrhundert wertvolle Lackarbeiten hergestellt. Besonders eindrücklich sind Lackbehälter im sogenannten Makie-Stil. Die mit Gold- und Silberpulver bemalten Preziosen eroberten im 17. und 18. Jahrhundert die Herzen der Noblesse in Europa im Sturm.
Noch heute kann man in Workshops seine eigenen Kreationen auf Schüsseln, Handkästchen oder Tabletts anbringen – angeleitet von Expertinnen und Experten, die das Makie-Handwerk beherrschen. Nach getaner Arbeit lockt ein Bad in einem der vielen Onsen oder eine Wanderung durch Täler und Wälder, wo garantiert Inspirationen für neue Werke warten.
Quelle: Panta Rhei PR
Bildquelle: Bild 1: => Kyushu Online Media Center; übrige Bilder: siehe Bildlegenden