Kuala Lumpur: Malaysias entspannte Hauptstadt

Asiens Grossstädte sind laut, versmokt und meist herrscht ein absolutes Verkehrschaos. Nicht nur einmal brachte mich das Überqueren der Strasse fast an einen Nervenzusammenbruch. Mit zittrigen Knien und feuchten Händen trat ich auf die Strasse und versuchte vergeblich eine Lücke in der Masse an Rollern, Autos und Bussen zu finden.

Mehr als einmal nahm mich ein Einheimischer an die Hand, um mich sicher durch die Fahrzeugflut zu lotsen. Auch sonst gleichen asiatische Millionenstädte eher riesigen Molochs. Die Abgase reizen die Atemwege und bleiben als schwarzer Staub auf Armen und Gesicht zurück. Müll stapelt sich in den Strassenecken und die offensichtliche Armut ist manchmal kaum zu ertragen.

Damit rechnete ich auch in Malaysia, umso überraschter war ich bei der Ankunft am Abend in Kuala Lumpur. Keine Spur von Verkehrschaos à la Ho-Chi-Minh-City oder Delhi. Ampeln, erkennbare Spuren, Fussgängerbrücken – der Strassenalltag in Kuala Lumpur ist angenehm geregelt.

Doch nicht nur das fehlende Verkehrschaos macht KL, wie Malaysias Hauptstadt simpel genannt wird, so angenehm. Es ist sauber und modern, es gibt viele Parks und Grünflächen. Es lohnt sich also, ein paar Tage mehr für den Aufenthalt in Kuala Lumpur einzuplanen.


Kuala Lumpur überzeugt mit vielen Grünflächen. (Bild: © Julia Schattauer / bezirzt.de)

Es kling oft wie ein Vorwurf wenn es heisst, KL sei ziemlich europäisch. Was damit gemeint ist? Es gibt grosszügige Malls mit allen Marken, die man so kennt. Die gleichen Klamottenläden säumen die Einkaufstrassen. In den Ausgehvierteln wird in Pubs und Bars getrunken, Pizza gegessen und es sind hauptsächlich neuwertige Autos, die einem auf der Strasse begegnen.

Das bekannte Formel 1-Rennen findet hier statt. Nicht annähernd so viele Roller wie in Vietnam, Tuktuks wie in Thailand oder Ochsenkarren wie in Indien. Ein bisschen vermisst man das sympathische asiatische Gewusel, wenn man bereits andere Metropolen bereist hat aber die Mischung aus Moderne und Tradition ist unglaublich spannend.

Ihr wollt wissen, welche Sehenswürdigkeiten, Orte und Aktivitäten auf jeden Fall auf eurer To-Do-Liste stehen sollten? Meine Tipps sind folgende:

Der Nachtmarkt in Chinatown

Vom Flughafen ging es für uns direkt ins Hostel nach Chinatown. Wir hatten kaum unsere Sachen abgelegt, zog es uns schon hinaus auf die Strassen des chinesischen Viertels. Es war schon dunkel und die unzähligen roten Lampions erhellten die Strassen. Rauchschwaden zogen in die Lüfte, wo ein Feuerwerk bunte Bilder an den Himmel zeichnete. Wir waren zum chinesischen Neujahr in KL und der chinesische Nachtmarkt war für das Fest herausgeputzt.


Chinafeeling auf dem Nachtmarkt in der Pentaling Street. (Bild: © Julia Schattauer / bezirzt.de)

In der Pentaling Street, dem Herzen der Chinatown, werden jeden Abend zahlreiche Verkaufsbuden aufgebaut. Hier findet man es, das asiatische Feeling: der Trubel, das Gedränge, die Hitze und Gerüche der Garküchen. Wir schlendern durch die Gässchen, vorbei an unzähligen Ständen mit den immer gleichen T-Shirt: Bob Marley, Heineken, Starbucks. Daneben der unvermeidbare Krimskrams wie Wasserpfeifen, Elektrozubehör, Feuerzeuge und Klappmesser.

Wonach wir aber suchen, sind die kleinen Köstlichkeiten. Wir teilen uns eine Sojamilch mit Tapiokakugeln, die so klebrig süss ist, dass einem die Gesichtszüge entgleisen. Beim Schlendern finden wir einen Food Stall, also eine Ansammlung von kleinen Essenständen und einem Platz mit Tischen und Stühlen in der Mitte. Hier gibt es eigentlich immer das beste Essen und das zu unschlagbar guten Preisen.

Und dann kann man auch noch gemütlich sitzen und wer teueres Bier trinkt, darf sogar an die „guten“ Tische mit Tischdecke. Biertrinker sind hier gerne gesehen, bei den Bierpreisen in Malaysia ist das auch kein Wunder.

Nachtmarkt: Pentaling Street, Nähe Metro-Station „Pasar Seni“, ab Einbruch der Dunkelheit bis ca. 2 Uhr nachts.

Ins Heiligste der Hindus: Die Batu Caves

Eigentlich müsste ich das hinduistische Heiligtum gar nicht erwähnen. Jeder, der nach KL fährt, hat von Batu Caves gehört und wird sie sehr wahrscheinlich auch besuchen. Es gehört irgendwie einfach dazu. Auch wir wollten uns die Höhlen und die beeindruckende „Lord Murugan-Statue“ mit eigenen Augen betrachten und machten uns mit einer ganzen Schar an anderen Touristen auf den Weg zu den rund 15 km ausserhalb von KL liegenden Höhlen.

Die Bahnstation führt praktischerweise fast direkt bis zur Höhle. 272 steile Treppenstufen gilt es zu Erklimmen. Auf diesen Stufen sollte man auf zwei Dinge gefasst sein: 1. die Affen, die einem gerne mal die Kamera abnehmen wollen und 2. Touristen mit Selfiesticks, die jede zweite Stufe stehenbleiben, um sich auf den heiligen Treppen abzulichten.


Die Batu Caves sind bevölkert von unzähligen Affen. (Bild: © Julia Schattauer / bezirzt.de)

Die Höhlen selbst sind geräumig und etwas muffig. Affen, Hühner und Tauben teilen sich den Platz mit den Priestern und Touristen. Die Schreine sind, hindutypisch, blinkend bunt beleuchtet und wecken in mir immer ein bisschen Weihnachtsgefühle.

Eigentlich wollt ich aber gar nicht grossartig etwas über die Batu Caves sagen, sondern über das indische Essen an der Strasse gegenüber. Nach dem Fotos-Von-Witzigen-Affen-machen knurrte uns der Magen. Direkt gegenüber der Treppen gibt es zwei indische Restaurants, über einem prangte das Wort „Jain“ und mein Magen machte einen Luftsprung, denn ich (wie ihr vielleicht wisst) hasse Zwiebeln und die fehlen nunmal in keinem indischen Essen.

Jainismus ist eine Religion, deren Anhänger sich hypervegetarisch ernähren und ausserdem bestimmte Lebensmittel vermeiden, wie zum Beispiel Zwiebeln. Bedeutet für mich: ultragutes indisches Essen ohne Zwiebeln. Und der Inder an den Caves war wirklich richtig gut! Wem es ähnlich geht oder Zwiebeln und Knoblauch nicht so gut verträgt, sollte sich das hinter die Ohren schreiben.

Batu Caves: Bahnstation „Batu Caves“. Name des indischen Restaurants „Restoran Rani“, direkt gegenüber des Höhleneingangs.

Religiöse Vielfalt in den Strassen der Hauptstadt erleben

Malaysia ist multikulturell und das sieht man auch in Kl: In nur wenigen Minuten läuft man an chinesischen und indischen Tempel, Moscheen und katholischen Kirchen vorbei. Wir wohnten in einem Hostel in der Jalan Bandar und liefen gerade die Strasse hinunter, um etwas Essen zu gehen, als wir direkt neben unsrem Hostel das bunt geschmückte hinduistischen Portal entdeckten.

Kurzerhand stellten wir uns an, um unsere Schuhe auszuziehen und gingen ins Innere des Tempels. Zufälligerweise war es der wichtigste Hindutempel der Stadt, der Sri Mahamariamman Tempel. Wir beobachten die Darbringung der Opfergaben und lauschten den Klängen der Gebetsorgel. Als wir den Tempel verliessen, entdeckten wir wenige Meter weiter auf der anderen Strassenseite einen chinesischen Tempel, also gingen wir auch da hinein und sahen den Gläubigen beim Umrunden des Schreines zu.

Es ist toll, wie einfach man in Kuala Lumpur zwischen den Religionen wandeln und Unterschiede und vor allem Gemeinsamkeiten bei den Glaubensrichtungen sieht. Ich liebe die Mischung der Gerüche, den Duft der Räucherstäbchen und der Blumen, die Geräusche der Gesänge und Glocken und hier in den Strassen von Chinatown konnte ich all das wunderbar geniessen.

Tempel: Sri Mahamariamman Temple, Jalan Bandar


Hinduismus, Buddhismus, Christentum, Islam und das alles in einer Straße (Bild: © Julia Schattauer / bezirzt.de)

Little India: Lust auf ein Hennatattoo?

Ich bin ein ganz kleines bisschen süchtig nach Henna. Als ich nach zwei Wochen Malaysiaurlaub wieder in KL ankam und noch kein Hennatattoo hatte, war klar, dass ich das unbedingt noch nachholen musste. Normalerweise tummeln sich Hennamalerinnen an den Touristenplätzen, doch irgendwie bin ich in KL nicht fündig geworden. Als ich dann las, dass es ein indisches Viertel gibt, wusste ich: da muss ich hin. Im Viertel sieht man den indischen Einfluss hauptsächlich an den Saris in den Läden. Doch ich hatte ja etwas ganz Spezielles im Sinn und scannte mit meinen Blicken die Schilder auf „Henna“.

Und tatsächlich: Im ersten Stock eines etwas verlassen wirkenden Gebäudes gab es ein Schönheitssaloon für Inderinnen und hier gehört natürlich auch die Hennamalerei dazu. Ich blätterte in einigen Ordnern, die mir die Frau in die Hand drückte und entschied mich für eine Mischung der wohl detailreichsten Muster, die ich finden konnte.

Mit ein paar Blümchen gebe ich mich schon lange nicht mehr zufrieden, spätestens seit meinem wunderschönen Henna in Delhi. Die Dame nannte mir einen Preis von rund 30 Euro und ich war so im Hennafieber, dass ich ohne zu zögern zustimmte. Sie sucht auf ihren zwei Smartphones nach einem ähnlichen Muster und machte sich an die Arbeit.

Das Erste, was mein Herz höher schlagen liess, war die tiefrote Farbe: richtig gutes Henna.

Um es abzukürzen: Die Prozedur dauerte ewig. Mein Freund sass brav und geduldig auf dem Hocker daneben und schaut sich indisches Fernsehen an und ich hatte das Gefühl, dass mir langsam die Hand abfällt. Doch das Muster wurde zu einem detaillierten Netz aus traditionellen Motiven und zog sich von den Handflächen bis fast zur Ellenbeuge. Am Ende fragte Sie, ob ich auch eine Verzierung auf der Handaussenfläche möchte und ich sagte kurzerhand „Ja“. Am Ende berechnetet Sie dies natürlich extra. Ich ärgerte mich ein bisschen und fühlte mich direkt nach Indien versetzt, denn der indische Geschäftssinn hatte mich auch in Indien manchmal etwas überrumpelt.

Am Ende ging ich überglücklich zurück ins Hostel, welches auch von Indern betrieben wird. Sie begrüssten mich mit Komplimenten und Beteuerungen, wie authentisch und gut das Tattoo sei. Und ich war zufrieden.

Little India: An der Station „Masjid Jamek“

Modernität trifft Tradition: Eine richtig gute Mischung

Ich sprach schon zu Beginn davon: KL ist megamodern und die Petronas Towers sind wohl die Krönung davon. Zu ihren Füssen liegt eine Luxusmall und durch die Strassen der Stadt kann man in einer klimatisierten Überführung von Einkaufszentrum zu Einkaufszentrum wandeln. Man kann ganze Tage in den Konsumtempeln verbringen, wenn man möchte. Viele kommen genau deshalb hierher, andere beschweren sich über das fehlende nostalgische Flair.


Modernität trifft Tradition.(Bild: © Julia Schattauer / bezirzt.de)

Ich fand die Mischung sehr interessant. Die alten kolonialistischen Häuserruinen, die überwuchert sind von Schlingpflanzen und deren Wände vollgesprüht sind mit Graffiti, stehen direkt vor den modernsten Neubauten. Eine spannende Mischung, die mich in ihren Bann gezogen hat.

Ich habe die Bequemlichkeiten der modernen Stadt genossen und mich über die kleinen versteckten Ecken gefreut. Die Hauptstadt Malaysias ist viel mehr, als nur Ausgangspunkt nach Singapur oder zu den Stränden. Nehmt euch ruhig ein paar Tage mehr Zeit und lasst euch durch die entspannte Metropole treiben.

 

Artikelbild: © Julia Schattauer / bezirzt.de

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Mehr zu Julia Schattauer

Julia Schattauer ist freie Autorin und leidenschaftliche Bloggerin. Geschichten vom Reisen sind ihr Steckenpferd. Neben nützlichen Fakten geht es ihr in erster Linie ums Storytelling. Darum, den Leser in die Welt mitzunehmen und sein Fernweh zu wecken. Als studierte Kunsthistorikerin, Tourismus-, und Literaturwissenschaftlerin schreibt sie ausserdem über Themen aus Kunst und Kultur.

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