Liverpool - Fussball, Kunst und Beatles-Mania in Englands Nordwesten
VON Andrea Rathjen Europa Grossbritannien
Das hat sich längst geändert, denn nach beträchtlichen Investitionen und umfassenden Restaurierungsarbeiten zählt Liverpool heute zu den vielseitigsten Städten des Landes – angefangen von den historischen Gebäuden und Hafenanlagen über ein vielfältiges Kulturprogramm und Nachtleben bis hin zu den Museen der Stadt, die in ihrer Zahl nur von den Londoner Museen übertroffen werden. Im Jahr 2008 wurde Liverpool daher auch zur Europäischen Kulturhauptstadt gewählt.
Berühmt ist Liverpool aber vor allem für zwei Dinge: für seine Rolle als traditionsreiche Fussballstadt und als Heimatstadt der Beatles. Die vier Liverpooler Pilzköpfe sind wohl der berühmteste Export der Stadt, deren Geschichte Touristen im Beatles Museum ebenso nachvollziehen können wie im legendären Cavern Club. Jenseits der allgegenwärtigen Beatles ist es vor allem das Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, das als eines der weltweit ältesten Orchester den Ruf der Stadt in die Welt hinausträgt. Auch der Fussball wird in Englands zweitgrösstem Exporthafen bis heute grossgeschrieben, beheimatet die Stadt mit dem FC Liverpool doch einen der bedeutendsten Vereine des Landes mit 18 Meistertiteln und unzähligen internationalen Trophäen.
Liverpools Architektur im Wandel der Zeit
Viele Jahre lang wurden die architektonischen Schätze Liverpools vernachlässigt; inzwischen erstrahlen sie wieder in ihrem alten Glanz: eindrucksvolle Bauwerke wie die „drei Grazien“ im Hafenviertel – das Royal Liver Building, das Cunard Building und das Port of Liverpool Building -, aber auch die neoklassizistische St. George’s Hall in der Lime Street mit einer der prachtvollsten Kirchenorgeln in Europa. Zu ihrer Bauzeit Mitte des 19. Jahrhunderts galt die St. George’s Hall aufgrund mehrerer Gemälde nackter Frauen als eher anrüchig; heute jedoch zählt sie zum Nationalerbe und beherbergt Gerichtsräumlichkeiten ebenso wie Konzertsäle.
Gleich zwei Kathedralen können in Liverpool besucht werden, die katholische Liverpool Metropolitan Cathedral und die anglikanische Liverpool Cathedral. Die Liverpool Metropolitan Cathedral trägt aufgrund ihrer zeltartigen Form den kuriosen Beinamen „Paddy’s Wigwam“ und bezaubert vor allem mit einer farbenfrohen Glaskuppel, während die neugotische Liverpool Cathedral zu den grössten Kirchenbauten ihrer Zeit zählt. Von ihrem mächtigen Turm aus bietet sich den Besuchern ein Ausblick über die gesamte Stadt und die Umgebung. Eines der besten Kunstmuseen Europas lädt unweit der St. George’s Hall zu einem Besuch ein: die Walker Art Gallery, die eine der bedeutendsten Kunstsammlungen Englands mit Werken aus rund 600 Jahren Kunstgeschichte beherbergt. Zur Sammlung zählen Werke von Rembrandt, Gaugin, Monet, Cézanne, Picasso, van Gogh und weiteren weltbekannten Künstlern.
Kulturelles Zentrum vor historischer Kulisse: Liverpools Hafenviertel
Die Geschichte des Liverpooler Hafenviertel reicht viele Jahrhunderte zurück, und die historischen Lager- und Handelshäuser – darunter mit dem Royal Liver Building eines der markantesten Wahrzeichen der Stadt – wurden 2004 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Bedauerlicherweise folgte im Jahr 2012 die Aufnahme in die Rote Liste des gefährdeten Welterbes, da die Instandhaltung der historischen Gebäude lange Zeit vernachlässigt wurde. Der attraktivste Teil des Liverpooler Hafenviertels ist heute der Albert Dock am Flussufer, eine der vornehmsten Gegenden der Stadt, in deren alten Lagerhäusern Restaurants, Pubs, Galerien und Geschäfte zu einem Besuch einladen.
Auch einige der vielen erstklassigen Museen der Stadt sind hier zu finden, darunter neben dem Beatles-Museum das Schifffahrtsmuseum Merseyside. Hier können sich Besucher einen Eindruck davon verschaffen, welche Rolle der Liverpooler Hafen einst als Tor zur Welt für Migranten aus ganz Europa spielte – nicht zu vergessen seine zweifelhafte Rolle als Sklavenhafen, über die auch das nahegelegene Sklavereimuseum informiert. Seit 1987 unterhält ausserdem das Londoner Kunstmuseum TATE Modern eine Zweigstelle am Albert Dock.
Von U-Booten und Pilzköpfen
Sie sind untrennbar mit Liverpool verbunden und die mit Abstand berühmtesten Söhne der Stadt: die Beatles, die seit ihrer Gründung im Jahr 1960 regelmässig in den angesagten Liverpooler Rock-Clubs auftraten. Bis heute zählt vor allem der Cavern Club in der Mathew Street zu den wichtigsten Stationen eines jeden Beatles-Fans, in dem auch andere weltbekannte Künstler wie die Rollings Stones, Elton John oder John Lee Hooker bereits gespielt haben. 1973 musste der legendäre Club schliessen, wurde jedoch 1984 wiedereröffnet. Als letzter „Pilzkopf“ trat im Cavern Club 1999 Paul McCartney anlässlich der Veröffentlichung seines neuen Albums auf.
Einem der berühmtesten Beatles-Songs, „Yellow Submarine“, ist ein gelbes U-Boot im Liverpooler Hafenviertel gewidmet, ein Nachbau aus dem gleichnamigen Film „Yellow Submarine“. Pflichtstation für jeden Beatles-Fan ist ausserdem die Strasse Penny Lane, die für den gleichnamigen Beatles-Song namensgebend war. Die Strasse, in der Paul McCartney und John Lennon aufwuchsen, hatte übrigens lange Zeit mit einem ungewöhnlichen Diebstahl-Problem zu kämpfen: Die Strassenschilder wurden aufgrund des weltbekannten Liedes immer wieder entwendet, sodass sie schliesslich durch aufgemalte Schilder ersetzt werden mussten. Auch der Liverpooler Flughafen wurde 2001 umbenannt und heisst seitdem John Lennon Airport in Gedenken an den 1980 ermordeten Gitarristen und Sänger der Beatles.
Oberstes Bild: Blick auf Liverpool und die Mersey-Mündung (Bild: Miguel Mendez / Wikimedia / CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“]
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