Lust auf Krimi? Kommissar Dupin und die Bretagne

Die Krimis von Jean-Luc Bannalec um den eigenwilligen Kommissar Georges Dupin, der aus Paris in die Bretagne versetzt wird, sind bei Lesern ein Hit. Die Schauplätze im südbretonischen Finistère sind liebenswerte Örtchen, die einen Besuch lohnen.

Eingefleischte Fans kennen bereits das Hotel L’Amiral in Concarneau, die Glénan-Inseln oder die Salzgärten auf der Guérande-Halbinsel. Komm mit zu den schönsten Ecken!

Finistère, das Ende der Welt, nennen die Franzosen die südliche Bretagne, die mit ihrer wildromantischen Landschaft überzeugt. Das westliche Departement des Landes bietet herrliche Naturerlebnisse, pittoreske Örtchen und wunderbare Strände. Ein wenig geheimnisvoll und magisch geht es hier auch zu.

Concarneau – Dupins Wohnort

Das Fischerörtchen Concarneau spielt mit der örtlichen Polizeiwache in allen Teilen der beliebten Krimireihe eine Rolle. Im Restaurant des Hotels L’Amiral verdrückt Dupin üblicherweise sein geliebtes Entrecôte frîtes und trinkt seinen morgendlichen Kaffee. Bei Touristen ist das Hotel inzwischen zu einer Art Pilgerstätte geworden. Das Örtchen hat mit seiner mittelalterlichen Altstadt, der sogenannten „Ville Close“, die von dicken Mauern umgeben ist, noch mehr zu bieten. In den alten Stadtkern, der als Insel im Fischereihafen des Ortes liegt, gelangst Du nur übers Wasser. Vom Parkplatz aus geht es mit einer kleinen Fähre hinüber zu den gewaltigen Festungsmauern. Zudem führt eine kleine Brücke in die Altstadt.


Das Örtchen mit seiner mittelalterlichen Altstadt, der sogenannten „Ville Close“. (Bild: © Rolf E. Staerk – shutterstock.com)

Wer über die Brücke in die Ville Close spaziert, sieht das Amiral bereits von dort aus – es lohnt sich auf jeden Fall, hier einzukehren, auch wenn Du kein Entrecôte bestellst.

Montags und freitags findet ein wunderbarer Markt statt. In der kleinen Markthalle gibt es sogar täglich fangfrischen Fisch und Meeresfrüchte, die von den Fischerbooten direkt auf die Tresen gelangen. Auch wenn Du selbst keinen Fisch zubereiten willst, die wunderbare Atmosphäre solltest Du Dir nicht entgehen lassen!

Um Fisch dreht es sich auch im Musée de la Pêche. Am Museumskai ankert ein alter Fischkutter, der Dir einen Einblick in das Leben der Fischer gibt. Zudem gibt es zahlreiche weitere Boote, Werkzeuge und Schiffsmodelle zu sehen. Das Museum ist täglich geöffnet, im Juli und August zwischen 10 und 19 Uhr. In den anderen Monaten schliesst es über die Mittagszeit; wenn Du Deine Ferien hier ausserhalb der Hauptsaison verbringst, solltest Du Dich nach den genauen Öffnungszeiten erkundigen.

Die Geschichte Concarneaus geht zurück bis ins 10. Jahrhundert. Damals siedelten sich Mönche der Abtei Landévennechier an und errichteten ein Kloster. Damit hatten sie den Grundstein für die Ville Close gelegt, die sich im Laufe der Zeit zu einer beeindruckenden Festung wandelte. Heute kannst Du auf den dicken Festungsmauern, Les Remparts genannt, zu einem wunderbaren Rundgang aufbrechen. Dabei geniesst Du einen fantastischen Blick auf den Hafen – also den Fotoapparat nicht vergessen.


Der Hafen von Concarneau. (Bild: © sainthorant daniel – shutterstock.com)

Mitte August gibt es in Concarneau mit der Fête des Filets Bleus ein riesiges Spektakel. Aufgrund des „Festes der blauen Netze“ trägt der Ort auch den Beinamen „die blaue Stadt“. Im Jahr 1905 blieben Sardinen aus und die Fischer hatten sehr grosse Sorgen. Zu deren Unterstützung wurden die Feierlichkeiten ins Leben gerufen, bei denen sich die Einflüsse der keltischen Kultur noch heute zeigen. Die Umzüge, bei denen die Teilnehmer sich in prächtigen Trachten präsentieren, sind einfach wunderbar.

Pont-Aven – Mord im Künstlerdorf

Im ersten Teil der Krimireihe „Bretonische Verhältnisse“ muss Dupin einen Mord im Künstlerort Pont-Aven unter die Lupe nehmen. Das Hotel Central, in dem der Hotelier tot aufgefunden wird, gibt es in Wirklichkeit nicht. Als Vorbild soll das Hotel Les Ajoncs d’Or gedient haben, die Besitzer haben dem Schriftsteller jedoch die Erlaubnis verweigert, den richtigen Namen zu verwenden.

Pont-Aven ist ein sehr idyllisches, leider mittlerweile auch sehr überlaufenes Örtchen. In der Stadt gab es einst 14 aktive Wassermühlen, noch heute entdeckst Du bei einem Spaziergang einige der Wasserräder in den Bachläufen. Sehr zentral gelegen ist die Brücke über den Aven, am besten startest Du die Erkundung des charmanten Örtchens von hier aus. Von der malerischen Landschaft liess sich einst schon Paul Gauguin inspirieren, der hier zusammen mit einigen Künstlerkollegen die Schule von Pont-Aven gründete. Noch heute gibt es im Ort zahlreiche Galerien, die an die einstige Tradition erinnern. In der Pension Gloanec haben einige der Maler damals gewohnt.


Pont-Aven ist ein sehr idyllisches Örtchen. (Bild: © Aygul Bulte – shutterstock.com)

Die Künstler sollen damals vor allem im Bois d’Amour, im Liebeswäldchen, gemalt haben. Vom Ort aus führt ein kleiner Weg zu diesen Stellen. Dabei gelangst Du auch zur Kapelle von Trémalo. Das Kreuz mit Christus hat Gauguin zu seinem bekannten Werk „Der gelbe Christus“ inspiriert. Die Kapelle wurde im gotischen Stil erbaut und ein Besuch lohnt sich allein wegen der herrlichen Umgebung und der idyllischen Ansicht.

Südseefeeling im Atlantik – die Glénan-Inseln

Im zweiten Fall verschlägt es Kommissar Dupin auf die Glénan-Inseln vor Concarneau. Für den Kommissar ist dieser Tatort alles andere als erfreulich, da er Bootfahren hasst und schnell seekrank wird. Eine Überfahrt zu den Inseln fällt in der Regel etwas rauer aus, auch ein wolkenloser blauer Himmel ist kein Garant für eine entspannte Tour. Von Concarneau aus dauert es mit dem Schnellboot etwa eine Stunde, bis Du dort bist. Insgesamt neun kleine Inseln erstrecken sich vor der atlantischen Küste, dazu kommen noch viele kleine Felsen und Landstückchen, die abhängig vom Gezeitenstand auf- oder abtauchen.

Von Concarneau oder einem anderen Ort in der Nähe gelangst Du per Boot auf die Hauptinsel Saint-Nicholas. Es gibt einige Restaurants auf der Insel sowie Tauchzentren, ein Hotel wirst Du in dieser Idylle jedoch vergeblich suchen. Für Taucher sind die Glénan-Insel ein wahres Paradies. Bekannte Tauchschulen und eine Segelschule haben ihren Sitz auf den herrlichen Eilanden, die für ihr kristallklares Wasser bekannt sind.


Für Taucher sind die Glénan-Insel ein wahres Paradies. (Bild: © Crobard – shutterstock.com)

Besonders bekannt ist die Segelschule Le Glénans, die hier im Jahr 1947 von dem Ehepaar Viannay gegründet wurde. Zunächst wollten Hélène und Philippe Viannay einstigen Mitgliedern der Resistance eine Möglichkeit bieten, die Kriegserlebnisse zu verarbeiten. Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus der Idee eine sehr anerkannte Seglerschule.

Wenn Du gern die Unterwasserwelt erkunden möchtest, musst Du dafür nicht unbedingt auf Tauchgang gehen: Im Hafen von Saint-Nicholas kannst Du zu einer Tour mit einem Glasbodenboot starten. Vielleicht siehst Du sogar eines der zahlreichen Wracks, die in der Gegend gesunken sind und immer wieder neue Taucher anlocken. Bist Du im Frühjahr auf den Glénans? Dann blühen die seltenen Glénan-Narzissen, die nur hier heimisch sind, schau Dich einmal um!

Guérande – Krimi in der Stadt des Salzes

Weiter geht es nach Guérande; in den dortigen Salinen spielt der dritte Teil der Reihe „Bretonisches Gold“. Der Name des Ortes leitet sich aus dem bretonischen Begriff „Gwenrann“ ab und bedeutet „Weiss“, was sich auf die Salzfelder, die die gesamte Umgebung prägen, bezieht. Bereits die Römer sollen auf der Halbinsel Salz geerntet haben. Nach traditionellen Methoden wird auch heute noch das bekannte Fleur de Sel gewonnen. Wenn es besonders heiss und windstill ist, bilden sich in den Salzgärten allerfeinste Kristalle auf der Wasseroberfläche. Diese „Königin der Salze“ schöpfen die Salzbauern, die Paludiers, vorsichtig von Hand ab. Dabei gewinnen sie die kostbaren Kristalle aus rund 7000 Becken. Das Werkzeug, das wie eine Art Schieber aussieht, nennt sich Cimauge.

Die Salzgärten sind eine der sehenswertesten Attraktionen in Guérande. Du kannst die Arbeit der Paludiers im Rahmen einer Führung besichtigten. In der Regel starten die Rundgänge an der Maison des Paludiers. Besonders schön sehen die Felder im Licht der aufgehenden oder untergehenden Sonne aus. Auch ein Besuch des Museums, das eingehend über die Salzgewinnung informiert, ist sehr zu empfehlen.


Die Salzgärten sind eine der sehenswertesten Attraktionen in Guérande. (Bild: © Pack-Shot – shutterstock.com)

Guérande selbst ist mit seinen gewaltigen Stadtmauern sehr beeindruckend. Die Geschichte des Ortes geht zurück bis ins 9. Jahrhundert, damals diente Guérande zeitweilig als Bischofssitz. Zu Zeiten des bretonischen Erbfolgekrieges im 14. Jahrhundert wurden die imposanten Mauern errichtet, die das Örtchen zusammen mit sechs Türmen noch heute umrahmen. Ursprünglich gab es einmal elf Türme, von denen heute nur noch sechs erhalten sind. Du gelangst nur durch eines der vier Stadttore in die Innenstadt.

Am eindrucksvollsten ist das Osttor Porte Saint Michel, das von zwei massiven Türmen umgeben wird. Früher waren hier der Gouverneurssitz und das Gefängnis, heute beherbergen die dicken Mauern das Musée du Pays de Guérande. An einem Modell wird hier die Salzgewinnung erklärt. Folgst Du vom Tor aus der Rue St. Michel in Richtung Stadtmitte, gelangst Du zur Kirche Saint-Aubin. Das Gebäude ist zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert entstanden, besonders sehenswert ist die Aussenkanzel auf der rechten Seite der Kirche. Wirf unbedingt einen Blick ins Innere, denn die mächtigen Pfeiler und Bögen sehen wirklich wunderschön aus.


Am eindrucksvollsten ist das Osttor Porte Saint Michel, das von zwei massiven Türmen umgeben wird. (Bild: © Christian Musat – shutterstock.com)

Schlenderst Du weiter durch die mittelalterlichen Gassen, kommst Du zum Museé de la Poupée et de Jouets Anciens in der Rue de Saillé. In einer ehemaligen Krankenhauskapelle sind mehr als 300 Puppen aus alter Zeit ausgestellt, die zusammen mit liebenswerten Accessoires wie Puppenmöbeln und -geschirr eine sehenswerte Ausstellung bilden.

Ermittlungen auf der Île-aux-Moines

Im Zuge seiner Ermittlungen kommt Dupin auf die Insel der Mönche im Golf von Morbihan. Morbihan ist ein bretonischer Begriff und bedeutet „kleines Meer“. Insgesamt 42 Inseln erstrecken sich in dem azurblauen Meer. Vom Festland aus starten zahlreiche Rundfahrten in das Gebiet, gerade in der Hauptsaison hast Du keine Probleme, ein Boot zu finden. Die Insel der Mönche hat die Form eines Kreuzes, und so bist Du bei einem Spaziergang nie weiter als 450 Meter vom Meer entfernt. Besonders sehenswert sind die drei Dolmen auf der Südseite der Insel. Hier gibt es mit dem Cromlech von Kergonan auch den grössten Steinkreis Frankreichs.


Insgesamt 42 Inseln erstrecken sich in dem azurblauen Meer. (Bild: © galam – fotolia.com)

Locmariaquer – mehr als der unbeliebte Präfekt

Locmariaquer ist nicht nur der Name des unbeliebten Chefs von Dupin, sondern auch der einer kleinen Gemeinde in der Region. Hier gibt es eine bedeutende Megalithenstätte, so dass sich ein Besuch lohnt. Folge einfach den Schildern im Ort, dann gelangst Du zum Gelände, für dessen Betreten ein Eintrittspreis fällig wird. Nach dem Eingang siehst Du in einem kleinen Kino zunächst eine Dokumentation über die Ausgrabungen.

Auf dem Areal findest Du drei berühmte neolithische Relikte. Der Grand Menhir Brisé ist der grösste bekannte Menhir der Welt. Rätselhaft ist bis heute, wie der 280 Tonnen schwere Stein, der in vier Teile zerbrochen ist, an seinen jetzigen Standort gelangen konnte. Auch warum der Stein zerbrochen ist, weiss man nicht. Das Granit, aus dem der riesige Menhir gefertigt wurde, kommt in der Gegend nicht vor.


Der Grand Menhir Brisé ist der grösste bekannte Menhir der Welt. (Bild: © Raymond Thill – fotolia.com)

Rund um den Stein markieren Bruchsteine Standorte, an denen weitere 19 Menhire gestanden haben sollen. Der Table des Marchand ist ein Hügelgrab, das für seine Gravuren auf einem der Tragsteine berühmt ist. Man geht davon aus, dass das Grab bereits um 4000 vor Christus errichtet wurde. Der Tumuls von Er Grah ist eine 140 Meter lange stufenförmige Grabstätte.

Brest – grösste Hafenstadt der Region

Nächste Station unserer Reise rund um Kommissar Dupin ist Brest, das als Verwaltungsstadt der Region in der Krimireihe immer wieder eine Rolle spielt und nach Rennes die zweitgrösste Stadt der Bretagne ist. Bereits die Römer sollen zwischen dem 2. und 3. Jahrhundert eine Festung angelegt haben, die ab dem 12. Jahrhundert stetig erweitert wurde. Im Laufe der Zeit entwickelte sich Brest zu einem wichtigen Hafen. Während des Zweiten Weltkriegs nutzten die Deutschen Brest als wichtigen Stützpunkt, so dass die Stadt während der Kämpfe stark zerstört wurde. Im Gegensatz zu Concarneau oder Guérande ist das wenig attraktive Brest nicht von Touristen überlaufen, mit einigen Sehenswürdigkeiten aber dennoch einen Besuch wert.


Brest – grösste Hafenstadt der Region (Bild: © bbsferrari – fotolia.com)

Sehr beeindruckend ist das Château de Brest, ein altes Schloss, das im 17. Jahrhundert auf den Mauern eines römischen Kastells errichtet wurde. Heute beherbergt das Schloss das Marinemuseum. Als technisches Wunderwerk kommt die Pont de Recouvrance, eine der grössten Hubbrücken Europas, daher. Über den Fluss La Penfeld hinweg verbindet sie zwei Stadtteile Brests miteinander. Von oben hast Du einen herrlichen Blick über den Hafen und die Flussmündung.

Einen Einblick in die Weltmeere bietet das Océanopolis, das sicher eine der Top-Sehenswürdigkeiten der Region ist. Pavillons präsentieren die verschiedenen Meere als Lebensraum. Die englischen Übersetzungen der französischen Infotafeln lassen leider etwas zu wünschen übrig, so dass Du manchmal mit sehr wenigen Informationen auskommen musst. Für einen verregneten Ferientag ist Frankreichs grösstes Aquarium dennoch eine gute Idee – probier es aus!



Für Fans des kauzigen Kommissars Dupin ist eine Reise zu den Schauplätzen der Krimis sehr interessant. Aber auch wenn Du die Bücher von Jean-Luc Bannalec nicht kennst, lohnt sich ein Besuch der manchmal magisch anmutenden Orte. Bei Bannalec handelt es sich übrigens um ein Pseudonym. Angeblich soll ein deutscher Verleger hinter dem Namen stecken, eine offizielle Bestätigung gab es dafür bis jetzt jedoch noch nicht.

 

Oberstes Bild: © Rolf E. Staerk – shutterstock.com

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Mehr zu Andrea Hauser

Aus meinem langjährigen Hobby, dem Schreiben, ist im Jahr 2010 ein echter Job geworden - seitdem arbeite ich als selbständige Texterin. Davor war ich als gelernte Bankkauffrau im klassischen Kreditgeschäft einer Hypothekenbank tätig. Immobilien und Baufinanzierungen zählen noch immer zu meinen Steckenpferden. Angetrieben durch die Lust, Neues zu entdecken, arbeite ich mich gern in unbekannte Themengebiete ein und lasse mich schnell begeistern.

Mit meiner Familie erkunde ich in den Ferien fremde Metropolen oder lasse bei einem Badeurlaub einfach die Seele baumeln. Seit ich klein bin, sind Bücher meine große Leidenschaft, wenn es meine Zeit erlaubt, bin ich immer mit einem guten Buch anzutreffen. Mich fasziniert alles, was mit Kreativität zu tun hat: Von Acrylbildern, über Glasmalerei bis hin zu Loombands habe ich schon vieles ausprobiert.

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