Pamukkale - faszinierendes Naturschauspiel im Südwesten der Türkei

Sie erinnern an nördliche Eislandschaften und liegen dennoch nur 200 Kilometer vom Mittelmeer entfernt: Die Kalkterrassen von Pamukkale zählen zu den faszinierendsten Naturschauspielen der Türkei.

Die aussergewöhnliche „Watteburg“ – so der türkische Name der Terrassenlandschaft – verdankt ihre Existenz der Aktivität jahrtausendealter Thermalquellen und ist seit 1988 Teil des UNESCO-Weltnaturerbes.

Heisse Quellen vor eiszeitlicher Kulisse

Mit kaum 2300 Einwohnern zählt der kleine Ort Pamukkale nördlich von Denizli zu den meistbesuchten Reisezielen der Türkei. Hier, inmitten der kargen Berglandschaften der südwestlichen Türkei, haben Thermalquellen an den Ausläufern des Cokelezgebirges in jahrtausendelanger Arbeit ein Naturschauspiel entstehen lassen, das mit seinen leuchtend weissen Kalksintterrassen, seinen heissen Quellen und versteinerten Kaskaden einen wahrhaft atemberaubenden Anblick bietet.


Versteinerte Kaskaden von Pamukkale (Bild: Tatyana, Wikimedia, CC)

Die natürlichen, seit Jahrtausenden aktiven Thermalquellen von Pamukkale schütten pro Sekunde rund 250 Liter Thermalwasser aus, das mit einer Temperatur von um die 30 °C einst nicht nur ein entspannendes Badevergnügen für Touristen bot, sondern dank des hohen Kalkgehalts auch für die Entstehung der terrassenförmigen Kaskaden verantwortlich ist. Mittlerweile ist das Baden in den natürlichen Wasserbecken von Pamukkale aus Naturschutzgründen verboten; die Terrassen dürfen heute nur noch barfuss betreten werden.

Einen ungewöhnlichen Kontrast zum Naturschauspiel der Kalkterrassen bietet der kleine Ort Pamukkale selbst, in dem es Besuchern so scheinen kann, als sei abseits der Hotels, Souvenirläden und Restaurants die Zeit stehengeblieben. Mit gerade einmal drei, vier grösseren Strassen bietet das beschauliche Dorf insbesondere in den Abendstunden einen aussergewöhnlichen Anblick, wenn die allgegenwärtigen Kalkterrassen von der Sonne in goldrotes Licht getaucht werden. Nach Einbruch der Dunkelheit wiederum erinnern die schneeweissen Kalkformationen von Pamukkale an die verschneiten Skigebiete von deutlich nördlicher gelegenen Regionen.


Das normale Dorfleben mit einem UNESCO-Weltnaturerbe im Hintergrund (Bild: Filippo Salamone, Wikimedia, CC)

Die römischen Bäder von Hierapolis

Die heilenden Kräfte der Thermalquellen von Pamukkale wussten schon die alten Römer zu schätzen, die die heissen Quellen zur Behandlung von Arthritis und Rheuma nutzten. Die zweite grosse Attraktion von Pamukkale ist neben den Kalkterrassen dann auch die alte griechische Siedlung Hierapolis, in der bis heute neben den Bädern aus römischer Zeit eine Fülle von historischen Bauwerken unterschiedlicher Epochen erhalten ist.

Besucher können heute wie vor mehreren Tausend Jahren auf den gepflasterten Strassen der alten Siedlung wandeln; in der Nekropolis von Hierapolis liegen unzählige Persönlichkeiten aus der griechischen Antike begraben, während das mächtige Odeon von der Pracht des einstigen Badeortes zeugt. Apollotempel, Plutonium und Nymphaeum können heute ebenso besichtigt werden wie die Römischen Bäder, eines der grössten und bedeutendsten Bauwerke von Hierapolis, das seit 1984 das Archäologische Museum von Pamukkale beherbergt.

Aus technischer und archäologischer Sicht von besonderer Bedeutung ist der Sarkophag des Müllers Marcus Aurelius Ammianos aus dem 3. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, auf dem eine Zeichnung der ersten bekannten Wassermühle mit modernem Übertragungsmechanismus erhalten ist.


Hierapolis in Pamukkale (Bild: Elen Zh – shutterstock.com)

Pamukkale und der Tourismus – eine schwierige Beziehung

Der Tourismus in Pamukkale – er hat sich im Laufe der Jahre zugleich als Fluch und als Segen erwiesen. Scharen von Touristen, fliegende Händler und oberhalb der Terrassen errichtete Hotels führten von den 1960er Jahren bis zu Beginn der 1990er Jahre dazu, dass die einstmals strahlend weissen Kalkterrassen mit einem grauschwarzen Schmutzfilm überzogen wurden.

Zudem war damals das Baden in den natürlichen Pools noch erlaubt, und Rückstände aus den Sonnencremes der Touristen begannen den Kalkstein mit der Zeit weich und porös zu machen. Die entstandenen Schäden konnten später nur mit mühsamer und sehr aufwendiger Restaurierungsarbeit wieder behoben werden.


Kalkterrassen von Pamukkale im Frühjahr 1987 (Bild: Schubbay, Wikimedia, CC)

Besonders grotesk scheint aus heutiger Sicht, dass in den 1960er Jahren – mit Beginn des Massentourismus in Pamukkale – der Kalkstein aufgebrochen und eine Zufahrtsstrasse zu den Hotels quer durch die Terrassen gelegt wurde. Zu einem Umdenken führte erst die Drohung der UNESCO, dem Ort den Status des Weltnaturerbes zu entziehen. Ab Mitte der 1990er Jahre wurde schliesslich in einem umfassenden Sanierungsprogramm versucht, zu retten, was zu retten war.

Mittlerweile sind alle im Gebiet der Kalkterrassen gebauten Hotels abgerissen; das Baden in den natürlichen Becken der Terrassen ist heute ebenso verboten wie das Betreten der Kalksteinflächen mit Schuhen. Mit einem ausgeklügelten Bewässerungssystem gelang es, den natürlichen Kalkablagerungsprozess zu beschleunigen und die Wiederherstellung der beschädigten Flächen zu fördern.


Barfuss in Pamukkale (Bild: Arnstein Ronning, Wikimedia, CC)

Anreise nach Pamukkale über Denizli

Wer Pamukkale nicht im Rahmen geführter Touren oder All Inclusive Reisen von Antalya aus besucht, erreicht die Kalkterrassen und die antike Stadt Hierapolis von der 20 Kilometer entfernten Provinzhauptstadt Denizli in einer halben Stunde mit dem Bus. Die 500.000-Einwohner-Stadt verfügt ausserdem über gute Anbindungen an viele andere Städte im Südwesten der Türkei sowie über eine tägliche Bahnverbindung nach Istanbul und Izmir.

Wer die Region um Pamukkale abseits der beiden touristischen Hauptattraktionen erkundet, kann nicht weit entfernt noch weitere historische Schätze entdecken, darunter die antike Stadt Aphrodisias in der Nähe von Geyre.

Die Siedlung, deren Ursprünge bis ins 3. Jahrtausend v. Chr. zurückreichen, verdankt ihren Namen dem Aphrodite-Kult und war einstmals für ihre Marmorproduktion, ihre renommierte Bildhauerschule und die feinen örtlichen Textilprodukte berühmt. In unmittelbarer Nähe zur Stadt Denizli sind ausserdem die Überreste einer seldschukischen Karawanserei erhalten, die Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut wurde.

 

Artikelbild: Jakob Fischer – shutterstock.com


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