Panama City: Leben am Kanal
VON Andrea Rathjen Alle Länder Südamerika
Bekannt ist Panama City vor allem als Finanzzentrum und Steueroase. Über 100 Banken – der Grossteil internationale Geldhäuser – haben ihren Sitz oder zumindest eine Niederlassung in der Stadt. Und Panama City boomt nach wie vor, sowohl in wirtschaftlicher als auch in kultureller Hinsicht. Umso weniger verwundert es, dass unter den mittlerweile rund eine Million Einwohnern auch immer mehr Europäer, Nordamerikaner und Asiaten sind.
Panama City lockt mit Luxusshopping, Weltklasserestaurants und einem pulsierenden Nachtleben, aber auch mit seiner kolonialen Altstadt und den tropischen Landschaften der mittelamerikanischen Pazifikküste. Ob als Sprungbrett zu Panamas Naturwundern, als Party-Destination oder als kultureller Schmelztiegel: Panama City überrascht seine Besucher immer wieder mit seiner farbenfrohen Vielseitigkeit.
Casco Viejo und Panama Vieja: Rundgang durch 500 Jahre Stadtgeschichte
Jahrelang war die historische Altstadt von Panama City, der Casco Viejo, sich selbst und damit dem Verfall überlassen. In ihrem verwahrlosten Zustand und zugleich an die vergangenen Glanzzeiten der Stadt erinnernd, bot das alte Stadtzentrum über dem Meer einen ähnlich aussergewöhnlichen Eindruck wie das kubanische Havanna. Mittlerweile bemüht sich die Stadtverwaltung um die Restaurierung der historischen Wohnhäuser, Kirchen und Paläste, die von der UNESCO 1997 in die Liste der Weltkulturerbe-Stätten aufgenommen wurde.
Die Ursprünge des Casco Viejo gehen bis ins Jahr 1673 zurück, als das ursprüngliche Stadtzentrum, Panama Vieja, bei einem Piratenangriff fast vollständig zerstört wurde. Die Altstadt Panama Vieja, ebenfalls Teil des UNESCO-Weltkulturerbes, ist bis heute als Ruine erhalten; der markanteste Bau ist der 30 m hohe Turm der einstigen Kathedrale. Die verlassene Ruinenstadt Panama Vieja bildet einen ungewöhnlichen Kontrast zum beinahe ebenso alten Casco Viejo, dessen historische Gassen, Wohnhäuser und Paläste bis heute voller Leben sind. Im Casco Viejo liegt auch der Präsidentenpalast Palacio de las Garzas, der in der Vergangenheit bereits als Wohnhaus des spanischen Gouverneurs, als königlicher Weinkeller, als Warenlager und als Sitz von Zoll und Nationalbank diente.
Das moderne Gesicht von Panama City
Trotz jahrhundertealter Geschichte ist die moderne Seite der Stadt überall präsent. Das neue Zentrum überragt mit seinen Bürotürmen und Banken alles andere in der Umgebung – kein Wunder angesichts zwei Dutzend Wolkenkratzern von über 200 m Höhe, unter denen fast alle der zehn höchsten Gebäude Lateinamerikas zu finden sind. Schon seit Ende der 1970er Jahre gilt Panama City dank seiner liberalen Steuerpolitik als internationales Finanzzentrum, und so viel Kommen und Gehen von mal mehr, mal weniger seriösen Unternehmern hat seine Spuren in der charakteristischen Skyline der Stadt hinterlassen.
Das moderne Panama City lockt mit grossen Einkaufszentren und belebten Einkaufsmeilen wie der Avenida Central, aber auch mit den Salsa-Bars der Calle Uruguay, den angesagten Clubs der Calzada Amador und einer schier unendlichen Auswahl internationaler und lateinamerikanischer Restaurants, darunter preiswerte Strassenstände ebenso wie einige der besten Restaurants des Kontinents. Für eine Auszeit vom lauten und hektischen Stadtzentrum sorgt ein Spaziergang durch den Parque Natural Metropolitano, die grüne Lunge von Panama City mitten im Herzen der Stadt. Mit einer Fläche von 256 Hektar ist die Parkanlage eine wahre Oase der Ruhe für alle gestressten Grossstädter und Touristen. Zugleich dient der Parque Natural Metropolitano als Lebensraum für eine überraschende Artenvielfalt, und wer aufmerksam ist, kann hier mit etwas Glück Faultiere, Affen, Leguane oder Ameisenbären einmal aus nächster Nähe beobachten.
Herzstück und Lebensader eines ganzen Landes: der Panama-Kanal
Rund 82 km lang ist Panamas weltberühmter Kanal, der als Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik zu den bedeutendsten Wasserstrassen der Welt zählt. Der Panama-Kanal wird jährlich von etwa 14.000 Schiffen zur Durchfahrt benutzt und ist damit einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren des gesamten Landes. Zwischen Panama City und der Stadt Colón an der Atlantikküste durchquert der zweispurige Kanal Schleusen und Seen, passiert unberührte Regenwälder, einsame Buchten und malerische Inseln.
Die Idee einer Schiffsverbindung in Panama zwischen dem Pazifik und dem Atlantik ist übrigens keine Erfindung der Neuzeit, sondern reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück, als im Auftrag von Kaiser Karl V nach Möglichkeiten für einen Kanalbau gesucht wurde. Mehrere Jahrhunderte lang beschäftigte die Idee des Panama-Kanals Politiker, Wissenschaftler und Seefahrer, bis der Kanal nach einem missglückten Bauversuch im 19. Jahrhundert schliesslich 1914 fertiggestellt wurde. Dem Kanal-Bau verdankt Panama auch seine Unabhängigkeit von Kolumbien: 1903 riefen US-amerikanische Truppen den Staat Panama aus, um so die Kontrolle über das kolumbianisch kontrollierte Gebiet zu gewinnen und den strategisch wichtigen Kanalbau voranzutreiben.
Heute können wenige Kilometer vom Stadtgebiet entfernt die Miraflores-Schleusen besichtigt werden, deren Besucherzentrum einen faszinierenden Einblick in die Baugeschichte und den Betrieb des Kanals gewährt. Von der Aussichtsplattform der Schleusen bietet sich den Besuchern ein Ausblick auf den Kanal und die Schleusen selbst, die die querenden Schiffe Zentimeter für Zentimeter zum Pazifik hinablassen oder auf ihrem Weg zum Atlantik anheben.
Oberstes Bild: Blick auf Panama City (Bild: dsasso / Wikimedia / CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“]