Ropoto entdecken: Das griechische Geisterdorf, das langsam den Hang hinabrutscht

Ropoto liegt in der griechischen Region Thessalien – oder besser gesagt: Es rutscht. Das Dorf ist berüchtigt für seine einstürzenden Häuser und schiefen Dächer, denn der ganze Ort gleitet langsam den Hang hinab.

Ropoto war einst ein idyllisches Dorf im grünen Herzen Griechenlands. Heute erinnert es eher an ein Katastrophengebiet: Häuser stehen schräg, Türen sind verzogen, Dächer eingestürzt.

Die wenigen verbliebenen Gebäude zeugen von einem ungewöhnlichen und tragischen Naturphänomen. Denn das Dorf bewegt sich – und zwar stetig bergab. Ropoto ist heute ein Symbol für den Einfluss der Natur und für die Folgen menschlicher Fehlplanung.

Ein Berg in Bewegung

Die Katastrophe begann 2012. Nach heftigen Regenfällen geriet der Boden unter Ropoto ins Rutschen. Ein gewaltiger Erdrutsch setzte das gesamte Gebiet in Bewegung. Das Problem: Der Untergrund besteht aus lehmigem, instabilem Boden, der bei Wassereinwirkung seine Tragfähigkeit verliert. Die Folge war ein langsam, aber stetig gleitendes Abrutschen ganzer Hangpartien. Strassen brachen weg, Wasserleitungen wurden zerstört, Häuser rissen auseinander oder sackten ab.



Warum wurde Ropoto gebaut?

Ursprünglich war Ropoto ein kleines Bergdorf mit rund 300 Einwohnern. Die Menschen lebten vor allem von Landwirtschaft, Viehzucht und Forstwirtschaft. In den 1970er-Jahren begann eine Phase des Ausbaus: Neue Häuser wurden gebaut, Strassen gepflastert, das Dorf modernisiert. Doch viele dieser Bauten entstanden ohne geologische Prüfungen. Der Baugrund war von Anfang an kritisch, doch die Risiken wurden unterschätzt oder ignoriert.

Die Bauweise war oft einfach: Keine tiefen Fundamente, schlechte Entwässerung und fehlende Hangabsicherungen. Als dann 2012 starke Niederschläge auftraten, hatte der Boden keine Chance mehr. Das Resultat war ein langsames, aber kontinuierliches Abrutschen des gesamten Dorfkerns.


Fakt:

Geologen schätzen, dass sich das Dorf mit einer Geschwindigkeit von bis zu 30 Zentimetern pro Jahr talwärts bewegt – ein Prozess, der bis heute andauert.


Ein verlorener Ort

Heute ist Ropoto ein verlassener Ort. Nur noch Ruinen erinnern an das frühere Dorfleben. Die Natur hat grosse Teile zurückerobert – zwischen einstürzenden Wänden wachsen Sträucher und Bäume. Die Wege sind schwer begehbar, einstige Pfade nicht mehr erkennbar.


Aktuelle Einwohnerzahl von Ropoto (Stand 2021)

Laut der Volkszählung von 2021 leben noch 88 Personen in Ropoto. Die Mehrheit der Bevölkerung ist über 60 Jahre alt, und nur drei Kinder unter 15 Jahren sind registriert.

Obwohl der Ort offiziell gesperrt ist, zieht er Touristen, Fotografen und sogenannte Urban Explorer an. Sie berichten von einer gespenstischen Atmosphäre, vergleichbar mit verlassenen Orten wie Prypjat bei Tschernobyl.


Geologische Mahnung

Ropoto ist heute ein Mahnmal – nicht nur für die Kraft der Natur, sondern auch für die Risiken, wenn Bauland ohne Prüfung genutzt wird. Der Fall wird in Griechenland und darüber hinaus an Universitäten und in Fachkreisen diskutiert. Er zeigt exemplarisch, wie wichtig Bodengutachten, Drainagesysteme und vorsichtige Planung in Hanglagen sind. Auch bei anderen Siedlungen in Thessalien wird inzwischen genauer geprüft, bevor gebaut wird.


Tipp: Wer Ropoto besuchen möchte, sollte festes Schuhwerk tragen, die Sicherheitslage beachten und sich der Gefahr bewusst sein – das Gelände bleibt instabil.

Wohin gingen die Menschen?

Die Bewohner von Ropoto wurden grösstenteils in umliegende Dörfer und Kleinstädte umgesiedelt. Einige bauten neue Häuser auf sicherem Gelände, andere zogen in städtische Gebiete. Die emotionale Verbindung zum alten Dorf blieb jedoch bestehen. Immer wieder berichten ehemalige Bewohner von ihrer Trauer über den Verlust ihrer Heimat, aber auch von Dankbarkeit, dass keine Menschen verletzt wurden.



Ein Reiseziel für Neugierige – mit Vorsicht

Obwohl Ropoto offiziell als Sperrgebiet gilt, zieht das verlassene Dorf immer wieder neugierige Besucher an. Besonders sogenannte Urban Explorer, Abenteurer und Fotografen machen sich auf den Weg, um die schiefen Häuser und vom Grün überwucherten Strassen mit eigenen Augen zu sehen.

Die bizarre Szenerie erinnert an Filmkulissen und übt auf viele eine eigentümliche Faszination aus. Doch der Ort bleibt instabil – wer ihn dennoch besucht, sollte sich der Gefahren bewusst sein, auf markierte Wege achten und nie allein gehen. Ropoto ist kein klassisches Reiseziel, aber ein eindrücklicher Ort für Menschen, die das Aussergewöhnliche suchen – und die Lehren der Natur mit eigenen Augen sehen möchten.

Fazit: Ein Dorf, das warnt

Ropoto ist mehr als nur eine Kuriosität. Es ist ein mahnendes Beispiel dafür, was passiert, wenn natürliche Risiken ignoriert werden. Das Dorf zeigt, dass die Natur sich nicht an menschliche Planungen hält – besonders nicht in geologisch aktiven Regionen. Wer heute durch die schiefen Gassen wandert, sieht mehr als zerstörte Häuser: Er sieht, wie vergänglich selbst scheinbar stabile Lebensräume sein können.

 

Quelle: reiseziele.ch-Redaktion
Bildquellen: Bild 1: => Symbolbild © dinosmichail/Shutterstock.com; Bild 2: => Symbolbild © siete_vidas/Shutterstock.com

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