Schweizer Hotelbranche – durchwachsenes Halbjahr

Die Schweizer Hotelbranche muss eine schwierige Bilanz des ersten Halbjahres ziehen. Zwar übernachteten mehr Schweizer in den Häusern, dafür waren die ausländischen Gäste wesentlich zurückhaltender. Per Saldo sanken die Übernachtungszahlen um 1.2 Prozent. Zwei Trends waren dafür kennzeichnend: ein auffälliger Rückgang der chinesischen Besucher und die Auswirkungen der Terroranschläge in Europa.

Nach der aktuellen Beherbergungsstatistik des Bundesamts für Statistik (BFS) ist die Zahl der Logiernächte sowohl im ersten Halbjahr als auch im Juni zurückgegangen. Insgesamt verzeichnete die Schweizer Hotellerie zwischen Januar und Juni rund 16.8 Millionen Logiernächte. Das sind 199’000 weniger als in der entsprechenden Vorjahresperiode.

Insbesondere ausländische Gäste sind ausgeblieben. Hier gingen die Übernachtungszahlen um 2,5 Prozent (-234’000) zurück. Die stärkere Nachfrage von inländischen Gästen von 0.5 Prozent (+36’000) konnte das Minus nicht kompensieren. In Österreich und Deutschland nahmen die Übernachtungszahlen im ersten Halbjahr dagegen zu.

Darum kommen weniger Chinesen

Auffallend ist der Rückgang bei den Gästen aus Deutschland, Russland, Belgien, den Niederlanden und Frankreich. Sorgen machen dürfte den Hoteliers jedoch am meisten das Minus bei den kaufkräftigen chinesischen Touristen.

Diese buchten 80’000 Übernachtungen weniger als im ersten Halbjahr 2015. Das bedeutet einen Rückgang um 14.3 Prozent. Als mögliche Gründe sieht der Branchenverband hotelleriesuisse die sich abkühlende chinesische Wirtschaft und neue Passvorschriften für Visa-Erteilungen. Seit November 2015 können Chinesen nur noch mit einem biometrischen Pass in die Schweiz reisen. Aber auch die Angst vor Terroranschlägen wirkt sich negativ aus.


Der Rückgang der chinesischen Besucher ist besonders auffällig. (Bild: Lerner Vadim – Shutterstock.com)

Bergregionen leiden unter Touristenschwund

Sieben der vierzehn Tourismusregionen wiesen im ersten Halbjahr einen Logiernächterückgang auf. Graubünden verbuchte mit einem Minus von 113’000 Logiernächten (-4.5 Prozent) die deutlichste absolute Abnahme. Es folgen das Wallis (-70’000/-3.7 Prozent) und das Berner Oberland (- 63’000/-3.6 Prozent). Die Region Luzern/Vierwaldstättersee verzeichnete ebenfalls ein Minus von 28’000 Übernachtungen (-1.7 Prozent).

Demgegenüber registrierte die Genferseeregion das stärkste absolute Wachstum (+46’000 Logiernächte/+3.6 Prozent). Es folgt die Region Zürich mit einem Plus von 18’000 Logiernächten (+0.7 Prozent).

Sommersaison – Erfolg hängt vom Wetter ab

Die Sommersaison 2016 war bisher dennoch zufriedenstellend. In den Bergregionen hat das schöne Wetter im Juli den verregneten Juni teilweise kompensiert und zu meist positiven Übernachtungszahlen geführt. Ausschlaggebend, ob die Sommersaison 2016 erfolgreich wird, sei für die Hoteliers die Entwicklung des Wetters bis in den Herbst hinein, schreibt hotelleriesuisse.

Ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr könne auch aufgrund von weniger publikumswirksamen Grossanlässen erfolgen. Diese hatten 2015 viele Touristen angezogen. So sorgten etwa das Jubiläum der Matterhorn-Erstbesteigung in Zermatt, das Eidgenössische Volksmusikfest und der Gigathlon in Aarau für zahlreiche zusätzliche Übernachtungen.

Die Buchungen würden immer kurzfristiger erfolgen, und es herrsche teilweise starker Preisdruck, so der Unternehmerverband der Schweizer Hotellerie weiter. Für die kommenden Monate würden sich zudem die jüngsten Terroranschläge vom Juli und Währungsschwankungen (Euro, Brexit) noch auf die Entwicklung der Logiernächte auswirken, heisst es weiter.

Politische Flankierung nötig

Mit entsprechenden Marketingaktivitäten betonen die Hoteliers Qualität, Dienstleistungsbereitschaft und den Erlebnisfaktor, um die Gäste vom Produkt Schweiz zu überzeugen. Viele Massnahmen seien bereits umgesetzt worden, so der Verband.

Weiter stehe auch die Politik in der Pflicht, die Rahmenbedingungen für den Schweizer Tourismus und die Hotellerie zu verbessern. Im Rahmen der Lobbying-Aktivitäten setzt sich hotelleriesuisse für die Bedürfnisse der Beherbergungsbranche ein. Zu den wirtschaftspolitischen Forderungen gehören unter anderem ein dauerhaft im Gesetz verankerter MwSt-Sondersatz von 3,8 Prozent zur langfristigen Planungssicherheit für Hoteliers und Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem europäischen Ausland. In 25 von 28 EU-Ländern gilt ein Sondersatz.

Der Verband kämpft auch um Wettbewerbsgleichheit mit neuen Beherbergungsformen, wie beispielsweise Airbnb. Dort sollen etwa Meldepflicht von Gästen, Abgabe von Kur- und Beherbergungstaxen, Brandschutzvorschriften, Arbeitsschutz für Mitarbeitende aufgenommen werden. Auf der politischen Agenda stehen aber auch die wirtschaftsfreundliche Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative sowie eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmer durch Verzicht auf neue Regulierungen und zusätzliche Kosten.

 

Artikel von: htr.ch
Artikelbild: © Gaspar Janos – Shutterstock.com

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