Stahlstadt Siegen – im Zentrum Deutschlands

Beim Stichwort Deutschland denkt man vorrangig an touristische Höhepunkte, traditionelle Industriestädte oder bekannte Unternehmen und ihre Produkte. Aber diese wirtschaftsstarke Nation bietet nicht nur Schloss Neuschwanstein, das Ruhrgebiet und Mercedes. Viele Regionen bieten eindrucksvolles und sehenswertes, sie haben ihren ganz eigenen Charakter und besonderen Reiz. Veranschaulicht wird dies nun an der Stahlstadt Siegen.

Geografisch gesehen liegt Siegen genau im Zentrum Deutschlands, im Mittelpunkt der Grossstädte, Frankfurt, Köln, Dortmund und Koblenz. Von Siegen aus können diese Städte bequem in einer Autostunde erreicht werden. Trotzdem ist die Stadt mit dem bezeichnenden Namen bei den Deutschen eher unbekannt.


Denkmalgeschützter genieteter Kugel-Gasbehälter in Siegen (Bild: Bob Ionescu, Wikimedia)


Die typische Mentalität, der ausgeprägte Charakter der Bewohner ist nicht gleich auf den ersten Blick zu erkennen. Aber genauer hinzuschauen zahlt sich aus.

Siegen und Umland sind berühmt für ihre Stahlwerke und alles, was mit der Stahlherstellung zu tun hat. Überall stösst man auf die Überbleibsel dieser vergangenen Epoche, als im Siegerland die Zechen noch arbeiteten. Mit zahllosen Bergwerksmuseen und Baudenkmälern wird die Erinnerung an diese jahrtausendealte Tradition wachgehalten.


Metallene Informationstafel an den Überresten eines schmiedeeisernen Zaunes aus dem 17. Jahrhundert. Das Zaunfragment steht im Park von Siegens Oberem Schloss (Bild: Frank Behnsen, Wikimedia, GNU)


Landschaft und Mentalität der Bewohner beeinflussen sich immer gegenseitig. In dieser Region jedoch mehr als in jedem anderen Landstrich. Eingebettet in die Wälder und Berge des Rothaargebirges und des Westerwaldes liegt die Stadt. Die Berge (der Schweizer würde diese nicht allzu hohen Berge Mitteldeutschlands vielleicht eher Hügel nennen) sind dicht mit Fichten bewachsen und der Wind weht kalt und heftig. Geprägt hat diese Landschaft die Siegerländer, richtige Originale sind sie, wie der Stahl, der ihren Hochöfen entsprang.

Herstellung und die verschiedenen Methoden der Verarbeitung des Stahls sind Teil des Erbes dieses Landesteils und mit den Bräuchen eng verbunden. Alle Kategorien der Schwerindustrie haben hier ihren Sitz. Man findet Strang- und Walzengiessereien, sowie Produktionsbetriebe des Rohrbaus. Von schmalen Rohren bis hin zu den riesigen Rohren mit bis zu vierzig Metern Länge, die für Pipelines verwendet werden, produzieren die Siegener Werke.


Skulpturen an der Brunnenanlage Alte Poststrasse (Bild: Asio otus, Wikimedia, CC)


Die Castor-Behälter für radioaktive Abfälle, durch das spezielle Fertigungsverfahren einzigartig in ihrer Qualität, kommen aus Siegen. Für den Laien besonders eindrucksvoll ist das Schleudergussverfahren, wo der flüssige Stahl in einer Gussform kreist und zu einem Behälter modelliert wird.

Der Aussenstehende staunt, dem Siegerländer ist es Alltag. Egal ob Werkstück mit mehreren Tonnen Gewicht oder kleines, ausgefeiltes Produkt, die Betriebe der Region finden ein Verfahren zur Herstellung. Achten Sie auf die Gravur SI, zum Beispiel beim Öffnungsmechanismus von Fenstern, und sie finden ein Siegerländer Produkt.

Fabrikate aus Stahl werden für Maschinen und Bauteile aller Art benötigt. Aber auch vor der Kunst machen sie nicht halt. Der berühmte und hochdotierte Bildhauer Richard Serra fertigt seine gigantischen Skulpturen aus Stahl. Die Herstellung der immensen gekanteten Platten, die durch Witterungseinflüsse ihre typische rostige Struktur erhalten, findet nur in Siegen statt. Von hier aus werden sie weltweit verkauft.


Eingangsportal des Reinhold Forster Erbstollens, Siegen-Eiserfeld, heute genutzt als Schaubergwerk. (Bild: Bob Ionescu, Wikimedia)


Die traditionellen Methoden der Stahlbearbeitung, das Dengeln, Giessen und Biegen haben die Siegerländer quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Aber längst in der Neuzeit angekommen, werden hochtechnisierte Verfahren angewendet. In Siegen und der umliegenden Region finden sich viele Betriebe mit Alleinstellungsmerkmalen. Gefertigt werden Maschinen zur Prägung von Nummernschildern, der grösste Produktionsbetrieb für Schaltschränke hat hier sein Hauptwerk, die Entwicklung und Produktion von Drohnen wird vorangetrieben – lauter Superlative.

Eine Kleinstadt mit knapp 100’000 Einwohnern, die eine derartige Fülle an profitablen Unternehmen bietet, ist selten. Die Arbeitslosenzahlen sind deutlich geringer, die Gelder der Stadt kommen den Bürgern auf angenehme Art zugute. In den einzelnen Stadtvierteln gibt es ausreichend Hallen- und Freibäder, sogar Naturschwimmbäder. Die eindrucksvolle Natur mit ihren Talsperren und Wanderwegen dienen dem Freizeitvergnügen.

Siegen verfügt über eine angesehene Universität, um Mangel an Fachkräften gar nicht erst aufkommen zu lassen. Angeboten werden viele Fachgebiete, nicht nur die auf der Hand liegenden Bereiche Maschinenbau und Betriebswirtschaft. Schon mancher Student, den es eher ungewollt nach Siegen verschlagen hat, verlebte hier wunderbare Studienjahre in einem angenehmen Ambiente.



Die für diese Gegend typische Laufbahn vom Facharbeiter zum Techniker oder Meister wird den jungen Leuten leicht gemacht. Im Siegerland finden sich auch für den Handwerker ausreichend Möglichkeiten der Weiterbildung.

Auf den ersten Blick mag das waldreiche, windige Siegerland seine Vorteile verstecken. Aber auf den zweiten Blick sammeln sich hier hervorragende Ressourcen an Innovation, Qualität und Tatkraft, aber auch Kultur und Bildung, die ungewöhnlich sind. Zurzeit entwickelt Siegen ein Konzept für die Zukunft, um die Stadt noch attraktiver und anspruchsvoller zu gestalten. Sehen Sie selbst.

 

Oberstes Bild: Blick auf die Oberstadt von Siegen (Bob Ionescu, Wikimedia)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://www.google.ch/maps?q=Siegen,+Alemania&hl=es&sll=46.362093,9.036255&sspn=4.344086,10.821533&oq=Siegen&hnear=Siegen,+Arnsberg,+Renania+del+Norte-Westfalia,+Alemania&t=m&z=11″ size=“350″]

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