Starker Franken: Das bedeutet er für Touristen

Die Aufhebung des Franken-Euro-Mindestkurses vor fünf Tagen hat europaweit für Schlagzeilen gesorgt. Insbesondere die Schweizer Wirtschaft zeigte sich besorgt bis entsetzt.

Doch auch für viele Touristen aus dem europäischen Ausland dürfte sich dadurch einiges ändern. Vor allem dies: Die Schweiz wird noch teurer.

Bisher galt ein Mindestwechselkurs von CHF 1,20 für den Euro. Das heisst, für einen Euro bekam man mindestens 1,20 Schweizer Franken. Nicht mehr seit einigen Tagen. Durch die Aufhebung der Untergrenze durch die Schweizer Nationalbank (SNB) tauchte der Franken zum Teil auf 80 Cent ab. Insgesamt bekommen Menschen aus der EU für ihre Euros deutlich weniger Schweizer Franken.

Das trifft natürlich auch Touristen. Denn die Tourismus-Dienstleister haben natürlich nicht über Nacht ihre Preise gesenkt. Wenn der ohnehin schon teure Schweiz-Urlaub jetzt auch noch 20 % teurer wird, ist das für manche Urlauber ein Totschlagargument. Noch nicht bezahlte Hotelkosten, Skipässe, Essen, Eintritte in Schwimmbäder etc. – alles verteuert sich mit einem Schlag um rund ein Fünftel.

Das muss nun nicht so bleiben, denn der Wechselkurs könnte sich theoretisch auch wieder in der Region um seinen alten Stand stabilisieren. Falls aber nicht, wähnen Schweizer Tourismusbetriebe starke Umsatzeinbrüche: „Wenn der Franken gegenüber dem Euro ein Prozent teurer wird, verlieren wir zwischen 0,5 und ein Prozent Umsatz mit Gästen aus dem Euro-Raum“ sagt etwa Jürg Schmid, Direktor der nationen Marketing- und Verkaufsorganisation Schweiz Tourismus.



Preise senken oder Rabattangebote?

Insofern haben Touristen und Tourismusverbände das gleiche Ziel: Urlaub in der Schweiz soll nicht zu teuer werden. Doch wie kann man das erreichen? Natürlich durch Preissenkungen, was eine einseitige Belastung der Tourismusbranche darstellt, da deren Kosten ja nicht gesunken sind. Nichtsdestotrotz dürfte auch an dieser Stellschraube gedreht werden, die ersten Schweizer Reiseveranstalter verhandeln angeblich schon mit Fluggesellschaften und Hotelketten.

Pfiffiger sind sicherlich Rabattaktionen wie die für Gäste aus dem arabischen Raum. Diese bekommen „Mengenrabatte“, wenn sie im grossen Familienverband anreisen. Für EU-Europäer interessanter sind allerdings eher Angebote wie der Familienpass für das gesamte Schweizer Bahnnetz inclusive Schifffahrt auf dem Genfer See oder Vierwaldstätter See.

Festzuhalten bleibt derzeit, dass noch keine Zahlen zur Tourismusentwicklung in der Schweiz für 2015 vorliegen. Ob ein Einbruch bereits im Januar zu spüren ist, muss abgewartet werden.

Reges Grenzshopping

Durch die Abkopplung dess Schweizer Franken vom Euro hat allerdings einer anderen Art von Tourismus Aufwind gegeben: dem Grenztourismus aus der Schweiz in die benachbarten Euroländer. Die dort für die Schweizer verhältnismässig günstigen Waren werden jetzt noch günstiger. Stöhnen dürften die Einwohner der deutschen, französischen, italienischen und österreichischen Grenzstädte. Parkplätze für Einheimische könnten samstags zur Mangelware werden.

 

Titelbild: Steigt der Kurs des Franken so schwindelerregend hoch wie das Matterhorn? (© Menzl Guenter – shutterstock.com)

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