Tanger - Marokkos alte Hafenstadt zwischen zwei Kontinenten

Westlich der Strasse von Gibraltar – beinahe in Sichtweite des europäischen Festlandes – ist die marokkanische Hafenstadt Tanger geprägt von einer Aufbruchsstimmung, wie sie wohl nur Grenzstädte und grosse Hafenstädte kennzeichnet. Tanger bildet nicht nur für Europäer das Tor zum afrikanischen Kontinent, sondern umgekehrt genauso das Sprungbrett nach Europa und zum gesamten Mittelmeerraum.

Wer Tanger einmal entlang der Küstenpromenade, des geschäftigen Fährhafens und der Altstadtmärkte erkundet hat, kann sich des Zaubers der 850.000-Einwohner-Stadt nicht entziehen, die von den verschlungenen Gassen ihrer Kasbah, den Marktständen und den Gerüchen ihrer Garküchen ebenso geprägt wird wie von den ununterbrochen vorbeigleitenden Ozeanriesen.

Von vielen internationalen Künstlern und Schriftstellern wurde Tanger in den 1960er und 1970er Jahren entdeckt, als sich von der marokkanischen Hafenmetropole so illustre Persönlichkeiten wie Truman Capote, Paul Bowles oder Tennessee Williams inspirieren liessen – ebenso wie lange zuvor bereits Henri Matisse oder Alexandre Dumas. Die ersten Glanzzeiten von Tanger reichen jedoch noch viel weiter zurück, und die mittelalterlichen Strassenzüge und Festungsanlagen zeugen bis heute von der grossen Bedeutung, die Tanger aufgrund seiner strategischen Lage über viele Jahrtausende hinweg innehatte.


Ankunft in Tanger (Bild: Hedwig Storch / pt.wikipedia / Lizenz: CC)


Tangers Kasbah: Besuch in einer anderen Welt

Das heutige Tanger teilt sich in einen historischen Stadtkern rund um den Platz Petit Socco und das moderne Zentrum der Ville Nouvelle südlich der Altstadt. Verbunden werden beide Teile durch den ausladenden Stadtplatz Grand Socco, der vor allem in den Abendstunden einen aussergewöhnlichen Überblick über die Klänge und Gerüche, die kulinarischen Genüsse, farbenfrohen Gewänder und markanten Gesichter der pulsierenden Hafenstadt bietet. Südlich des Grand Socco durchquert die Avenue Mohamed V die Ville Nouvelle, gesäumt von Cafés, Hotels und unzähligen Geschäften, während die parallel verlaufende Avenue Mohamed VI zugleich als Strandboulevard und als Hauptverkehrsader dient.

Das wahre Herzstück von Tanger ist aber unbestritten die mittelalterliche Kasbah, die umgeben von mächtigen Festungsmauern auf einem Hügel über dem Meer thront. Dass sich Reisende im Gewirr der verschlungenen Gassen unweigerlich verlieren, ist nicht nur der unübersichtlichen Anordnung zu verdanken, sondern vor allem der aussergewöhnlichen Mischung von Schuhverkäufern und Gewürzständen, von Teppichhändlern, Garküchen und Schmuckgeschäften, die jeden Besucher in eine fremde Welt wie aus tausendundeiner Nacht entführt.


Altstadt von Tanger (Bild: Svilen Enev / pt.wikipedia / Lizenz: CC)


Am nordwestlichen Rand dieses historischen Labyrinths bietet das Kasbah Museum von Tanger im Sultanspalast Dar Al-Makhzen einen faszinierenden Einblick in die Geschichte dieser Stadt, deren Ursprünge über 2500 Jahre zurückliegen. Zu erreichen ist das Museum über das mächtige Bab El-Assa, eines der unzähligen mittelalterlichen Stadttore der Medina. Wenn nach so vielen glanzvollen Überbleibseln der marokkanischen Geschichte noch ein Beweis von der historischen Pracht Tangers nötig ist, genügt ein Spaziergang durch die Gärten des Sultans rund um das Museum.

Festungsmauern und Stadttore in der Kasbah (Bild: Rais67 / pt.wikipedia / Lizenz: CC)


Tanger – Stadt der Schmuggler und Spione

Im Laufe der Jahrhunderte hat Tanger nicht nur Künstler und andere illustre Persönlichkeiten angelockt. Dank ihrer aussergewöhlichen Lage galt die Stadt lange Zeit als Treffpunkt der Schmuggler und Spione, und die Rolle Tangers als Spionagehochburg während des Kalten Krieges ist legendär. Auch in der Literatur und im Film diente die marokkanische Hafenstadt immer wieder als Schauplatz für Spionage- und Politthriller, allen voran im James-Bond-Film „Der Hauch des Todes“ von 1987.

Dass Tanger für internationale Spionagetätigkeiten ein hervorragendes Spielfeld bot, hatte seinem Grund neben der geografischen Lage auch in Tangers Rolle als internationaler Stadt. Bis 1956 bestand hier eine internationale Zone mit zollfreiem Hafen, die ein Paradies für Schmuggler, millionenschwere Exzentriker und Agenten gleichermassen war. Bis heute können in Tanger unzählige Villen und Anwesen bestaunt werden, die aus den legendären Jahren der Freizügigkeit stammen.


Legendäres Hotel Continental in Tanger (Bild: Calflier001 / pt.wikipedia / Lizenz: CC)


Auf den Spuren des Herkules

Der Sage nach spaltete Herkules einst an der Stelle des heutigen Tanger die Erde und schuf auf diese Weise die Meerenge von Gibraltar. Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt zählt heute die Herkulesgrotte rund 15 km westlich von Tanger am Kap Espartel. Die eindrucksvolle Grotte nimmt nicht nur eine besondere Rolle in der griechischen Mythologie ein, sondern ist mit ihren über Jahrtausende von den Wellen ausgewaschenen Höhlenformationen auch für weniger sageninteressierte Besucher ein faszinierendes Erlebnis.

Kap Espartel bildet den äussersten nordwestlichen Zipfel Marokkos an der Meerenge von Gibraltar, und die ausgedehnten Parkanlagen des Kaps bieten mit einer Höhe von bis zu 326 m eine hervorragende Gelegenheit, die Faszination von Marokkos malerischen Steilküsten inmitten von unberührter Natur zu erleben. Hoch über dem Park thront der Leuchtturm von Kap Espartel, der den Schiffen bei ihrer Einfahrt in die Strasse von Gibraltar den Weg weist.


Leuchtturm von Kap Espartel (Bild: Aureliano / pt.wikipedia / Lizenz: CC)


Rund 70 km nordöstlich von Tanger erwartet ein ganz anderes Reiseziel die Besucher: Umgeben von marokkanischem Staatsgebiet liegt hier auf einer Halbinsel die Stadt Ceuta, eine von zwei spanischen Enklaven in Marokko. Nach der marokkanischen Unabhängigkeit im Jahr 1956 blieb Ceuta ebenso wie das südöstlich gelegene Melilla in spanischem Besitz und fasziniert heute mit einer ganz eigenen Mischung aus spanischer und afrikanisch-arabischer Kultur. Umgeben von einem schwer bewachten Grenzstreifen bildet Ceuta für viele afrikanische Migranten das Tor nach Europa und bietet europäischen Besucher zugleich einen ersten Eindruck von der Kultur Nordafrikas.

 

Oberstes Bild: Altstadt und Hafen von Tanger (Bild: Hotel La Tangerina / pt.wikipedia / Lizenz: CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“]


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