Urschweizerisches bei einer kulturell-kulinarischen Wanderung durch Glarus

Wer vom Kanton Glarus erzählt, muss auch vom Glarner Schabziger erzählen. Der Käse ist auch in der Liste „Kulinarisches Erbe der Schweiz“ aufgeführt. Wussten Sie, dass es eine solche Datenbank gibt? Der Verein Kulinarisches Erbe der Schweiz wurde 2004 gegründet und erfasst unsere traditionellen Lebensmittel, deren Geschichte oft mit der Region, aus welcher sie stammen, eng verbunden ist.

Das „Ziegerbrütli“, wie der Glarner Schabziger in seiner Heimatregion auch genannt wird, gehört zum Glarnerland wie Fridolin, wie Vrenelis Gärtli oder die alten Fabrikgebäude, Zeitzeugen der Glarner Textilindustrie. Wann genau der würzige Käse kreiert wurde, lässt sich nicht genau sagen, es muss irgendwann zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert gewesen sein. Das Glarnerland gehörte damals jedenfalls noch dem Kloster Säckingen. Ein Teil des Zehnten, welchen die Bauern abgeben mussten, war ein Magerkäse aus Kuhmilch: der Ziger. Die Klosterfrauen empfanden seinen Geschmack als zu fade und kamen deshalb auf die Idee, ihn mit gemahlenen Hornklee-Blättern zu würzen. Ausser Salz kannten sie bis dahin keine Gewürze, Hornklee war ihnen allerdings bekannt.


Zigerbrüt mit Zigerstöckli und Zigermühle (Bild: Flyout, Wikimedia, GNU)


Sie schätzten das Kraut wegen seiner gesundheitsfördernden Wirkung. Also war es einen Versuch wert, den Käse damit zu mischen. Dass sie so das erste Schweizer Markenprodukt schufen, ahnten sie natürlich nicht. Im April 1463 verabschiedete die Landsgemeinde ein Gesetz, welches alle Hersteller von Ziger ab sofort verpflichtete, vorgeschriebene Qualitätsansprüche einzuhalten und das Produkt nicht ohne Herkunftsstempel zu vertreiben. Möglicherweise war dies nicht nur die Geburtsstunde des ersten Schweizer Markenproduktes, sondern das erste der Welt überhaupt.

Wenn Sie die Geschichte des Schabzigers ausführlich kennenlernen möchten, haben Sie seit einiger Zeit die Möglichkeit, diese auf dem Schabziger Höhenweg zu erwandern. Dieser startet in Habergschwänd und führt in rund vier bis viereinhalb Stunden nach Glarus. Diverse Infotafeln beantworten unterwegs alle Fragen rund um den würzigen Käse. Ich empfehle Ihnen, wenn Sie von Filzbach her anzureisen, dort etwas Zeit einzuplanen. Filzbach, mit seinem Ortsbild von regionaler Bedeutung, hat eine sehenswerte Kirche.


Filzbach ist eine Gemeinde von regionaler Bedeutung. (Bild: Paebi, Wikimedia, CC)


Eine Urkunde erwähnte diese erstmals im Jahre 1444. Erbaut wurde sie wahrscheinlich schon Anfang des 14. Jahrhunderts. Diese Vermutung geht auf die Konsekrationskreuze im Chor zurück, die der romanischen Epoche zugeordnet werden. Sie gelten als die ältesten Zeugen für die Entstehungszeit des Gotteshauses. 1320 kam eine weitere Bemalung hinzu, 1460 folgten die Malereien an Ost- und Nordwand. Die Glocken im Turm stammen von 1479 bzw. 1516. Während der Reformation wurden sämtliche Bilder und Altäre entfernt. Die erste Orgel tönte 1809. Im Zusammenhang mit dem Neubau des Pfarrhauses im Jahre 1835 verlängerte man das Kirchenschiff und versah es mit der noch heute vorhandenen Innenausstattung.

Einige Jahrzehnte später kam eine neue Orgelempore im Chor sowie ein vierstimmiges Geläut hinzu. Ihr heutiges Aussehen erhielt die Kirche zwischen 1978 und 1980, als sie umfassend renoviert wurde. Dies geschah in Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen und Kantonalen Denkmalpflege. Als im vergangenen Jahr ein neues Anliegen an die Denkmalpflege herangetragen wurde, erteilte diese eine klare Absage: Gewünscht wurde der Einbau einer zweiten Kirchturmuhr auf der Nordseite. Da der Turm an dieser Stelle bereits ein Fenster besitzt, wäre dies technisch machbar gewesen. Die Kantonale Denkmalpflege lehnte dieses Vorhaben mit der Begründung ab, dass die zweite Uhr, die ursprünglich nicht vorgesehen war, nicht zum Turm passe.

An der Kirchgemeindeversammlung wurde daraufhin im letzten Sommer beschlossen, die Eidgenössische Denkmalpflege um Abklärung zu bitten, ob der Bescheid endgültig sei oder doch noch eine Uhr auf der Nordseite angebracht werden könne. Da auch diese eine deutliche Absage erteilte, gab man das Vorhaben schliesslich auf.

Sie haben sicher eine Armbanduhr oder Ihr Handy dabei, wenn Sie sich auf die Schabziger Höhenwanderung begeben wollen. Behalten Sie also die Zeit im Auge, aber gönnen Sie sich trotzdem noch einen Blick auf die Wandmalereien im Turmchor. Diese sind das älteste noch erhalten gebliebene Beispiel für monumentale Malerei im Glarnerland.



Die Wanderung nach Glarus beginnt bei der Bergstation Habergschwänd. Es handelt sich übrigens um eine sehr schöne und empfehlenswerte Route. Da ich aber hier keinen Wanderbericht schreiben möchte, machen wir gleich einen Sprung nach Glarus: Im Zusammenhang mit der Geschichte von den Heiligen Felix und Regula wurde Glarus im 8. Jahrhundert erstmals erwähnt. Ein Grossteil der Glarner Region gehörte ursprünglich zur Herrschaft des Klosters Säckingen. Ende des 14. Jahrhunderts konnten sich die Einwohner loskaufen. 1419 wurde Glarus aufgrund eines Beschlusses der Landsgemeinde zum Hauptort des Linthtals bestimmt, weil es hier die einzige Kirche im Tal gab. In dieser wirkte von 1506 bis 1516 der spätere Reformator Ulrich Zwingli als Pfarrer.

1861 zerstörte ein Grossbrand weite des Ortes, und nur wenige Gebäude konnten gerettet werden. Ein Föhnsturm sorgte dafür, dass sich das Feuer rasend schnell ausbreiten konnte. 409 Wohnungen in insgesamt 257 Häusern fielen den Flammen zum Opfer. Die Hälfte der Einwohner war daraufhin obdachlos. Infolge dessen erfolgte rasch ein Wiederaufbau, für den die Städteplaner sich an einem aus Amerika bekannten Vorbild orientierten: Die neu geplante Kleinstadt wurde geometrisch, einem Schachbrettmuster gleich, erbaut. Dadurch war sie künftig vor ähnlichen Feuerbrünsten geschützt. Das Städtchen Glarus ist, ebenso wie der ganze Kanton, reicht an geschützten Kulturgütern. Ehemalige Manufakturen und stattliche Bürgerhäuser erinnern an die Zeit der Frühindustriealisierung.

Bei einem Bummel durch den Ort wird schnell klar, dass hier Denkmalpflege und Heimatschutz viel zu tun hatten und immer noch haben. Das Ortsbild von Glarus wurde als eines von nationaler Bedeutung eingestuft. Zu den Aufgaben der Kantonalen Denkmalpflege gehört es unter anderem, die typischen Bürger- und Herrenhäuser, welche den Brand unbeschadet überstanden oder unmittelbar danach errichtet wurden, zu erhalten. Vom Feuer verschont blieben nur Randbereiche des Ortes. Dazu zählen die drei- und vierstöckigen Häuser an der Schützenstrasse. Diese wurden, wie es damals in der Region üblich war, zu Zeilen zusammengebaut. Das markanteste Gebäude ist hier das Haus Brunner im Sand. Es handelt sich um ein Glarner Bürgerhaus aus dem Jahre 1771 mit dem typischen geschweiften Giebel.


Die Stadtkirche Glarus (Bild: böhringer friedrich, Wikimedia, CC)


Glücklicherweise erreichte das Feuer auch die am Stadtrand gelegenen Industrieanlagen nicht. Zu jener Zeit war vor allem die Baumwolldruckerei ein wichtiger Wirtschaftszweig. Dass die Produktion weiterlaufen konnte, erleichterte den Wiederaufbau von Glarus, der kleinsten Kantonshauptstadt der Schweiz, enorm.

Wenn Sie sich für die Geschichte und Denkmalpflege im Kanton Glarus interessieren, finden Sie in unserem Blog weitere interessante Artikel über diese Region.

 

Obersdtes Bild: Der Ablauf des Chüebodensees oberhalb von Elm, Kanton Glarus. (© Matthias Zepper, Wikimedia, CC)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“ color=“grey“][vc_gmaps link=“https://maps.google.de/maps?q=Glarus,+Schweiz&hl=de&sll=51.358062,10.415039&sspn=10.613057,19.753418&oq=Glarus&hnear=Glarus,+Schweiz&t=m&z=10″ size=“350″]

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