Auf dem Jakobsweg durch die Schweiz

Seit Hape Kerkeling seinen Bestseller „Ich bin dann mal weg“ veröffentlicht hat, erfreut sich der spanische Jakobsweg einer ungebrochenen Beliebtheit. Der Weg, den der Entertainer gegangen ist, ist der klassische „Camino Francés“. Er beginnt im französischen Saint-Jean-Pied-de-Port, führt über die Pyrenäen, weiter durch Spanien und endet an der berühmten Kathedrale in Santiago de Compostela. Aber wissen Sie auch, dass ein Teil des Jakobswegs durch die Schweiz führt?

Auf diesem Weg können Sie die Schweiz einmal von einer anderen Seite aus erleben. Sie gehen jeden Tag eine Etappe, den Anfangs- und Endpunkt bestimmen Sie ebenso selbst wie Ihr ganz persönliches Tempo.


Karte der Jakobswege in Westeuropa (Bild: Manfred Zentgraf, Volkach, Germany, Wikimedia, CC)


Ein einmaliges Erlebnis mit spiritueller Wirkung

Das Pilgern auf den Jakobswegen ist ein Erlebnis, das sich nur schwer in Worte fassen lässt. Doch wer sich auf den Weg begibt, der wird seine ganz eigenen Erfahrungen machen. Es spielt im Prinzip keine Rolle, was Sie für Beweggründe haben. Traditionell sind die Pilgerwege zwar religiös geprägt. Es ist jedoch genauso legitim, wenn Sie sich einfach eine Auszeit vom Alltag gönnen möchten.

Vom Bodensee bis Genf

Ein erstes Ziel ist Einsiedeln. Dafür gibt es zwei Alternativen. Sie können entweder den Appenzeller Weg nehmen, der in Rorschach beginnt und Sie nach Untereggen führt. Weitere Stationen sind St. Gallen, Schmerikon und Tuggen. Die andere Variante ist der Schwabenweg. Dieser beginnt in Konstanz und führt weiter nach Märstetten, Tobel und Fischlingen. Dann folgen Rappeswil und Einsiedeln. Jakobswege müssen nicht vollständig begangen werden, ein Einstieg ist an jedem Ort möglich.


Die Teufelsbrücke – eine Brücke über die Sihl bei Einsiedeln (Bild: MarianMahjoubi, Wikimedia, CC)


Durch die Zentralschweiz gibt es wiederum zwei Wegvarianten. Der Obere Jakobsweg ist um einiges länger als der Luzerner Jakobsweg, der auch Caritasweg genannt wird. Der Luzerner Weg ist flacher und kommt an Haggenegg, Luzern und Bösegg vorbei, bevor er über Krauchthal in Rüeggisberg endet. Wenn Sie sich für die erste, längere Variante entscheiden, führt Sie der Weg mehr in die alpinen Landschaften. Entscheidend ist also einerseits Ihr Zeitbudget, andererseits Ihre Wander- und Bergerfahrung.

Auch aus allen anderen Richtungen gelangen Sie letztendlich auf den Weg, der nach Genf führt und den Grenzübergang nach Frankreich darstellt. Möglich sind also zum Beispiel auch Wegvarianten von Basel über Biel und Lausanne nach Genf oder von Müstair über Chur bis Luzern und von dort aus weiter.


Pilgerkapelle «Heilig Hüsli» auf der Holzbrücke Rapperswil-Hurden (Bild: Roland zh, Wikimedia, CC)


Obwohl hier nur die grösseren Orte als Anhaltspunkte genannt sind, führen die Jakobswege in ihrer Gesamtheit den Wanderer überwiegend durch die Natur. In den städtischen Gebieten sind die Wege so angelegt, dass Sie abseits des grossen Verkehrsstromes gehen. Sie kommen aber an Kathedralen, Kirchen und weiteren Sehenswürdigkeiten vorbei, die Sie während der Pilgerwanderung auf sich wirken lassen können. Ausserhalb der stark besiedelten Gebiete sind die Wandererlebnisse besonders schön. Die abwechslungsreiche Schweizer Landschaft ist geprägt von Feldern und Wiesen. Bergauf und bergab führen die Wege, die körperliche Anstrengung wird mit grossartigen Aussichten belohnt.

Wie lange Sie die einzelnen Tagesetappen wählen, hängt von Ihrer Kondition und Ihrem Zeitrahmen ab. Gut machbar sind Tagesstrecken von bis zu 20 Kilometern, Sie können aber auch kürzer oder länger unterwegs sein.


Das tägliche Pilgersegen in der Iddakapelle während Pilgersaison (Bild: Danosb, Wikimedia, CC)


Übernachtungsmöglichkeiten am Weg

In früheren Jahrzehnten übernachteten die Pilger fast immer in den Klöstern, die am Weg lagen. Im Hauptpilgerland Spanien gibt es zudem eine Fülle städtischer und privat geführter Herbergen, die einfache, aber kostengünstige Übernachtungsmöglichkeiten bieten. In der Schweiz finden Sie ebenfalls eine Reihe von Klöstern vor, die auf Übernachtungen von Pilgern und Wanderern eingestellt sind. Allerdings ist das Netz nicht so dicht wie in Spanien. Das bedeutet, dass Sie nicht einfach darauf vertrauen können, jederzeit einen günstigen Schlafplatz vorzufinden.

Eine gute Alternative ist das Pilgerwandern in einer Gruppe, hier wird Ihnen die Sorge um die Unterbringung abgenommen. Das Angebot an Pilgerherbergen wächst zudem beständig an. Wenn Sie viel im Voraus planen, können Sie auch in kleinen Pensionen übernachten. Dies steht dem eigentlichen Zweck der Pilgerreise nicht entgegen.


Pilgerherberge in der Seestrasse in Rapperswil (Bild: Roland zh, Wikimedia, CC)


Mit leichtem Gepäck unterwegs

Eine Pilgerwanderung ist nicht nur eine Reise zu einem Ziel, sondern führt Sie auch oft zu sich selbst. Alles, was Sie auf der Reise benötigen, tragen Sie selbst – deshalb ist leichtes Gepäck wichtig. Daraus ergibt sich ganz von alleine, dass Sie auf alles Überflüssige verzichten. Die Kleidung ist auf zwei Garnituren reduziert; einmal das, was Sie direkt tragen, einmal zum Wechseln. Am Abend wird gewaschen. Das klingt vielleicht zunächst gewöhnungsbedürftig, aber jedes Gramm, das Sie zu Hause lassen, erleichtert Ihnen den Weg. Auch bei den Übernachtungen verzichten Sie auf üppigen Komfort: In den Pilgerherbergen sind oft Mehrbettzimmer üblich. Überall gibt es jedoch Duschen, so dass die Hygiene und Erfrischung nicht zu kurz kommen.

Alleine, zu zweit oder in der Gruppe pilgern?

Viele Menschen bevorzugen es, einen solchen Weg alleine zu gehen. Am Abend in den Klöstern und Pilgerherbergen treffen Sie immer auf Mitwanderer, man kann sich jetzt austauschen und vielleicht am nächsten Tag gemeinsam gehen. Der Vorteil, wenn Sie alleine gehen, liegt daran, dass Sie Ihr persönliches, eigenes Tempo wählen. Das Wandern in der Stille ist ausserdem sinnvoll, wenn Sie zur Ruhe kommen wollen und Abstand zum Alltag suchen.

 

Oberstes Bild: Etzelpass – ein Teil des schweizerischen Jakobsweges. (© Roland zh, Wikimedia, CC)

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