Das Deutsche Museum in München – Tempel der Technik

Seit gut 100 Jahren steht das Deutsche Museum in München für technische Errungenschaften und Erfindungen. Es gilt als das grösste Technik-Museum der Welt überhaupt und zählt jedes Jahr rund 1,5 Millionen Besucher.

Die Ausstellungen des Museums füllen alleine eine Reise aus. Um einen Überblick über die Sammlungen und Ausstellungen zu bekommen, sind mehrere Tage notwendig. Auswahl tut daher not, zumal die Exponate längst nicht mehr nur im Stammhaus auf der Museumsinsel in der Isar zu finden sind.

Der Initiator: Oskar von Miller

Das Deutsche Museum verdankt seine Entstehung der Technik-Begeisterung des 19. Jahrhunderts. Es war das Zeitalter der Industrialisierung und zahlloser Erfindungen, die für unser heutiges Leben selbstverständlich sind, damals aber revolutionäre Neuerungen darstellten. Die technischen Errungenschaften wurden dabei im Rahmen grosser Ausstellungen auch einem breiten Publikum zugänglich gemacht, das Interesse war riesig. Es war die Ära der grossen Weltausstellungen, die bis heute im Konzept der EXPOs nachwirken. Die Weltausstellungen von London und Paris setzten seinerzeit Massstäbe. Gerade in Frankreich erfreuten sich Technik-Messen einer besonderen Beliebtheit.

Diese Veranstaltungen inspirierten auch den Münchner Bauingenieur Oskar von Miller, in seiner Heimatstadt ein Technik-Museum als ständige Ausstellung zu gründen. Der 1855 geborene von Miller hatte selbst Ausstellungen in Frankreich besucht und 1881 in München sowie 1891 in Frankfurt am Main zwei bedeutende elektrotechnische Ausstellungen organisiert. Bei der Gründung des Deutschen Museums kamen ihm sein Organisationstalent und seine Überzeugungsgabe zugute. Er fand einflussreiche Unterstützer und Sponsoren aus Wissenschaft und Wirtschaft für das Projekt.


Der Initiator: Oskar von Miller (Bild: © Wikimedia, GNU)

Bau auf der Kohleninsel 

Kurz nach der Jahrhundertwende konnte er seinen Traum umsetzen. Die Exponate wurden zunächst in provisorischen Räumlichkeiten gezeigt. Das Bayerische Nationalmuseum und eine ehemalige Kaserne stellten dafür Platz zur Verfügung. Von Anfang an war aber die Zusammenführung der Sammlungen in einem Museums-Neubau geplant. Als Standort dafür wurde die Kohleninsel in der Isar gewählt, ein seit dem Mittelalter genutzter Stapelplatz für Bauholz und Kohle, der später auch als Ausstellungsgelände und Vergnügungspark diente. Insofern hatte das Museum hier durchaus einen passenden Ort. Die Lage ist zentral und nur wenige Fussminuten vom Münchner Stadtzentrum entfernt.

Am 13. November 1906 war die Grundsteinlegung für den Museumsbau durch den Deutschen Kaiser Wilhelm II. auf der jetzt sogenannten Museumsinsel. Der Bau wurde im Wesentlichen durch Sach- und Geldspenden finanziert und erfolgte daher etappenweise. Der Erste Weltkrieg bedeutete eine tiefe Zäsur und liess die Bauarbeiten zunächst stocken. Erst 1925 konnte der Neubau eröffnet werden. Er trägt bis heute den offiziellen Namen „Deutsches Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik“.

Zerstörung und Wiederaufbau

Anders als der Name „Deutsches Museum“ vielleicht vermuten lässt, verfolgte Miller mit seiner Museumsgründung keinen nationalen Gedanken. Im Gegenteil, er sah technische Erfindungen und naturwissenschaftliche Erkenntnisse eher als ein universelles Anliegen der Menschheit. Der Antritt des Museums war daher grundsätzlich unpolitisch und alleine der Sache verpflichtet. Dies sollte später in der Zeit des Nationalsozialismus zu Konflikten zwischen der Museumsleitung und dem Regime führen. Das Museum konnte sich dabei Versuchen der Einflussnahme im „Dritten Reich“ erfolgreich entziehen. Das hat nicht verhindert, dass das Deutsche Museum 1937 einer der Schauplätze der antisemitischen Wanderausstellung „Der ewige Jude“ war.

Der Zweite Weltkrieg hat den Museumsbau schwer in Mitleidenschaft gezogen. Noch im Januar 1945 trafen die letzten Bomben den Gebäudekomplex. Bei Kriegsende war er zu 80 % zerstört. Doch bereits 1948 erfolgte die Wiedereröffnung. Und seither erfreut sich das Deutsche Museum wieder eines ungebremsten Besucherstroms.

Heute zeigt das Museum seinen Gästen rund 28’000 Exponate in insgesamt 50 Wissenschafts- und Technik-Bereichen. Die Bandbreite reicht von A wie Agrar- und Lebensmitteltechnik bis Z wie Zentrum Neue Technologien. Bereits Oskar von Miller hatte sein Ausstellungskonzept als „Mitmach-Museum“ ausgelegt, das weg von der reinen Betrachtung hin zum Ausprobieren, Entdecken und Erleben der Exponate führen und damit andere Erfahrungsebenen erschliessen sollte. Dieser Ansatz wird heute von vielen Museen rund um den Globus verfolgt, insbesondere wenn es um die Zielgruppen Kinder und Jugendliche geht. Das Deutsche Museum war damit seiner Zeit weit voraus.



Es ist unmöglich, an dieser Stelle einen tieferen Einblick in die gewaltige Ausstellungs-Vielfalt zu geben. Umfassende Informationen bietet die Website des Museums. Hier sollen einige Beispiele genügen.

Die Bergbau-Ausstellung 

Eine der eindrucksvollsten Ausstellungen ist die zur Geschichte und Entwicklung des Bergbaus. Dazu wurden die Untergeschosse des Museums wie ein reales Bergwerk gestaltet; die Räumlichkeiten auf drei Ebenen wirken so authentisch, dass sie von vielen Besuchern für eine echte unterirdische Anlage gehalten werden. Es handelt sich aber um eine künstliche Welt, in der in anschaulicher Form die Bergbau- und Fördertechnik über die Jahrhunderte gezeigt wird.


Eine der eindrucksvollsten Ausstellungen ist die zur Geschichte und Entwicklung des Bergbaus. (Bild: © TTstudio – shutterstock.com)

Behandelt werden u. a. der Erzbergbau, Kohleförderung, Salzbergbau, Tagebau und Schachtförderung sowie Formen der Aufbereitung des Fördergutes. Die Ausstellung vermittelt hervorragende Impressionen vom Arbeiten unter Tage ab dem 16. Jahrhundert bis heute und macht deutlich, unter welch schweren Bedingungen der Bergbau oft stattfand. Beeindruckend sind auch die modernen Maschinen und Geräte, die aktuell im Bergbau Verwendung finden.

Zwei Orte für die Präsentation der Luftfahrt

Die Luftfahrt-Ausstellung im Deutschen Museum hat einen Umfang, der gut für ein eigenes Museum ausreichen würde. Auf der Museumsinsel ist nur ein Teil der Exponate untergebracht, der Rest wurde 1992 in die Flugwerft Schleissheim am Flugplatz Oberschleissheim vor den Toren Münchens ausgelagert. Beide Ausstellungsflächen umfassen jeweils etwa 8000 Quadratmeter. Zu sehen sind Modelle und Originalstücke von Fluggeräten, die Luftfahrtgeschichte geschrieben haben.

Die gezeigte Bandbreite reicht vom ersten Gleitflieger Otto Lilienthals über die legendäre JU 52 bis zur Entwicklung von Strahltriebwerken und dem modernen Airbus A 300. Die technischen Veränderungen in der Luftfahrt lassen sich damit ebenso gut erfassen wie die unterschiedlichen Formen der menschlichen Eroberung der Lüfte – Heissluftballons, Luftschiffe, Flugzeuge, Hubschrauber, es wurden viele Wege dafür gefunden.


Die Luftfahrt-Ausstellung im Deutschen Museum hat einen Umfang, der gut für ein eigenes Museum ausreichen würde. (Bild: © In Green – shutterstock.com)

Nachbildung der Altamira-Höhle 

Zu den Ursprüngen menschlicher Technik führt die Nachbildung der Altamira-Höhle im Deutschen Museum. Im spanischen Altamira wurden 1879 erstmals steinzeitliche Höhlenmalereien entdeckt. Die Funde galten damals als Sensation, weil sie bereits ein hohes künstlerisches Niveau des Steinzeit-Menschen vor 15’000 Jahren zeigen. Die Nachbildung der Höhlendecke von Altamira im Deutschen Museum stellt eine originalgetreue Kopie dar und gibt dem Besucher einen lebendigen Eindruck von den Fertigkeiten unserer Vorfahren. Die detailgenaue Nachahmung, die nicht nur die Malereien, sondern auch die Oberflächenstruktur der Höhle berücksichtigen musste, stellte dabei selbst eine technische Meisterleistung dar, da die Höhlendecke dafür nicht berührt werden durfte. Es konnte also kein Abguss erstellt werden, sondern es waren dafür besondere Verfahren zu entwickeln.


Im spanischen Altamira wurden 1879 erstmals steinzeitliche Höhlenmalereien entdeckt. (Bild: © siloto – shutterstock.com)

Von Millers Lebenswerk

Oskar von Miller war es lange vergönnt, die Entwicklung seines Lebenswerkes selbst zu begleiten und aktiv zu steuern. Bis zu seinem Rücktritt 1933 lenkte er dessen Geschicke, den neuen Machthabern in Deutschland war die unnationale Einstellung des Museumsgründers dann ein Dorn im Auge. Von Miller starb am 9. April 1934 während eines Aufenthalts in „seinem“ Museum. Noch heute ziert sein Aphorismus „In diesem Haus darf jeder machen, was ich will“ den Eingangsbereich des Stammhauses auf der Isar-Insel. Er hat dem Deutschen Museum seinen Stempel aufgedrückt. Sein Antritt vor 100 Jahren wirkt bis heute nach.

 

Oberstes Bild: © Zyankarlo – shutterstock.com

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem großen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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