Eine Stadt für alle Sinne: Ein Tag in Marrakesch

Marokko ist ein Land mit vielen Gesichtern: Die schneebedeckten Berge des Atlasgebirges erstrecken sich über der Wüste.

Von weitem weht die Brise vom Atlantik und Marrakesch lockt mit Geschichten aus 1001 Nacht. Marokko lädt zum Entdecken ein, zum Eintauchen in eine fremde Kultur und abwechslungsreiche Natur.

Das wilde Treiben in den Souks von Marrakesch inspiriert alle Sinne: Die Düfte von Gewürzen, Tee und gebratenem Fleisch kitzeln meine Nase. Stimmengewirr und der Gesang der Muezzine erfüllt die Luft. Marrakesch ist wie ein Rausch und ein guter Einstieg für dieses einzigartige Land.

Als wir vom Flughafen am berühmten Djemaa El Fna ankommen, machen wir uns auf die Suche nach einem günstigen Hostel. Laut unserem Reiseführer gibt es eine kleine Gasse, in dem ein Hostel neben dem anderen steht. Das sollte leicht zu finden sein, denken wir. Doch ähnlich wie in Venedig gestaltet sich die Hausnummernsuche alles andere als leicht. Es ist eng und laut. Ständig quetschen sich Motorräder oder Eselskarren an uns vorbei. Schilder oder erkennbare Straßennamen? Fehlanzeige. Wenn wir kurz stehen bleiben, um einen Blick auf die Karte zu werfen, werden wir sofort angequatscht oder umgerempelt. Kurzum: Wir sind echt gestresst.
Total entnervt laufen wir schließlich einem jungen Mann hinterher, der uns schon seit ungefähr einer halben Stunde folgt und uns das günstige Hotel seinen Cousins schmackhaft machen will. Am Ende sind wir tatsächlich da, wo wir hin wollten. Wir hatten den schmalen Durchgang einfach nicht als Straße wahrgenommen. Das Hostel ist zweckmäßig und günstig, kein wirklich schöner Ort zum Verweilen, also Rucksäcke ablegen, kurz durchschnaufen und ab ins Getümmel, denn unser Magen knurrt.


Die typisch roten Mauern der Medina. (Bild: © Julia Schattauer/ bezirzt.de)

Die Souks von Marrakesch

Durch die engen Gässchen innerhalb der Stadtmauern führt ein Labyrinth durch die Märkte der Stadt. Stoffe in leuchtenden Farben, Lederwaren, Gemüse und Fleisch reihen sich in den Ständen nebeneinander. Händler weisen auf ihre Waren, preisen ihre Oliven als die besten in ganz Marrakesch an. Und so schmecken sie auch. An jedem Stand.
Wir lassen uns treiben durch die exotische Welt aus bunten Farben, Klängen und Düften. Marrakesch ist eine Stadt für Augen, Ohren und Nase. Wir verlaufe uns, irren umher und kommen von einem schönen Fleck zum nächsten.


Störche sind in Marrakesch allgegenwärtig. (Bild: © Julia Schattauer/ bezirzt.de)

Zur Mittagszeit ist die Altstadt ist zum Bersten mit Touristen gefüllt. Auf der Suche nach etwas Luft zum Atmen verlassen wir die Medina und setzten uns auf eine Bank im Schatten. Dort beobachten wir die vielen Störche auf der Stadtmauer und lassen die ersten Eindrücke auf uns wirken.
Einen Storch zu sehen ist für mich immer wieder etwas Besonderes. Gleich eine ganze Familie wie ein kleines Wunder. Meine Mutter sagte mir damals immer, dass es bei uns keine Störche mehr gibt, weil sie ausgestorben sind. Als ich dann in Norddeutschland zum ersten Mal einen sah, war es für mich eine Sensation. In Marrakesch hätte ich stundenlang den vielen eindrucksvollen Vögeln zusehen können. Doch unser Magen meldet sich und wir suchen uns eine schönes Restaurant mit Dachterrasse.
Bei einer vegetarischen Gemüse-Tajine beobachten wir das Verkehrschaos auf den Straßen und den Blick über die verwinkelte Stadt, die mit ihren glutroten Mauern in der Hitze flimmert.

Eine Oase in der roten Stadt

Mit vollem Magen und dem Geschmack von zuckersüßem Minztee im Mund, verlassen wir die enge Altstadt in Richtung Jardin Majorelle. Dieser von Yves Saint Laurent restaurierte Garten bietet ein Kontrastprogramm zur glühenden Hitze in der roten Stadt. Exotische Pflanzen, leuchtendes Blau an der Häuserwand und das Brummen der Hummeln lassen uns die Enge der Medina vergessen. Die Zeit vergeht wie im Fluge und der Himmel verfärbt sich zum Sonnenuntergang Blutrot.

Abendstimmung auf dem Djemmaa El Fna

Den Abend lassen wir auf dem Djemaa El Fna ausklingen. Der große Platz in der Altstadt war früher er der Platz der Geköpften, heute ist er ein Touristenmagnet. Schlangenbeschwörer, Geschichtenerzähler und Hennamalerinnen sorgen für die passende Stimmung im Schein der Fackeln. Wir staunen über die Veränderung des Platzes binnen weniger Stunden. Ist der Platz tagsüber von Touristen bevölkert aber ansonsten leer, stehen am Abend zig Straßenrestaurants auf dem Platz. Eine riesige Rauchwolke vernebelt den Platz und das Zischen der Grills ist allgegenwärtig. Man setzt sich einfach an einen der aufgebauten Tische und bestellt frisches Fleisch vom Grill und bestaunt die Szenerie.


Der Djemaa El Fna in der Abenddämmerung hat einen ganz besonderen Reiz (Bild: © TDway – shutterstock.com)

Auf unserem Heimweg ins Hostel können wir ein paar kurze Blick in die manche Riads erhaschen, die wunderschönen traditionellen Häuser mit Innenhof, und nehmen uns vor, beim nächsten Besuch unbedingt in einem dieser Häuser zu übernachten.

Artikelbild: © TDway – shutterstock.com

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Mehr zu Julia Schattauer

Julia Schattauer ist freie Autorin und leidenschaftliche Bloggerin. Geschichten vom Reisen sind ihr Steckenpferd. Neben nützlichen Fakten geht es ihr in erster Linie ums Storytelling. Darum, den Leser in die Welt mitzunehmen und sein Fernweh zu wecken. Als studierte Kunsthistorikerin, Tourismus-, und Literaturwissenschaftlerin schreibt sie ausserdem über Themen aus Kunst und Kultur.

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