Korfu – Grüne Insel im Ionischen Meer

Sie ist Ziel für Pauschaltouristen, Bildungs- und Individualreisende gleichermassen: die griechische Insel Korfu. Das angenehme Klima, die wunderschöne Lage im Ionischen Meer und zahlreiche Sehenswürdigkeiten aus vielen Jahrhunderten machen sie zu einer ausgesprochen vielseitigen Reisedestination.

Die Insel erhebt sich dort aus dem Meer, wo Griechenland schon fast zu Ende ist. Die Strasse von Korfu im Norden – eine schmale, nur zwei bis drei Kilometer breite Meerenge – trennt das Eiland vom bereits nahen albanischen Festland. Und keine Region Griechenlands liegt so nahe an der Südspitze des italienischen Stiefels wie Korfu.

Erste Touristen: Odysseus und die Argonauten

Die griechische Bezeichnung der Insel lautet „Kérkyra“ und beruht auf einem alten Mythos. Der Sage nach soll der altgriechische Meeresgott Poseidon einst die Flussnymphe Kérkyra hierhergebracht und mit ihr Phaiakas, den Stammvater der Phaiaken, gezeugt haben. Dieses Volk wird nach Erkenntnissen der neueren Forschung auf Korfu verortet. In Homers Odyssee werden Odysseus und die Argonauten auf der Rückfahrt nach Ithaka von den Phaiaken gastfreundlich auf ihrer Insel aufgenommen, die in dem antiken Bestseller „Scheria“ heisst. Die Gefährten waren damit so etwas wie die ersten Korfu-Touristen. Der Name Korfu selbst leitet sich aus dem späteren byzantinischen „Kóryfo“ für Spitzen ab, womöglich ein Hinweis auf die beiden markanten Bergspitzen der Insel im Norden, den Pantokrator (911 Meter) und den Stravoskiadi (849 Meter).

Fremde Herren hat Kérkyra bzw. Korfu in seiner langen Geschichte viele gesehen. Im 8. Jahrhundert vor Christus wurde die Insel vom griechischen Festland aus besiedelt. Sie entwickelte sich bald zu einer bedeutenden Macht in der hellenistischen Polis-Welt. Bereits früh gehörte Kérkyra dann zum Römischen Reich, spätestens ab dem 4. nachchristlichen Jahrhundert war es Teil der oströmischen Reichshälfte, des späteren Byzanz. Mit dessen Niedergang folgte eine Zeit der Wirren, in denen sich schliesslich Venedig als beherrschende Macht durchsetzen konnte.


Ab den 1960er-Jahren wurde Korfu zu einem gerne bereisten Ferienziel. (Bild: © Andrei Pop – shutterstock.com)

Zwischen dem 14. und dem Ende des 18. Jahrhunderts wurden die Geschicke Korfus von der Lagunenstadt aus bestimmt – oft genug in kriegerischer Auseinandersetzung mit dem unmittelbar benachbarten Osmanischen Reich. In dieser Zeit war Korfu eine Art europäischer Vorposten in der Region. Danach folgte eine Phase relativer Unabhängigkeit als Teil und Zentrum der „Republik der Ionischen Inseln“ – ein Kunststaat unter wechselnder französischer, russischer und zuletzt britischer Vorherrschaft. Erst 1864 wurde Korfu Teil Griechenlands.

Gekrönte Häupter als Korfu-Fans

Der Tourismus auf der Insel setzte bereits Ende des 18. Jahrhunderts ein, was sie zu einem Vorreiter des modernen Ferienbetriebs macht. Damals waren Reisen ein Vergnügen, das sich nur wenige Begüterte leisten konnten. Die Beschäftigung mit der Antike und dem alten Griechenland lockte die ersten Feriengäste hierher. Zu den prominentesten Gästen im 19. Jahrhundert gehört sicher die österreichische Kaiserin Elisabeth, besser unter dem Namen „Sisi“ bekannt. Sie kam ursprünglich wegen des günstigen Klimas hierher, um ihr Lungenleiden auszukurieren, und lernte dabei die Insel lieben. Diese wurde ihr bevorzugter Ferienort, die Kaiserin errichtete sogar ein bezauberndes klassizistisches Schlösschen, das Achilleion, an der Küste südlich der Hauptstadt Korfu. Es ist ganz der griechischen Mythologie gewidmet und heute eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Insel.


Die Kaiserin Sisi errichtete ein bezauberndes klassizistisches Schlösschen, das Achilleion. (Bild: © Dan Breckwoldt – shutterstock.com)

Später erwarb der deutsche Kaiser Wilhelm II. das Schloss – ebenfalls ein Korfu-Fan. Auch die griechische Königsfamilie verbrachte den Sommer gerne auf der Insel. Ihre Residenz, Schloss Mon Repos, in Korfu-Stadt ist heute ein Museum.

Das Zeitalter des modernen Massentourismus begann aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Ab den 1960er-Jahren wurde Korfu zu einem gerne bereisten Ferienziel. Vor allem Briten besuchten die Insel, spätere folgten andere europäische Nationen. Die Hauptsaison auf Korfu findet zwischen Mai und Oktober statt. In den Herbst- und Wintermonaten ist es ruhiger.

Trotz der Touristenströme hat sich die Insel ihren Charme bewahrt. Sie ist daher auch nie als Ziel für Individual- und Bildungsreisende aus der Mode gekommen. Tatsächlich bietet die Gesamtfläche von fast 600 Quadratkilometern genügend Platz für viele Besucher und Interessen. Korfu gehört zu den grössten griechischen Inseln. Die Küstenlinie umfasst rund 217 Kilometer, in Nord-Süd-Richtung erreicht das Eiland eine Länge von mehr als 60 Kilometern.


Ein besonderes Gotteshaus stellt die Sankt-Spiridon-Kirche dar, in der die Gebeine von Korfus Schutzpatron ruhen. (Bild: © Andrei Pop – shutterstock.com)

Grüne Berge um den Pantokrator

Für griechische Verhältnisse ist Korfu mit vergleichsweise vielen Niederschlägen gesegnet und besitzt ein recht ausgeglichenes Klima, das seit jeher Gäste hierhergezogen hat. Zwar erreicht das Thermometer im Sommer durchaus mehr als 30 Grad, doch die Gluthitze des griechischen Festlands bleibt hier eine Ausnahmeerscheinung.

Diesen angenehmen Wetterbedingungen hat die Insel ihre recht üppige Vegetation zu verdanken. Auf Korfu gedeihen mehrere Millionen Olivenbäume, daneben auch noch etliche andere Baumarten, Pflanzen und Blumen. Allein mehrere Dutzend Orchideenarten sind hier heimisch. Sie verleihen Korfu ein grünes und blühendes Antlitz und zu Recht den Beinamen „Grüne Insel“.


Eine der beiden markanten Bergspitzen der Insel im Norden, der Pantokrator (911 Meter). (Bild: © CCat82 – shutterstock.com)

Vor allem im Norden rund um den „allesbeherrschenden“ Pantokrator präsentiert sich die Landschaft mit schroffen und kahlen Höhen, nach Süden hin gehen die Berge in eine sanfte Hügellandschaft über. Vom Gipfel des Pantokrator aus kann man bei klarer Sicht bis weit ins nahe Albanien sehen. Zum Bild Korfus gehören auch viele malerische Buchten mit Felsen- und Steilküsten. Reine Sandstrände finden sich entlang der Küste ebenfalls, oft bilden die Badeplätze aber eine Mischung aus Kies und Sand oder bestehen nur aus Kies, manchmal auch aus Felsgestein. Als eine besonders gelungene Verbindung von Felsen und Sandstrand gilt der Strand von Sidari im Norden. Hier finden Badehungrige beides: kilometerlangen Sand und fjordartige Felsenbuchten.

Korfu-Stadt und andere lohnende Ziele

Das urbane Zentrum Korfus bildet die gleichnamige Inselhauptstadt. Ihre Silhouette wird von den mächtigen Mauern der Alten und der Neuen Festung beherrscht – zwei Symbolen der ständigen Verteidigungsbereitschaft gegen die einst grosse osmanische Bedrohung. Die Altstadt Korfus mit ihren engen und verwinkelten Gassen kann venezianische Anklänge nicht verbergen. Hier findet sich mancher idyllische Winkel. Zwei herausragende Bauten sind der Sankt-Michaels-und-Georgs-Palast, ebenfalls früher königliche Residenz, und die französisch anmutende Esplanade mit ihren Arkaden. Kirchen sind in Korfus Zentrum reichlich vorhanden. Ein besonderes Gotteshaus stellt die Sankt-Spiridon-Kirche dar, in der die Gebeine von Korfus Schutzpatron ruhen.

Auch ausserhalb des lebhaften Treibens in Korfu-Stadt gibt es lohnenswerte Ausflugsziele. Beliebt sind zum Beispiel die wunderschön in einer Bucht nahe der Hauptstadt gelegene „Mäuseinsel“ Pontikonisi mit dem Vlacherna-Kloster oder die ganz im Nordwesten erbaute alte Festungsanlage Angelokastro. Die „Engelsburg“ wurde auf einer strategisch günstigen Felsspitze in Richtung Adria angelegt und bietet daher grossartige Seeblicke.



Im Inneren von Korfu wird der Touristenbetrieb deutlich geringer. Dann lässt sich bei Wanderungen unter Olivenbäumen und durch einsame Bergdörfer der ursprünglichen Atmosphäre Korfus nachspüren – einer Art Arkadien. Von mancher Höhe bieten sich dann spektakuläre Blicke auf die tiefer gelegene Küste und das Ionische Meer. Es gibt viele Möglichkeiten, Korfu für sich zu entdecken.

 

Oberstes Bild: © Limpopo – shutterstock.com

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Mehr zu Stephan Gerhard

ist seit Jahren als freier Autor und Texter tätig und beschäftigt sich bevorzugt mit Themen rund um Finanzen, Geldanlagen und Versicherungen sowie Wirtschaft. Als langjähriger Mitarbeiter bei einem Bankenverband und einem grossen Logistikkonzern verfügt er über umfassende Erfahrungen in diesen Gebieten.

Darüber hinaus deckt er eine Vielzahl an Themen im Bereich Reisen, Tourismus und Freizeitgestaltung ab. Er bietet seinen Kunden kompetente und schnelle Unterstützung bei der Erstellung von Texten und Präsentationen.

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