Weihnachtswelt: Vorbereitung ist das halbe Fest oder Weihnachten auf Spanisch

Wer im Monat Dezember in Spanien unterwegs ist, bringt sehr viele Eindrücke mit nach Hause. Je nach Gegend kann man es ganz winterlich oder ziemlich exotisch haben. In manchen spanischen Provinzen schneit es viel, und die Temperaturen können bis minus 18 oder 20 Grad sinken. Dagegen herrschen im Süden und Südosten meist milde Wetterverhältnisse, aber Weihnachtszauber lässt sich unter Palmen genauso gut erleben wie im zugeschneiten Norden.

Eigentlich sind die Festtage selbst nur Kulminationspunkte einer ausgedehnten feierlichen Periode, die insgesamt 2 Wochen dauert: Sie beginnt am 22. Dezember mit der Ziehung der Weihnachtslotterie und ist am Dreikönigstag  zu Ende. Aber noch lange vor den eigentlichen Feiertagen gerät ganz Spanien in Weihnachtsstimmung. Die herannahenden Feierlichkeiten spürt man überall. In der Familie oder auf der Arbeit ist Weihnachten allgemeines Gesprächsthema: Wo geht man hin, wenn lädt man ein, was muss man einkaufen und was wird man kochen, was zieht man an und welche Geschenke sucht man aus.

Dies ist ein Bericht über Weihnachten in Spanien  in zwei Teilen. Hier das Inhaltsverzeichnis:

1. Teil: Weihnachtswelt: Vorbereitung ist das halbe Fest oder Weihnachten auf Spanisch

2. Teil: Weihnachtswelt: Millionen unter dem Weihnachtsbaum oder Weihnachten auf Spanisch geht weiter


Weihnachtsdekoration in Lleida, Katalonien (Bild: Pedroserafin, Wikimedia)


Weihnachtlich dekorierte Modeläden zeigen in den Schaufenstern die Abendoutfits. In allen Lebensmittelgeschäften und Supermärkten gibt es für die Jahreszeit typische Süssigkeiten zu kaufen. Das sind vor allem mantecados, ein  süsses Schmalzgebäck, und polvorones, ein aus sehr fein gemahlenen Mandeln, Zucker, Mehl, Nüssen und Schmalz gepresstes Gebäck und natürlich turrón. Traditionell bereitet man turrón aus Mandeln, Honig, Zucker und Eiklar zu. Verkauft wird diese Weihnachtsspezialität in Form von rechteckigen Tafeln. Heutzutage werden turrones aus allen möglichen Zutaten wie Schokolade oder kandierten Früchten in den Supermärkten verkauft, diese haben aber mit dem echten turrón nichts zu tun. Denn einen guten turrón zu machen ist eine hohe Kunst und auch ein sehr alter und traditionsreicher Beruf in Spanien. Die besten turrones kommen aus der Stadt Jijona und sind wesentlich teurer als billige Plagiate. Der Kauf lohnt sich aber zweifelsohne.

Spanische turrones (Bild: Slastic, Wikimedia)


Am schönsten ist es aber, dass man diese Süssigkeiten nicht nur für zu Hause kauft, um sie im Familienkreis zu verzehren. Nein, sie sind ein wichtiger Teil der Weihnachtsstimmung. Denn überall – in der Anwaltskanzlei oder in der Sprachschule, auf dem Rathaus oder beim Friseur steht gewöhnlich ein grosser runder Teller mit einem bunten Allerlei aus typischen Süssigkeiten. Jeder darf sich natürlich bedienen. Oft steht daneben auch eine Flasche Likör, Anisschnaps oder einer anderen Spirituose. Den Freunden und Bekannten unter den Kunden wird, nachdem die eigentlichen Geschäfte erledigt sind, bei einem Schwätzchen nicht nur etwas Süsses, sondern auch ein chupito angeboten – ein alkoholisches Getränk, das in winzigen 2- bis höchstens 4-cl-Gläschen serviert und in einem Zug getrunken wird. Man kann sich gut vorstellen, dass die Stimmung am Arbeitsplatz nach ein paar guten Kunden schön weihnachtlich ist.

Mantecados – spanisches Weihnachtsgebäck (Bild: Keith Williamson, Wikimedia, CC)


Vor Weihnachten kaufen viele Familien eine ganze Keule von Serrano- oder Iberico-Schinken – dem berühmten spanischen jamón. Die Keule steht dann feierlich im Wohnzimmer oder in der Küche im speziellen Ständer bedeckt mit einem sauberen Küchentuch. Bei allen Gelegenheiten schneidet man davon mit einem speziellen jamón-Messer dünne Streifen und bedeckt die Keule dann wieder bis zum nächsten Anlass. Wenn man auf Geschmack und Qualität Wert legt kauft man schon jamón ibérico wie, zum Beispiel jamón de pata negra, de Jabugo oder de beyota. Aber egal für welche Sorte man sich entscheidet, muss jamón hauchdünn geschnitten werden – das ist das Hauptgeheimnis der spanischen Spezialität. Regelmässig finden in Spanien sogar Wettbewerbe der jamón-Schneider statt: Es gewinnt natürlich derjenige, dessen Streifen so dünn sind, dass sie auf der Zunge zu zergehen scheinen.

Hohe Kunst des jamón-Schneidens (Bild: SIMONMARTIN, Wikimedia, CC)


Generell geht es bei der Arbeit nicht weniger feierlich zu als im Privatleben. Alle Büros werden weihnachtlich geschmückt und es herrscht Hochstimmung. Im Wesentlichen tragen die alten Berufswelttraditionen dazu bei. Vor Weihnachten schenkt der Arbeitgeber seinen Angestellten einen Weihnachtskorb, la cesta de Navidad. Der Korb ist mit typischen Weihnachtsprodukten gefüllt, von denen turrón, Weihnachtssüssigkeiten, Wein, typisch spanische Wurstspezialitäten und eine Schinkenkeule nicht fehlen dürfen. Natürlich sind wegen der Wirtschaftskrise die Weihnachtskörbe in vielen Firmen bescheidener geworden. Aber wenn die Geschäfte gut gelaufen sind, gehört es einfach dazu. Natürlich ist diese Tradition sehr beliebt, denn man bringt nach Hause nicht nur Leckereien, an denen sich die ganze Familie freut, sondern auch ein Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung, die halt der Seele gut tut.

Ausserdem veranstaltet der Arbeitgeber auch ein Weihnachtsessen für alle Mitarbeiter.  Dies ist der Kulminationspunkt des Geschäftsjahres. Gewöhnlich geht man in ein Restaurant zum Abendessen. Es wird richtig herausgeputzt: Weg mit der Uniform oder üblichen Bürokleidung – man darf sich vor Kollegen endlich von der besten Seite zeigen. Und da Spanier schöne, oft auffallende Abendkleidung lieben, wird es, besonders für die Gäste aus T- Shirt- und Jeans-Kulturen, ein Fest auch für die Augen. Die Frauen tragen elegante Abendoutfits, aber oft auch verführerischen Fummel – kurz, glitzernd, figurbetont und mit High Heels noch dazu. Oft wird ein lustiges Programm aus witzigen Wettbewerben und Spielen organisiert, so dass jede Menge Spass vorprogrammiert ist. Es wird gewöhnlich bis tief in die Nacht gefeiert und alles, was während des Abends passiert, wird zum Gesprächsthema im Büro mindestens bis Februar.

 

Oberstes Bild: Weihnachtsstern mal anders (Bild: Andreas Hermsdorf  / pixelio.de)[vc_text_separator title=“Wo liegt dieses Reiseziel?“ title_align=“separator_align_center“][vc_gmaps type=“m“ zoom=“14″ link=“https://maps.google.com/maps?q=Spain&hl=es&ie=UTF8&sll=37.0625,-95.677068&sspn=54.533615,79.013672&oq=spain&hnear=Espa%C3%B1a&t=m&z=6″ size=“350″]

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Ich schreibe, seit ich schreiben kann, und reise, seit ich den Reisepass besitze. Momentan lebe ich im sonnigen Spanien und arbeite in der Modebranche, was auch oft mit Reisen verbunden ist, worüber ich dann gerne auf den Portalen von belmedia.ch berichte. Der christliche Glaube ist das Fundament meines Lebens; harmonisches Familienleben, Kindererziehung, gute Freundschaften und Naturverbundenheit sind meine grössten Prioritäten; Reisen und fremde Kulturen erleben meine Leidenschaft; Backen und Naturkosmetik meine Hobbys und immer 5 Minuten zu spät kommen meine Schwäche.

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